02.07.2023

LEPRECHAUN - ORIGINS (2014)

Wenn man die Rechte an einem einst erfolgreichen Franchise besitzt und es wieder aufleben lassen möchte, zeigen Neuverfilmungen wie "Nightmare on Elm Street", dass Filmfans manche Kultfigur auch bei brauchbarer Umsetzung anders besetzt nicht akzeptieren, und Werke wie "Freitag der 13." zeigen, dass die Stimmung von einst nicht immer neu aufgelebt werden kann. Während manche Filmschaffende um dies zu verhindern zu dem Kniff eines Mixes aus Fortsetzung und Neuverfilmung greifen, wie in "The Thing" geschehen, oder im finanziell möglichen Idealfall zur Freude der Fans sogar auf Legacy-Versionen dieser Vorgehensweise setzen, wie beispielsweise in "Das Erwachen der Macht" und "Scream" geschehen, gehen andere Produzenten so vor, dass sie für eine neue Version das Ur-Konzept komplett ändern. Welchen Sinn (abgesehen des finanziellen Blickwinkels) es haben soll einem solchen Produkt den Titel von etwas aufzusetzen, mit dem es nur noch wenig gemein hat, habe ich noch nie begriffen. Und manch reizvoll klingende Alternative, wie die Roboterversion von "Child's Play", wurde unter geldgeilen Verantwortlichen zur seelenlosen Sache, "Wrong Turn" erlebte gar mit dem Neuansatz "Wrong Turn - The Foundation" einen neuen Tiefpunkt, obwohl die Reihe bereits mit Teil 2 stark nachgelassen hatte.

Nach sechs "Leprechaun"-Filmen, sollte ein solcher Versuch nun auch mit dieser Marke versucht werden, und ähnlich wie bei "Wrong Turn - The Foundation" war ich im Vorfeld nicht bös drum. Zwar war meine Sichtung der ersten vier "Leprechaun"-Werke schon etliche Jahre her, aber ich erinnere mich noch gut, dass mir der Sprüche klopfende Kobold, bei seinem Versuch in Freddys Fußstapfen zu treten, eher auf den Wecker ging, als dass er zu unterhalten wusste. Die Neuverfilmung setzt nun auf ein düsteres Wesen, eines das gar nicht erst spricht und quasi als Urgewalt der irdischen Historie monströs jenen ans Leder will, welche seinen Goldschatz entwenden. Tatsächlich funktioniert "Leprechaun - Origins" besser als die Originalfilme, wirklich geglückt ist aber auch er nicht, konzentriert er sich doch viel zu lang auf die Einheimischen, welche zu ihrem eigenen Schutz junge Touristen dem übernatürlichen Wesen opfern wollen, wie sie es schon mit etlichen Fremden zuvor getan haben, die einen Fuß in ihre Kleinstadt setzten. Diese Hinterwäldler wirken wie die nicht degenerierte Version der Familie rund um Leatherface und machen aus dem Szenario zunächst ein Backwood-Erlebnis mit uninteressanten Aggressoren. Etwas reizvoller wird ihr unnötig ins Zentrum gerücktes Treiben durch den Sohn des Anführers, der nicht gut heißt was sein Vater seit vielen Jahren treibt. Aber auch sein bis zum Schluss unentschiedenes Verhalten reißt die Sache kaum raus.

Interessanter ist da schon der Leprechaun selbst, der tatsächlich lediglich als Monster, meist auf Tierhorror-Art, eingesetzt wird. Aber inmitten der routinierten Regie von Zach Lipovsky, dessen Langfilm-Debüt "The Tasmanian Devil" war, und der auch für "Freaks - Sie sehen aus wie wir" verantwortlich war, wird auch dies lediglich zum klassischen Standard in der überfluteten Horrorfilmwelt. Zwar ist es clever das Wesen kaum zu zeigen, erst recht wenn man es im mageren Outfit dann mal gesichtet hat, aber letzten Endes bleibt seine Mystik so austauschbar wie die kompletten Geschehnisse, die man uns präsentiert, so dass der Film nicht genügend eigene Substanz aufbaut, um trotz durchschnittlicher Geschehnisse ein individuelles Gesicht zu erlangen, welches in Erinnerung bleibt. Das Verhalten der jungen Männer und Frauen im Zentrum der Geschehnisse ist nicht gerade hilfreich dabei mehr Sympathie für "Leprechaun - Origins" zu entwickeln, verhalten sie sich doch einfallslos, verstritten und verwöhnt und lassen die mögliche Intelligenz ihres Studenten-Daseins schmerzlichst vermissen, so sehr sogar, dass es ihnen auch am Forschungsgeist fehlt, wenn es darum geht herauszufinden, wie man aus der Situation heraus kommt. Zwar setzt das Drehbuch zumindest auf emanzipierte Frauen (sie sind es die Lösungsmöglichkeiten finden, sie sind es die Sex einfordern (und nicht erhalten), die Heldin ist diejenige, die eine Tür zur Flucht einschlagen darf, ...), aber stumpf sind sie dennoch alle Vier.

So bleibt am Schluss ein Routine-Horror, der einem zu egal ist, um in Erinnerung zu bleiben, aber auch zu sehr das Nötige abgrast, um nicht komplett zu scheitern. Große Ärgernisse gibt es nicht, die im Weg stehen, das Geschehen kommt einem lediglich zu bekannt vor, als dass es wahres Interesse wecken könnte. Die kurze Laufzeit hilft dabei nicht all zu sehr zu enttäuschen. Zwar handelt es sich bei der ungekürzten Variante um einen 86-Minüter, der Abspann, der gleichzeitig den Vorspann nachholt, erstreckt sich jedoch auf über 11 (!!!) Minuten, so dass wir es mit einem weit kürzeren Werk zu tun haben, als der übliche Durchschnitt bietet. Erfolgreich lief "Leprechaun - Origins" anbei scheinbar nicht, denn nur 4 Jahre später drehte man stattdessen doch lieber einen siebten Teil der Original-Reihe. Warwick Davis kehrte nach sechs Filmen für "Leprechaun Returns" jedoch nicht mehr als titelgebender Kobold zurück.  Wiki

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