In der Filmgeschichte kam es immer wieder zu Zufällen, dass zwei Produktionen ziemlich zeitgleich der selben Idee nachgingen. Ob es naheliegende, da die Menschheit aktuell beunruhigende Themen waren wie in den beiden Kometen-Filmen „Deep Impact“ und „Armageddon“, aufgrund moderner Fortschritte Werke wie die Mars-Filme „Red Planet“ und „Mission To Mars“ oder rein zufällige wie die Ameisen-Trickfilme „Antz“ und „Das große Krabbeln“, die Filmgeschichte ist voll von solchen Parallelereignissen. Das Thema zu „Die Horror-Party“ und „Die Todesparty“ war geradezu zu erwarten, beides Slasher die 1986 erschienen sind und sich nach Vorbildern mit den Daten um „Freitag der 13.“, „Halloween“ und dem Valentinstag in „Blutiger Valentinstag“ den 1. April vornahmen. Dass auf diese Idee unabhängig zwei Teams von Filmschaffenden kamen ist ein netter Zufall, aber eigentlich keine Überraschung.
Während der etwas uninspiriert heruntergedrehte Genre-Mitläufer „Die Todesparty“ das Datum des 1. Aprils nutzt um von einem Tag zu erzählen, an dem einst ein Streich gewaltig schief lief, und der Mörder zu Rachezwecken 5 Jahre später tödliche Aprilscherze vorbereitet, scheint der erste Tag im April in „Die Horror-Party“ nur eine Basis zu sein, um die Gruppe zusammen zu führen, jede Menge Spaß erleben zu lassen und dann die kalte Bedrohung einer ernstzunehmenden Gefahr spüren zu lassen. Darin spiegelt sich eine Variante der von einem Studenten offen geäußerten Situation aller anwesenden Studenten wieder: das Studium neigt sich dem Ende, keiner weiß was er werden will, doch der Ernst des Lebens steht bevor.
Anstatt sich diesem zu stellen, wird noch einmal herzlich herumgeblödelt, was bereits auf der Fähre zu einem blutigen Unglück führt. Von dieser Szene an haben wir nicht nur bereits einen ersten Verdächtigen, der einen für Horrorfilmverhältnisse möglichen Grund hat den jungen Erwachsenen ans Leder zu wollen, auch hier kristallisiert sich erstmals besagte Situation der Kids wieder: die Zeit der geistlosen Streiche ist vorbei, der Ernst des Lebens wartet und lässt sich nicht ignorieren. Mehr noch: wer geistlos Party macht und unüberlegt handelt, provoziert den Ernst des Lebens geradezu herbei, auf eine höchst unangenehme Art.
Damit wird nicht nur eine Botschaft geäußert, die der ab den 80er Jahren nur all zu gern gelebten Spaßgesellschaft den Kampf ansagt, damit zeigt sich auch dass der „Horror-Party“ ein wohl überlegtes Drehbuch zugrunde lag das mehrschichtig arbeitet. Zu meinem Erstaunen war „April Fool‘s Day“ nämlich eine professionelle Produktion, hinter der mehr Talent steckt als im Genre des Slasher-Horrors üblich. Die Schauspieler sind gut gewählt, das Drehbuch ist clever und bietet uns Charaktere anstatt reine Stereotype, und zum überraschenden Ende hin macht alles Sinn, selbst um die Ecke gedachte versteckte Äußerungen und Botschaften, die klar machen, warum es sich zum Erzählen der Geschichte um eine Bande reicher Privilegierter handeln musste.
Der Stammzuschauer des Genres mag beklagen dass die Morde relativ unblutig ausgefallen sind, die FSK 16 muss nicht verwundern. Aber das lässt sich verkraften aufgrund des ansonsten so guten Ergebnisses. Und ein gutes Drehbuch sei Dank gibt es tatsächlich spannende Möglichkeiten wer denn nun der Mörder ist, so dass fleißig mitgeraten werden kann, und fast jeder am Ende des Streifens überrascht sein darf, wenn es zur Enttarnung kommt, werden doch nur die wenigsten aufgrund einer gut ablenkenden Story die finale Wende vorhergesehen haben. Drauf kommen kann man aber sehr wohl. Meiner Meinung nach dürfte der Film aber selbst dann gut funktionieren.
Das schöne an „Die Horror-Party“ ist jedoch nicht nur sein finaler Kniff, dann würde er ja lediglich routiniert darauf hinarbeiten und den Restfilm als Füllzeit betrachten. Die Verantwortlichen des Streifens haben sich mit der seit „Halloween“ ausgelösten Slasher-Welle etwas genauer beschäftigt, um nicht nur gängige Rituale zu zelebrieren, die für dieses Sub-Genre obligatorisch sind, sie spielen geradezu mit den Regeln dieser Filmgattung. Sie lieben es mit den Erwartungen des (Stamm)Zuschauers zu spielen, drehen dafür auch gerne Mal Regeln um, oder verleihen einem Ritual entweder einen anderen Hintergrund oder ein anderes Ergebnis, so dass die Thematik des 1. Aprils nicht nur oberflächlich in der Geschichte selbst zu finden ist, sondern eigentlich auch in der Art, wie mit dem Konsumenten des Streifens umgegangen wird.
Im Buch von „Die Horror-Party“ besitzt halt alles eine Mehrdeutigkeit, einen tieferen Hintergrund, eine pfiffige Idee oder einen Hintergedanken. „April Fool‘s Day“, der 2008 unter dem Titel „April, April - Tote scherzen nicht“ neu verfilmt wurde, erweitert die Chance lediglich auf der Leinwand/dem Bildschirm seine Effekte zu erzielen. Er durchbricht diese Dimension und erreicht den Zuschauer direkt. Sprich: was die Verantwortlichen von „Im Augenblick der Angst“ auf höchst unwirksame Art krampfhaft versuchten zu erreichen, schafft „Die Horror-Party“ auf wesentlich entspanntere Art durch ein geistreiches Drehbuch bereits ein Jahr zuvor viel besser. Mag dem Werk auch der letzte Schliff zur echten Empfehlung fehlen (dafür ist er wahrscheinlich trotzdem zu eng an die Slasher-Regeln gekettet), eine positive Überraschung innerhalb dieser Gattung Film war er definitiv. OFDb
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