14.02.2013

JOLLY ROGER - DAS MASSAKER VON CUTTER'S COVE (2005)

Durch das Öffnen einer Schatzkiste wird ein blutrünstiger Pirat erweckt. Die Jugendlichen, die ihn befreit haben, werden von ihm getötet. Zwei Teenager, die ihm entkommen konnten, stehen unter Mordverdacht. Da die beiden ihre Unschuld beweisen wollen und da der Pirat immer weiter mordet, brechen die beiden aus der Untersuchungshaft aus und suchen den gefährlichen Freibeuter...
 
Ein Seeräuber, den Videopiraten sicherlich freiwillig in Ruhe lassen...
 
Ein toter Pirat ersteht auf und säbelt allerlei Leute nieder, gerne auch mal ein paar nervige Teens. Das klingt so 08-15, dass man meinen sollte, es würde zumindest den Genrefan unterhalten. Aber weit gefehlt, „Jolly Roger“ ist wirklich unglaublich schlecht.

Ganz übel ist zunächst einmal die deutsche Fassung, herausgebracht von der unter Filmfreunden ohnehin verhassten Firma M.I.B., die sich erdreistete trotz einer FSK 18 eine komplett zerstückelte Fassung vorzulegen. Was da an blutüberströmten Effekten ursprünglich enthalten war kann man nicht mal mehr erahnen, so schnell wird die Schere einsetzt. Was daran eine Freigabe von 18 bleiben soll bleibt ein Rätsel. Aber machen wir uns nichts vor, das wegmassakrierte Massaker wird diese olle, bescheuerte Schlaftablette auch nicht mehr retten können.

Der Pirat sieht schlecht aus, und wie er plötzlich auferstanden ist weiß keine Sau. Sein Schädel wird ins Meer geworfen und plötzlich ist er da. Mag sein, dass auch dies an der M.I.B.-Fassung liegt, falls nicht sei nur einmal erwähnt, dass selbst billigste Schundfilme wie „Horror Of Party Beach“ trotz Geldknappheit noch irgendeine Form der Metamorphose zeigen konnten. Dann sollte man doch meinen, in einer billigen Schnellproduktion unserer Zeit wäre dies auch möglich.

So wie der Pirat aus dem Nichts kommt, so kommen auch jegliche Beweggründe der Filmfiguren aus dem Nichts. Kaum eine Handlung ist nachvollziehbar. Man weiß nicht warum der Sheriff die überlebenden Teens wie Dreck behandelt, man weiß nicht warum der Teenheld türmt und glaubt, ohne Beweise käme er auf den elektrischen Stuhl, man weiß nicht warum seine noch blödere Freundin sich ihm anschließt, und man weiß nicht was die Sheriffgehilfin unter einem kurzen Augenblick versteht: Sie sperrt die Helden ein, diese brechen aus, Schnitt, der Pirat tötet wieder wen, Schnitt, die Polizei entdeckt die Leiche, Schnitt, die Sheriffgehilfin telefoniert mit dem Sheriff und erzählt, dass die Helden ausgebrochen sind, obwohl sie diese nur einen kurzen Augenblick allein gelassen hätte. Hä? Was´n nu? War der Sheriff 10 Sekunden nach dem Mord am Tatort, weil er per Zufall mal dort langgeschlendert ist? Und wie kommt er dann auf die Idee, nur mal so aus Jux in einen Lagerraum zu gucken? 

Fehler in der Logik schön und gut, aber bitte nicht in dieser Extreme. Man hätte nur den Schnitt anders setzen müssen oder den Text umformulieren müssen (vielleicht nur ein Fehler in der deutschen Fassung?), und das Problem wäre behoben gewesen. Aber wer hat in einer Schnellschissproduktion auch noch Zeit ein zweites Mal über das fertige Produkt zu schielen? Das kostet ja ein paar Cent mehr!

Inmitten dieses Vollschrotts erleben wir auch noch die ungewöhnlichste Überwachungskamera aller Zeiten: Stillstehend, und doch mit flotten Schnitten aus diversen Perspektiven eine Situation zeigen. So etwas ignoriert auch nur das blitzlichtgewittergeile Modepublikum. Und da die Aufnahmen der besagten Kamera so besonders geglückt sind, dürfen wir sie auch gleich öfters sichten, einmal reicht da einfach nicht. Zusätzlich zu der mehrfach gezeigten Szene aus der Überwachungskamera-Perspektive durfte man selbiges bereits zuvor aus Kino-Perspektive erblicken. Manche großartigen Filmmomente muss man einfach ein halbes Dutzend mal sichten, um sie entsprechend zu würdigen.

Regisseur Gary Jones hat also komplett Mist gebaut. Er drehte sein Werk zu flott herunter und konnte die miesen Darsteller nicht halbwegs animieren ihre Figuren auch nur im groben glaubhaft zu verkörpern. Er unterließ es das öde Drehbuch mit Ironie aufzupeppen, und der Mörder, diesmal im Seemannskostüm, bekommt nicht einmal ein paar lustige Sprüche in den Mund gesetzt. Schade, mit „Mosquito“ und „Crocodile 2“ hat Jones immerhin kurzweilige, wenn auch anspruchslose, Horrorkost abgeliefert. Und selbst der sehr blöde „Spider Attack“ taugte immerhin noch zur unfreiwillig komischen Belustigung. „Jolly Roger“ hat nicht einmal dieses Ziel erreicht.  OFDb

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