Michael und Jason hatten keine Chancen mehr an den Kinokassen, und selbst Sprücheklopfer Freddy Krueger wurde abgelöst von "Chucky - Die Mörderpuppe". Als diese trotz frecher Schnauze und erfolgreichen Einnahmen aufgrund äußerer Umstände nach Teil 3 zunächst nicht mehr fortgesetzt wurde, dachte sich irgendwer wohl es wäre an der Zeit die frei gewordene Nische mit einem anderen ätzenden Winzling, der den Menschen die Hölle heiß macht, zu besetzen, und so erschien 1993 "Leprechaun" auf der Bildfläche. Mag dieser auch nie die Popularität der breiten Masse erhascht haben, so brachte er es trotzdem bis 2018 auf sechs Fortsetzungen und einem Reboot. Warum dennoch nur der eingefleischte Genre-Freund von dem fiesen Kobold spricht, der sein Gold blutig zurück fordert, erklärt ein Blick auf den Film, der weit routinierter und unsinniger ausfällt, als all die eben genannte Konkurrenz.
Meiner Meinung nach kommt der Kobold bei weitem nicht so stilsicher daher, wie die Mörderprominenz des Horrorbereichs. Der Leprechaun, den Warwick Davis verkörpert, mutet oft eher peinlich und infantil an, anstatt scharfzüngig und schwarzhumorig verspielt. Das scheint zwar bis zu einem gewissen Grad gewollt zu sein, aber damit hat man letztendlich aufs falsche Pferd gesetzt, denn Regisseur Mark Jones versucht gleichzeitig Spannungsmomente, manchmal gar Gruselmomente, zu erzeugen, und das will so gar nicht funktionieren in dem nicht immer unterhaltungsarmen Kasperletheater. Zwar zügig erzählt, aber eben auch völlig unsinnig, sitzt "Leprechaun" zwischen den Stühlen, dürfte Minderjährige ab 12 mehr interessieren, als jeden über 21 und hat zudem damit zu kämpfen, dass auch die Figurenklischees zu wackelig angegangen wurden.
Was bei den aus "Die Nacht der Vogelscheuche" entliehenen Freunden aus Kind und geistig Minderbemittelter noch mit etwas Wohlwollen ganz gut harmoniert, will in der Kombination Teen-Girl und Muskelpaket nicht fruchten. Sie lässt sich stets seine arrogante Lehrerart gefallen, obwohl sie als oberflächliches Etepetetepüppchen kein Interesse an den einfachen Kerl vom Lande haben dürfte, Muskeln hin oder her. Doch ganz im Gegenteil dreht sie ihren Komplettcharakter auf links, um nicht als ängstlich und verwöhnt zu gelten (was sie eigentlich verinnerlicht verkörpert und nicht als Prozess der Selbstfindung vorschwindelt), was nicht der einzige psychologisch unsinnige Wechsel in den Bereichen Verhalten, Meinung, Wissensstand und Charakter im wirren Drehbuch bleiben soll.
Dieses ist letztendlich zu austauschbar und zu sehr auf den Erlebniseffekt ausgelegt, als dass "Leprechaun" beim Zielpublikum daran erheblich scheitern könnte, aber es zeigt wie viel weniger Ahnung die Verantwortlichen von Figurenentwicklungen, dem Prozess der Wahrnehmungsveränderung, sowie von Ursache und Wirkung besaßen, wo dies doch selbst die Autoren diverser Jason-Filme trotz simpelster Charakterzeichnungen in dünner Alibihandlung beherrschten. Wenn zu Humorzwecken nun noch gelegentlich die stets unangenehme Herangehensweise der Bildbeschleunigung angewendet wird, Figuren entscheidende Hinweise aufgrund hektisch eingehaltener Standardlaufzeit wie aus dem konstruierten Nichts erhalten, und der Kobold völlig frei seiner Mission Mätzchen mit einem Polizisten veranstaltet, um im zu braven Drehbuch, welches nicht zulässt dass lieb gewonnene Figuren (und welche die man als Autor dafür hält) über die Klinge springen dürfen, dennoch genug Opfer bieten zu können, dann gibt es an Entscheidungsfehlern zu viele im wackeligen Gesamtkonzept, um als angenehme, geistfreie Unterhaltung durchzugehen.
Zumindest ist der Film wie erwähnt flott erzählt, einige härtere Morde sind für diese Art familienfreundlichen Horror mit enthalten, "Leprechaun - Der Killerkobold" (Alternativtitel) kann sich also grob über Wasser halten, um nicht völlig enttäuschend unterzugehen. Aber das magere Ergebnis (und soviel sei verraten: es wird im Laufe der Reihe nicht besser) macht schon deutlich, warum eine hier noch unbekannte Jennifer Aniston in der Hauptrolle 2018 für "Leprechaun Returns", der alle Fortsetzungen nach Teil 1 ignorierte, nicht prominent zurückkehrte, wie es Jamie Lee Curtis in "Halloween H20" und "Halloween" tat. Das Produkt ist einfach zu arg zum Fremdschämen ausgefallen, als dass man dankbar als Wegbereiter einer Karriere drauf zurückblicken könnte. Und das schaffte selbst ein "Die Rückkehr der Killertomaten" bei George Clooney. Wiki
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