Ein Teenager erweckt versehentlich einen mächtigen, chinesischen
Geisterkrieger. Da er Fan der Filme mit Bruce Campbell ist, redet er den
Leuten im Dorf ein Bruce könne ihnen helfen. Der B-Movie-Darsteller
hält das Angebot für ein Schauspiel...
Der echte Peter Vincent...
Es war einmal ein Filmfan, der lebte in einem kleinen Kaff und betete den B-Star Bruce Campbell an. Jenen Star, der als Ash in „Tanz der Teufel“ gegen Dämonen kämpfte, als Elvis in „Bubba Ho-tep“ gegen eine Mumie, als Jack in „Maniac Cop“ gegen einen Zombie-Polizisten und meist in ähnlich gearteten Filmen auftrat. Was sich bis zu dem kleinen Kaff Good Lick, in dem der Filmfan lebte, noch nicht herumgesprochen hatte: Bruce war ein Schauspieler und kein echter Kämpfer gegen Monster. Eine fatale Wissenslücke, denn der Teenager bestellte Bruce Campbell in das Dorf, nachdem er einen alten chinesischen Geister-Krieger erweckt, und damit die ganze Stadt ins Verderben gerissen hatte.
Dass Bruce nun glaubt eine Rolle spielen zu müssen, erinnert nicht von ungefähr an „Drei Amigos!“ und „Galaxy Quest“. Aber das stört ebenso wenig wie die Tatsache, dass der andere Teil der Geschichte grob gesehen aus „Fright Night“ a la „Die rabenschwarze Nacht“ entwendet wurde. Es stört deshalb nicht, da B-Star Bruce Campbell nicht nur so irre locker an das Projekt herangeht, er beweist auch, wie toll er über sich selbst lachen kann.
Hin und wieder wollen Berühmtheiten zeigen, dass sie dies können. Bohlen beging mit „Dieter – Der Film“ einen selbstverliebten Schritt in diese Richtung und veräppelte sich nur im Rahmen dessen, was vertretbar war ohne sein Gesicht und seinen coolen Ruf zu verlieren.
Campbell geht in „My Name Is Bruce“ gewagtere Schritte. Stellt er sich doch charakterlich ziemlich gleich mit dem zur Extreme geratenen Ash aus „Armee der Finsternis“. Er parodiert seinen Ruf und die Qualität seines Schaffens und das Niveau der Filme in denen er agiert. Er stellt sich selbst als notgeilen, selbstsüchtigen Versager dar mit infantilem Charakter, besser gesagt sogar eigentlich ohne eigene echte Persönlichkeit. Bruce sonnt sich im Ruhm eines Stars und verzweifelt an selbigen, da er nicht in der A-Liga spielt.
Sein Spiel ist überzogen wie zu besten Zeiten in „Tanz der Teufel 2“. Letztendlich löst er sich damit aber auch nicht komplett von seinem coolen Ruf, schafft es aber nicht so selbstverliebt zu agieren wie Dieter Bohlen, so dass er immerhin einen Schritt weiter ist als dieser, wenn auch damit immer noch nicht am Ziel angekommen, das man mit einem selbstparodierenden Projekt erreichen könnte.
Das ist jetzt sehr kritisch und ist auch arg streng geschimpft, deshalb wende ich mich wieder den guten Seiten zu: Die Geschichte ist trotz oder wegen ihrer Trivialität sehr kurzweilig zu schauen. Neben Bruce und seiner Filme bekommt auch die Merchandising-Industrie ihr Fett weg, ebenso wie das Fanverhalten Jugendlicher. Dies findet in „My Name Is Bruce“ sogar ihren Höhepunkt, wenn der Campbell-Fan voller Stolz seinem Helden die selbstgebastelte Kettensäge a la „Evil Dead 2“ überreicht. Lustig auch, dass der schundmüde Bruce diese dankend ablehnt.
Der Horrorpart rückt weit zurück. Im Vordergrund steht der Spaß. Schön dass man sich im Horrorbereich trotzdem Mühe gab. Der Chinamann wirkt bedrohlich und als Parodie zugleich. Sein köpfendes Umherwandern ist nicht ohne, wenn auch keine Blutorgie, und die Art ihn aufzuhalten erinnert an „Jack Frost 2 - Die Rache des Killerschneemanns“, „Angriff der Killertomaten“ und „Little Devils“, ist hier aber nicht ganz so lustig wie in den drei anderen Filmen, was nicht weiter wild ist, da die Art wie der Film endet alles wieder wettmacht. In einem Werk wie „My Name Is Bruce“ kann man sich alles erlauben, und das beweist Mr. Campbell mit der mehrfachen Pointe der etwas längeren Schlussszene. Elemente davon wurden bereits auf ähnliche Art in „Der kleine Horrorladen“ parodiert, aber gute Komödien definieren sich nicht immer rein durch neue Ideen, sondern auch durch die Art der Umsetzung. Und da hat „My Name Is Bruce“ nun einmal einen höllisch guten Trumpf: Bruce Campbell.
„My Name Is Bruce“ macht Spaß und macht’s auch sicherlich dann, wenn man Bruce Campbell gar nicht kennt. Wer es tut bekommt mehr zu lachen und darf mehr versteckte Gimmicks entdecken. Wer über Trash lachen kann, kann über „My Name Is Bruce“, der ja letztendlich eine Parodie auf Trash ist, ebenso herzhaft lachen. Wer Trash nicht mag, sollte zumindest einen Hang zum Experimentellen haben. „My Name Is Bruce“ erzählt seine Geschichte nicht brav nach Schema F, sondern wagt Stilbrüche ebenso wie inhaltliche.
Was mir letztlich etwas bitter aufgestoßen ist, ist die schlechte Ausarbeitung des Grundes, warum Bruce als Held ins Dörfchen zurückkehrt. Da hätte man am Drehbuch etwas einfallsreicher basteln können. Letztendlich ist der fertige Film aber durchaus einen oder mehrere Blicke wert. OFDb
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