Charlie Brewster war in Therapie und ist nun geheilt. Es gibt keine
Vampire. Sein alter Kumpan Peter Vincent sieht dies jedoch völlig
anders. Doch auch Charlie muss der Wahrheit ins Auge sehen. Nicht nur
dass in seiner Nachbarschaft gerade eine komplette Vampirfamilie
eingezogen ist, als Verwandte des von ihm und Peter getöteten Jerry
Dandridge haben sie sich einen besonderen Racheplan für die beiden
ausgedacht...
„Fright Night“ gehört in meinen Augen zu den besten Filmen die es im Bereich des Vampirhorrors überhaupt gibt. Deswegen war ich alles andere als böse darüber, dass eine Fortsetzung hinterhergeschoben wurde. Diese erfreut mit den wichtigsten Gesichtern aus Teil 1 und damit direkt auf den Geschehnissen des Vorgängers aufzubauen.
Zunächst wirkt die Story wie eine schlichte Kopie, im Laufe der Zeit wird zunehmend deutlicher um was es eigentlich geht, und dass Teil 2 sehr wohl einen eigenen Weg beschreitet: Der Schwestervampir des in Teil 1 getöteten Blutsaugers will Rache. Und dafür soll Brewster selbst ein Wesen der Nacht werden.
Diese Idee war schon in seiner Entstehungszeit nicht neu. Immer wieder wurden Teens zu irgendwelchen Monstren, was manchmal verhindert werden musste („Einmal beißen, bitte“) und sich manchmal als angenehmer als vermutet herausstellte („Teen Wolf“, „Liebe mit Biss“). In den 80er Jahren wurde es typisch, das Horrorgenre humoristisch zu untermalen. Und da gerade auch eine Teenie-Film-Welle durch die Lichtspielhäuser geisterte, war eine Flut dieser Filme unausweichlich.
„Fright Night 2“ ist, ebenso wie sein Vorgänger, humorvoll erzählt, im Gegensatz zu den eben genannten Vergleichsfilmen steht der Horror allerdings im Vordergrund. Doch um zu erörtern warum die Fortsetzung des so gelungenen „Die rabenschwarze Nacht“ nicht richtig funktioniert ist der Komikfaktor ein gelungener Einstieg:
Der Vorgänger verwendete stillen Humor, der nur ganz selten laut wurde, beispielsweise wenn der furchtlose Vampirkiller sich als Angsthase entpuppte. Teil 2 bietet Holzhammer-Komik mit sich verletzenden Vampirwesen und dem Spiel mit ihrer ungewöhnlichen Lebensart. Der Humor der Fortsetzung ist auffälliger, nicht zu übersehen, er ist aber auch geringer dosiert als im Original.
Ein weiterer wichtiger Punkt sind die Vampire selbst. Der Blutsauger des Originals war ein mystisches Wesen, düster und für das weibliche Geschlecht erotisch. Die Vampire der Fortsetzung sind Freaks, jeder mit seinem ganz besonderem Charakter-Special versehen, leider keiner mit ernsthaft besonderem Reiz. Der eine frisst Insekten, ein anderer mordet auf Rollschuhen, einer ist ein sexgeiler Tölpel, lediglich der Obervampir, die Schwester des Verstorbenen 1000jährigen Dandridge aus Teil 1, wird versucht auf mystische und erotische Art darzustellen.
Ihr Schauspiel auf der Party und in der Fright Night-Sendung haben einen Hauch dieser Mystik ihres Bruders, aber nicht die Person selbst. Und wo ihr Vorgänger auf geheimnisvolle Art erotisch anziehend war, ist es seine Schwester auf die ganz gewöhnliche, gerade zu plumpe Art.
Die ungewöhnlichen Vampircharaktere deuten zumindest darauf hin, dass man das Original nicht einfach wiederholen wollte. Das ist an sich lobenswert, aber dem Ersatz fehlt es schlichtweg an Klasse und Wirkung.
Wegen seines ständigen, nicht zu aufdringlichen, Spiels mit der Erotik, war auch der Soundtrack Brad Fiedels enorm wichtig für die intensive Wirkung des Originals. So erfreut es zunächst, dass auch in der Fortsetzung seine Musik wieder eingebracht wurde. So toll sie ist, so schade ist es zu merken, dass die Bilduntermalung nie der großartigen Musik gerecht wird. Und die Gesangsversion des „Fright Night“-Themas im Abspann ist fast wie ein Tritt ins Gesicht.
Die Darsteller auf der Menschenseite sind im groben die selben wie jene aus Teil 1 geblieben. Lediglich die Frau an Brewsters Seite wurde ausgetauscht. Sie spielt o.k., aber kaum nennenswert, ebenso wie ihre Vorgängerin. Diese hatte immerhin ein paar nette Passagen vom Drehbuch geschenkt bekommen. Die Neue hat nur noch ganz selten besondere Momente, z.B. wenn es um die Diskussion minderer Literatur geht. In den Szenen in denen sie wichtig wird (z.B. wenn sie Peter Vincent aus der Irrenanstalt befreien soll) schimmern ihre schauspielerischen Defizite durch. Das ist schade, da sie ansonsten als starke, intellektuelle Freundin neben Brewster wirkt.
Roddy McDowall, erneut als der furchtlose Vampirkiller besetzt, bringt wie immer seine besondere Mimik mit ein. Er wirkt in seiner Darbietung allerdings blasser. Sein Spiel wirkt wie routinierte Pflicht. Ein Glück dass er ein Profi war und auch mit halber Backe noch immer gut zu wirken wusste.
William Ragsdale wirkt gewöhnlich. Das ist sein Trumpf in dieser Rolle, erklärt aber auch warum er es nie zum großen Bekanntheitsgrad geschafft hat. Teil 2 fordert von ihm mehr Schauspielkunst als er besitzt. Sehr deutlich wird dies bei seiner Darstellung der Hin- und Hergerissenheit zwischen Freundin und Vampirchefin während der fast finalen Metamorphose zum Nachtwesen. In solchen Momenten wird es „Fright Night 2“ zum Vorteil eine Horror-Komödie zu sein, so wirkt diese Überforderung wenigstens nicht peinlich.
Regisseur Tommy Lee Wallace hat Routine abgeliefert. Selbst wenn man „Mein Nachbar, der Vampir“ (Alternativtitel) völlig für sich sieht (was beim direkten Storyaufbau zu Teil 1 kaum möglich ist) ist er nur ein kleiner Routinefilm geworden. Nie kommt echte Spannung oder (noch viel wichtiger) Atmosphäre auf. Nie konzentrierte Wallace sich bei seiner Erzählung auf etwas bestimmtes. Alles sollte eingebracht werden, keiner durfte in seiner Rolle zu kurz kommen, und so erreichte er am Ende das genaue Gegenteil.
„Fright Night 2“ hat durchaus seine Vorzüge: Er präsentiert gelungene Kreaturen, ist nett getrickst, einige Gags wissen zu belustigen, langweilig wird es auch nie, und es ist besonders lobend zu erwähnen, dass die Geschichte in aller Seelenruhe angekurbelt wird, nicht gleich den großen Knalleffekt präsentiert und dass das was erzählt werden soll, einem nicht direkt auf die Nase gedrückt wird. Aber all dies verhilft dem Streifen nicht zu einem besseren Ergebnis. „Mein Nachbar, der Vampir“ ist kurzweilig aber belanglos. Er ist bemüht aber blutleer. Und er verspielt jede Menge Potential, insbesondere bei der Musik und den Figuren. OFDb
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