02.07.2023

TERRIFIER (2016)

Bevor Art der Clown in "Terrifier" seinen eigenen Langfilm erhielt und spätestens mit "Terrifier 2" zu einer Berühmtheit unter Horror-Fans wurde, wurde er in anderer Besetzung 2011 für den gleichnamigen Kurzfilm "Terrifier" eingesetzt, dem zwei Jahre später der Episoden-Horror "All Hallow's Eve" folgen sollte, in welchem Art eine Art roter Faden einnahm. Inszeniert wurde das alles von Regisseur Damien Leone, der im hier besprochenen Film angekommen somit Erfahrung darin besaß, wie er seine Gruselfigur wirksam einzusetzen hatte. Das würde auch erklären, warum dieser Slasher so gut funktioniert, bin ich doch eigentlich kein Fan von den besonders gewaltreichen Vertretern dieser Sub-Gattung Horrorfilm, zu denen "Terrifier" definitiv gehört, und dennoch vom Ergebnis angetan. Es ist nicht so, dass ich Splatterszenen scheuen würde, aber im Bereich des Slashers ist es meist so, dass bei härteren Produkten auf keine weitere Stärke gesetzt wird, und dann ist mir das Ergebnis in der Regel zu stumpf, so dass ich Werke wie "Halloween" und "Cold Prey" der bluttriefenden Konkurrenz vorziehe. 

"Terrifier" geht nicht gerade zahm mit den Opfern des Killerclowns um, teilweise präsentiert er sogar derart derbe Momente, wie sie damals lediglich im Bereich des Amateurfilms üblich gewesen wären, wie eine hier verwandte Szene aus "Violent Shit 2" beweist. Sie funktioniert hier jedoch weit besser als dort, nicht nur weil die Spezialeffekte professioneller umgesetzt sind, sondern auch weil der Ekel und der Schock spürbar wird und nicht rein infantil anmutet wie seinerzeit unter der Regie von Schnaas. Viel mehr als diese harten Effekte hat "Terrifier" auf dem ersten Blick nicht zu bieten. Die Handlung ist nicht wirklich spannungsgeladen inszeniert, auch wenn man mit den Flüchtenden mitfiebert, die Figuren sind sehr oberflächlich gezeichnet, bekommen also keinerlei Tiefe, geschweige denn Individualität beschert, typisch unsinnig für diese Art Film sind harte Verletzungen leichter überwunden, als es im wirklichen Leben auch nur im Ansatz der Fall wäre, und die Geschichte ist eigentlich keine und zeigt lediglich, wie zukünftige Opfer des übernatürlichen Irren versuchen ihrem Schicksal zu entgehen. 

Warum "Terrifier - Ein wirklich böser Clown" (Alternativtitel) dennoch nicht zum Einschlafen einlädt, bzw. nicht nur zum stumpfen Wiederholungszyklus der Gewalt wird, ist schwer zu beschreiben. Die selten eingesetzten Dialoge helfen meist dabei den eigentlich platten Figuren genügend Sympathie entgegen zu bringen, die Gnadenlosigkeit, dass es dem Drehbuchautor egal ist wer gut oder böse, wichtige oder nebensächliche Figur ist, sorgt gleichzeitig für eine Desorientierung, setzt man doch kaum auf klassische Sehgewohnheiten. Dies betrifft auch Slasherregeln, die mal zwingendst eingehalten werden, dann z.B. durch das Verwenden einer Schusswaffe schlichtweg über Bord geworfen werden. Hier werden Figuren, die wichtig schienen, urplötzlich ausgetauscht, Gewalttaten auf die Spitze getrieben, und Art der Clown wechselt stets sein Vorgehen, ein roter Faden ist so wenig erkennbar, wie ein Motiv. 

Da kann aus dem Clown auch mal kurzfristig ein Transvestit werden, aus einer Bedrohung ein alberner Scherz, aus einer klassischen Clownskomik tödlicher Ernst. So verschmitzt wie in "Stitches - Böser Clown" geht man keinesfalls vor, nie wird "Terrifier" zur Horror-Komödie, so bitterschwarz, morbide und pervers die Späße des düsteren Bösewichts daher kommen. Und trotz mancher übernatürlicher Elemente, wirkt Art weit bodenständiger der unseren Realität zugeordnet, als es ein Pennywise aus "Es" wäre. Es liegt an all diesen Verwirrungen und Täuschungen, dass der Film den Zuschauer stets auf Trab hält, obwohl er weder einer einfallsreichen, einer sonderlich spannungsgeladenen, noch einer erzählenswerten Geschichte beiwohnt. 

Das wiederholende Szenario erfährt stets frischen Wind, so dass es sich gar nicht wie ein solches anfühlt, und die 85 Minuten, die in vergleichbaren Werken meist zäh anmuten, vergehen hier wie im Fluge. Dass freilich auch die Wirkung des Clowns viel am überraschenden Gelingen ausmacht, ist kein Geheimnis, zeigen doch schon kurze Filmausschnitte im Internet und der Trailer, wie sehr der Harlekin zu wirken weiß, in düsterer Mimik gar mehr als in der fälschlich fröhlich anmutenden Clownsgrimasse, die glücklicher Weise nicht zu intensiv eingesetzt wird. Warum man das Ende des Streifens jedoch als Überraschung präsentiert, wo doch allein der Handlungsort bereits verrät, dass wir der Vorgeschichte der Eingangssequenz beiwohnen, will sich mir nicht erschließen, macht das Schicksal der "Heldin" aber nicht weniger bitter und schmälert auch den Sehwert des Streifens kein bisschen.  Wiki

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