Eine Gruppe Jugendlicher macht just
an dem Abend eine Tour in den Wald, an dem ein Waldarbeiter auf ein
mysteriöses Grab stößt, es öffnet, und damit einen Zombie erweckt, der
flink die Lebenden ebenfalls zu Zombies macht...
Wald der lebenden Toten...
1988 war das einst so beliebte Subgenre des Horrorfilms, der Zombiefilm, in seiner Beliebtheit bereits abgeflaut. Krampfhaft versuchten Studios dem Thema inhaltlich neue Impulse zu geben, teilweise mit so großartigen Erfolgen wie „Re-Animator“ und „The Return Of The Living Dead“. Aber eigentlich gab es kaum noch größere Produktionen, die sich für die wiedererweckten Leichen interessierten. Der Zombiemarkt verschob sich auch in Amerika in die Hand von Amateur- und Low Budget-Filmern.
„Zombie Nosh“, so der Film im Original, ist eine dieser Low Budget-Produktionen, und sie orientiert sich inhaltlich ein wenig an das große Romero-Vorbild „Die Nacht der lebenden Toten“. Die Zombies schluffen, Helden verbarrikadieren sich, und die Toten sind durch einen Schuss in den Kopf zu eliminieren. Doch es zeigen sich auch Gegensätzlichkeiten zum Vergleichsfilm.
Das Verbarrikadieren von Häusern erweist sich z.B. als wenig nützlich. Die Zombies sind intelligent genug Werkzeuge zu benutzen („Großangriff der Zombies“ lässt grüßen), und „Flesh Eater“ präsentiert uns einen kleinen Hintergrund der Geschehnisse, verweigert aber ebenso wie Romero Erklärungen. Wie der Zombie in das Grab kam, und wie man ihn seinerzeit erledigt hat ohne sein Gehirn zu zerstören, wird nicht erklärt. Regisseur Hinzman konzentriert sich lediglich auf die Folgen der Erweckung.
Schmiss einen Romero noch in eine überraschende Zombieinvasion hinein, so zeigt Hinzman uns Schritt für Schritt, wie es zu dieser kam. In den ersten 50 Minuten lernen wir jeden neuen Zombie persönlich kennen, und behalten die Übersicht über die derzeitige Population. Das ist ein interessanter Aspekt, birgt jedoch auch allerhand Nachteile.
So lernt man z.B. die zukünftigen Zombies meist kurz vor ihrem Tod kennen, weiß dass es zukünftige Opfer sind, und das langweilt schon ein wenig. Ständig hüpft die Geschichte von einem Ort zum nächsten (innerhalb der Wald- und Kleinstadt-Zone), eine Identifikation mit irgendwelchen Figuren ist nicht möglich.
Da gibt es den ersten Zombie, der krampfhaft kultig häufig von der Kamera in Großaufnahme festgehalten wird und tatsächlich ein wenig vom Flair des großen Mannes aus der „Das Böse“-Reihe versprüht. Aber einen solchen Kult kann man nun einmal nicht erzwingen. Und da gibt es so etwas wie zwei Helden. Ein junger Mann und eine junge Frau erleben die Invasion ziemlich von Anfang an mit. Allerdings interessiert sich Hinzman nicht sonderlich für deren Geschichte, sondern hält sie uns nur bereit für eine vorhersehbare schwarze Pointe.
Diese weiß deshalb nicht zu zünden, da der Regisseur diese erst eine Szene vor dem Geschehen vorbereitet. Er hätte die Beziehung der beiden viel früher intensiver gestalten können, aber er entscheidet sich erst kurz vor Schluss dafür. Damit ruiniert er nicht nur eine Pointe (die Romero besser gelang, aber wahrscheinlich von Hinzman ohnehin nur als Verbeugung vor dem Genie gemeint ist), sondern auch noch eine komplette Liebesszene, die gestelzte Dialoge in schlechtem Schauspiel präsentiert, wie es erbärmlicher kaum umzusetzen wäre. Liebesschwüre aus der „Springfield Story“ klingen glaubwürdiger.
Leider hat Hinzman ohnehin Probleme mit seinen Dialogen, und dies gepaart mit schlechter Figurenzeichnung lässt das an sich mühevoll erarbeitete Produkt stark bröckeln. Es ist nicht so, dass der Regisseur, der auch für vielerlei anderer Arbeiten an diesem Film verantwortlich war, „Flesh Eater“ lieblos herunterkurbelt. Man sieht ihm seine Mühe und seine Liebe zum Genre an. Leider weiß er dieser Gattung Film wenig hinzuzufügen, und von der Position eines talentierten Geschichtenerzählers ist er ebenfalls weit entfernt.
Da tut es gut, dass zumindest die Spezialeffekte zu überzeugen wissen. Es gibt eine sehr kurze Sequenz, in welcher man einen erschossenen Zombie als Puppe wiedererkennt. Aber solche Szenen bilden die Ausnahme. Hier geht es blutig zur Sache, und man sollte schon ein erfahrener Vielseher im Splatterbereich sein, um nicht mit Übelkeit kämpfen zu müssen. Abartigkeiten werden auf das Produktionsniveau gesehen recht glaubhaft getrickst und verteilen sich im Gesamtfilm recht gut, so dass keine müde Schlachtplatte a la „Zombie 90“ bei herausgekommen ist.
Die Zombies sind auch geglückt, verließ man sich hierbei doch darauf, dass weniger mehr ist. Vermodert können sie nicht sein, dafür sind die Leichen zu frisch, aber kleine Äderchen ums Auge herum und manchmal auch ausgeweidete Tote wissen zu überzeugen und sorgen in ihrer Vielfältigkeit für Abwechslung, ohne dabei so krampfhaft vorzugehen wie das Vorbild Romero.
Für meinen Geschmack bietet „Zombie Nosh“ zu viel nackte Oberweite. Man sieht wie bemüht Hinzman ist, noch möglichst irgendwo eine Szene zwischen zu quetschen, in welcher Fleischbeschau noch möglich ist. Das hat ein Film dieser Art jedoch in der Regel nicht nötig, und beim dritten Mal verdrehen sich die Augen schon ganz von allein.
Meiner Meinung nach hätte Hinzman mit seiner sehr anderen Perspektive auf den Beginn einer Invasion einen recht interessanten Beitrag zum Thema Zombies abliefern können. Leider entschied er sich in der letzten halben Stunde dafür uns auch das Ende dieser Invasion zu zeigen, wenn nicht gänzlich ohne Hintertürchen. Leider wäre dies, wenn man das Thema überhaupt auf diese Art beenden möchte, eher für eine Fortsetzung brauchbar gewesen. Da Hinzman nämlich nun von 90 Minuten Pflichtzeit nur noch 20 –über hat, hat er keine Möglichkeit uns das Szenario glaubhaft zu schildern.
Der Sheriff begreift viel zu schnell was passiert. Die Medien melden es flink. Eine Bürgerwehr glaubt an Halloween (!!!) direkt den Worten, man möge Monster (!!!) bekämpfen. Und die schussgeile Truppe besteht gleich aus Kunstschützen, die erfahrener sind als es jeder Jäger dieser Gegend sein könnte. Wirkten zu Beginn die Toten fast unbesiegbar (wenn auch auf unfreiwillig komischer Basis, wenn man einmal beobachtet mit wie wenig Gegenwehr sie sich ihre Opfer holen), so sind sie im letzten Drittel sehr einfach zu bekämpfen. Wo vorher das Hüpfen von einer Filmfigur, die zum Zombie wird, zur nächsten anödete, da langweilen im Finale die endlosen Gewalttaten gegen Zombies. Einer nach dem anderen wird per Kopfschuss hingerichtet. Wie öde!
O.k., das liest sich hier nun alles schlimmer, als es wirklich ist. Immerhin weiß „Flesh Eater“ seine Laufzeit lang trotz aller Monotonie zu unterhalten. Aber das liegt auch an seiner kostengünstigen Umsetzung nah am Amateurfilm, bei der man automatisch aus Sympathie das ein oder andere Auge zudrückt. Unsinnige Dialoge und allerhand schauspielerisches Untalent gibt es immer wieder. Noch schlimmer wird dieser Eindruck in der deutschen Fassung, die mal wieder hart an der Grenze des Erträglichen angesiedelt ist.
Nichtsdestotrotz macht „Zombie Nosh“ halbwegs Spaß, und das liegt nicht nur an den geglückten Spezialeffekten, sondern auch an der anfänglichen Ruhe, mit welcher Hinzman uns die dünne Geschichte erzählt. Hilfreicher für eine gelungene Atmosphäre wären allerdings besser herausgearbeitete Charaktere gewesen. Die hier angewandten wussten lediglich wegen ihrer Prüderie und Humorlosigkeit zu verärgern. Andererseits ist dies vielleicht gar nicht mal der falsche Kniff für einen Fan-Film, dann kann der Gernre-Erfahrene immerhin zu seinem Freund, dem Zombie halten anstatt zu dessen Futter. OFDb
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