Bereits in Spielbergs Science-Fiction Hit „Krieg der Welten“ fiel mir erstmals auf, dass Tom Cruise nach jahrelangem abgefilmt werden endlich so etwas wie ein Schauspielern in seinem Tun erkennen ließ. Nun, Jahre später in „Oblivion“ muss ich sagen: der Mann kann es endlich. Er weiß in einer Rolle zu überzeugen. Meist agierte er bisher mehr schlecht als recht in sehenswerten Filmen, oft so besetzt, dass er innerhalb seiner Grenzen glaubwürdig blieb und nicht zu viel Schaden anrichten konnte. Hier nun darf er mehr denn je im Mittelpunkt stehen, tragische wie actionreiche Taten bestehen und simsalabim: man glaubt es ihm.
Schön dass sich Cruise gerade jetzt in seinem langjährigen Job weiterentwickelt hat, denn „Oblivion“ ist ein kleiner Geheim-Tipp im Science Fiction-Kino der Neuzeit, auch wenn er durchaus Ansätze bekannter Stoffe besitzt. Aus relativ jungen Jahren erinnert so manches an „Wall-E“ und „Moon“, aber auch klassische Werke wie „Planet der Affen“ und "Der Omega Mann" linsen immer wieder um die Ecke. Die bekannten Elemente sind dabei nie zu dominant vorhanden, so dass sich „Oblivion“ nicht wie ein Zusammenklau vergangener Erzählungen a la „Harry Potter“ und „Krieg der Sterne“ anfühlt, sondern eher eine Weiterführung des gesellschaftskritischen Endzeit-Kinos geworden ist, anstatt nur ein naiv-charmanter Ableger dessen.
Zur wichtigsten Grundlage um dies überhaupt erreichen zu können, gehört ein für unsere Kinozeiten erstaunlich gelungenes Drehbuch mit psychologisch glaubwürdigem Szenario und ebensolchen Figuren, allerhand überraschender Wendungen, genügend Potential zur Dramatik und einer Geschichte, der stets mehr Beachtung geschenkt wird als den Spezialeffekten, die Blockbuster-typisch nicht gerade zweitklassig und selten zu sehen sind. „Oblivion“ lebt von seinen glaubwürdigen Charakteren und macht sich den Erzählstil modernerer Popkorn-Filme a la „Pacific Rim“ zu Nutze einen schnell abgearbeiteten Großteil der Vorgeschehnisse zu präsentieren, um diesen für einen gewitzten Kniff zu nutzen.
Was einst passierte ist glaubwürdig vorgetragen und umgesetzt, schnell findet sich der Zuschauer im Geschehen zurecht und recht schnell baut man eine Identifikation mit dem Helden Jack auf. Geschickt wird mit den Vermutungen des Zuschauers gespielt, mit denen teilweise offen gepokert wird. Manches Mal fliegen dem Publikum aber auch Überraschungen urplötzlich um die Ohren. Dabei hält der Film immer ein tolles Gleichgewicht aus Spannungsmomenten, Action und dem Dramenbereich, während die Geschichte gekonnt Popkorn-Kino mit tiefgehender Story zu vereinen weiß, so dass modernes Kino endlich mal wieder nicht nur geistlos daher kommt, sondern ganz im Gegenteil auch so einige Herausforderungen für den Geist des Publikums bietet.
Zudem schaffen es Regie und Autor ihr Werk zu möglichen Diskussionsgrundlagen werden zu lassen, z.B. in seiner höchst Ethik-kritischen Schluss-Szene, die weit über das hinaus geht was bereits in Szenen-ähnlichen Werken wie „Appleseed 2“ erzählt wurde. In solchen Momenten weiß „Oblivion“ gekonnt zu provozieren und dem Zuschauer nicht nur Altbewährtes schlucken zu lassen.
Danke für so viel Mut, Ideenreichtum und Respekt an der Sache, denn nur auf diesem Wege konnte dem Science Fiction-Fan mal wieder mehr beschert werden als kurzweilige Sinnlos-Kost zum Kopfabschalten. Mir hat das moderne Blockbuster-Kino mit „Oblivion“ ein überraschendes, völlig unerwartetes Geschenk bereitet, von dem ich froh bin, dass ich es überhaupt entdeckt habe, bei all den wenigen aktuellen Großproduktionen die ich überhaupt noch gucke. OFDb
Der hat dich aber begeistert! Ich fand ihn nicht ganz so gelungen (zu vorhersehbar), aber insgesamt dennoch sehenswert mit tollen Effekten und einem klasse Score!
AntwortenLöschenIch habe vorhin auch Deine Besprechung dazu gelesen. Fand es etwas schade, dass Du ihn fast nur auf seine Optik reduziert hast. Aber gut dass er selbst dann noch zu funktionieren weiß, wenn man die Wendungen voraus ahnt. Spricht schließlich auch für den Film. :)
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