14.02.2013

DER SCHRECKEN SCHLEICHT DURCH DIE NACHT (1958)

Dr. Blake untersucht einen prähistorischen Fisch. Als durch eine Wunde Fischsubstanz in den Körper des Forschers gerät, verwandelt sich dieser in einen Ur-Menschen...
 
Wer schlecht klaut, muss sich gut tarnen...
 
Jack Arnold ist für seine wissenschaftlichen Spinnereien in Monsterfilmen bekannt. Da gab es das Wesen, das zwischen Fisch und Mensch steht, Tiere wurden übergroß, ein Mensch schrumpfte, an Ideen mangelte es nicht, auch wenn diese oft von anderen Werken inspiriert waren (z.B. lieferte „Formicula“ die Idee zu „Tarantula“).

Bei „Der Schrecken schleicht durch die Nacht“ ist es genauso. Im Prinzip erzählt Arnold uns nur eine, zur damaligen Zeit moderne ,Variante des altbekannten „Dr. Jekyll und Mr. Hyde“-Themas (die rückblickend wegen ihres wissenschaftlichen Nonsens alberner wirkt als die wesentlich ältere Original-Variante). Aus dem unterbewussten Unzivilisierten wurde lediglich der evolutionäre Rückschritt, bzw. das Urtier im Menschen, erklärt über die Gammastrahlenbehandlung eines Urfisches.

Alles geschieht im Namen der Wissenschaft – so lange man sich auch bloß keinen Hauch mit ihr auskennt. Das ist amüsant, typisch Arnold, großteils sogar unterhaltsam. Denn Arnold wäre nicht Arnold, wenn er es nicht ab und an richtig krachen lassen würde. Wo andere Schundfilmer es bei einem prähistorischen Mann gelassen hätten, lässt er gleich noch zusätzlich für kurze Momente einen Urhund und eine Riesenlibelle auf den Zuschauer los. Alles ist für seine Zeit nett getrickst, lediglich der Hund darf während seiner bösen Attacken fröhlich mit dem Schwanz wedeln. Sich daran aufzuhängen wäre allerdings Kleinkrämerei, und ist in einem kleinen Monsterfilm ohnehin nicht der Rede wert.

Obwohl niemand den Film wirklich ernst nehmen würde (und damals sicherlich bereits auch nicht), ist er bierernst erzählt. Humor funkelt nur am Rande durch, das Thema selber lässt nicht einmal Augenzwinkerei aufblitzen. Dass daraus nicht eine reine unfreiwillige Komödie wurde, mag an der gelungenen Umsetzung liegen. Die Geschichte wird nie langweilig, eben erwähnte Zusatzkreaturen lassen auch den ungeduldigen Zuschauerpart interessiert dran bleiben, obwohl die Hauptkreatur erst spät in Erscheinung tritt, und die Charaktere wirken trotz ihrer Banalität, dank sympathischer Besetzung.

Lediglich wenn die eigentliche Kreatur selbst zum Einsatz kommt, verzeichnet der Film einen Einbruch. Die Affenkreatur sieht nicht nur lächerlich aus, sie wirkt auch in keiner Sequenz bedrohlich. Eben weil die Geschichte so nah an "Dr. Jekyll und Mr. Hyde" orientiert ist, und es davon so viele gelungene Verfilmungen gibt (schon damals), ist es sehr enttäuschend, dass Arnold es nicht schaffte, „Monster On The Campus“ (Originaltitel) so nett zu beenden, wie er ihn bis zum besagten Zeitpunkt erzählte.

Selbst das Finale ist ein dreister Klau des „Jekyll und Hyde“-Themas, nur die monströsen Randerscheinungen und die drollig dämliche wissenschaftliche Erklärung lenken von dem Themendiebstahl ab. Die Grundidee hätte man als verwandt einstufen können, die Umsetzung erinnert aber viel intensiver an den Wissenschaftler mit seinen zwei Seelen in der Brust, als es nötig gewesen wäre.

Bis geschätzte 20 Minuten vor Schluss ist „Der Schrecken schleicht durch die Nacht“ ein sympathischer Monsterfilm zum Kopfausschalten. Wenn der Affentrottel auftaucht, verpufft leider ein Großteil der zuvor eingefangenen Atmosphäre. Wo sich vorher zeitloser Monsterfilm und nostalgische Umsetzung paarten, bleibt am Schluss nur noch naiver Monsternonsens übrig, der nur noch zur Belustigung taugt. Somit werden sowohl Trashfans der unfreiwilligen Komik bedient, als auch welche freiwillig naiven Nonsens. Kurzweilig ist das Gesamtergebnis alle male. Es wäre aber mit dem vorhandenen Material wesentlich mehr möglich gewesen, auch unter der Regie Jack Arnolds. Das zeigen viele seiner anderen Genrebeiträge.  OFDb

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