Gleichzeitig gelingt es Ute Wieland einen emotional mitzureißen, spätestens beim herzzerreißenden Schluss. Gewagte Momente brechen immer wieder die trügerische Bravheit, die "Tigermilch" vorgibt zu atmen, sei es die schockierende, aber mit einer entspannten Leichtigkeit dargebotene Art der gemeinsamen Entjungferung, oder die knallharte Schlussentscheidung, die auch das Metier der gerne Welten retten wollenden Sozialarbeiter gekonnt entlarvt. Man ist emotional unendlich traurig, nachdem man diese Freundschaft mit all ihren Hochs und Tiefs so intensiv miterleben durfte.
Die Darsteller machen ihre Sache gut, "Tigermilch" verkommt nie zum peinlichen Seifenoperbereich mit untalentierten Amateur-Schauspielern, sondern findet seinen eigenen ernstzunehmenden Platz zwischen derartigen Fremdschämfilmen, leichter Privatfernsehkost und eingangs erwähnten nüchternen Kunstfilmen. Trotz vieler bitterer Momente, teilweise gar spannungsgeladenen, atmet das Jugend-Drama eine lebensbejahende Mentalität. Und dass sich in Sachen Vernunft und Tunnelblick die Fronten zwischen den Hauptfiguren glaubwürdig tauschen, anhand der Entwicklungen der Charaktere, weiß aufgrund des schleichenden Wandels diesbezüglich zu gefallen. In "Tigermilch" gibt es kein Schwarz und Weiß, kein Richtig und Falsch, kein Gut und Böse, auch wenn es aufgrund der Perspektive einer naiven Jugendmentalität kurzfristig oft so scheint. Wiki
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