03.12.2023

ROCKETEER (1991)

Während die Zeichentrickserie "Rocketeer" die Idee des zugrunde liegenden Comics eher wie eine durchschnittliche Version des Themen-ähnlichen "Steamboy" aussehen lässt, ist "Der Raketenmann" (Alternativtitel) der 90er Jahre ein im Herzen auf klassisches Popkornkino ausgelegtes Abenteuer, das nicht mit Geld und Schaueffekten spart, also nicht gerade unaufgeregt daher kommt, dank seiner Entstehungszeit aber keinen Dauerzustand der Action-Bespaßung sucht, wie es heutige Produktionen a la Marvel, "Star Wars" und Co suchen. Rocketeer bietet einen geradezu klassischen, zufälligen dazu gewordenen, Superhelden, Ende der 30er Jahre auf einen Raketenrucksack stoßend, für den sich Banditen, Spione und das FBI gleichermaßen interessieren. Wenn ein aalglatter Gentleman-Film-Star als Nazi-Spion enttarnt wird, tritt selbst die Mafia auf die Seite der Guten. Das kann nur Hollywood verspielt liefern, ohne dass es sauer aufstößt und stattdessen wunderbar in die leichtfüßige, gar nicht wirklich politisch interessierte, Inszenierung passt. Wenn die Nazis am Ende ihr Fett weg kriegen, wird es jeden "Indiana Jones"-Fan gefallen, so sehr wie ihr Ableben Kino-Luft atmet. 
 
Dass einer von ihnen wie Frankensteins Monster aussieht und somit wunderbar in die Comic-Welt von "Dick Tracy" passen würde (der ein Jahr zuvor floppte), ist nur ein weiteres Beispiel für den kunterbunten Mix diverser Stoffe, von "Superman" bis "Iron Man", toll besetzt mit Billy Campbell (der auch als Synchronsprecher in eingangs genannter Zeichentrickserie aktiv war), noch besser besetzt allerdings in den Schurkenrollen. Die Musik erinnert gelegentlich an "Zurück in die Zukunft", alte Mantel- und Degenfilme werden während der fiktiven Dreharbeiten im Film geehrt und parodiert (herrlich wenn der deutlich erkennbare Held die Maske abnimmt und erst dann erkannt wird), und auch die Liebesgeschichte, samt Errettung durch den Helden, könnte nicht klassischer ausfallen, mit Ausnahme der Endvereinigung, wenn ein dort nachgesprochenes Filmzitat die Geschlechterrollen charmant vertauscht. Dass das alles ur-amerikanisch daher kommt, wirkt kaum unangenehm, trotz ständiger Präsenz des Nationalstolzes, nicht nur repräsentiert durch die Nationalflagge in entscheidenden Aufnahmen (was sicherlich auch der Printvorlage geschult ist), sondern auch durch den Running Gag mit dem Kaugummi. Vielleicht liegt es daran, dass der Pro-Amerika-Aspekt nicht zur penetranten Propaganda wird, oder auch daran dass der Blick in die 30er Jahre es zulässt, das Verhalten des FBI als fragwürdig darstellen zu können, ohne die Institution an sich zu kritisieren. 
 
So oder so will "Rocketeer - Der Raktenmann" (Alternativtitel) nur kurzweilige Popkornunterhaltung sein, holt das Verhalten von FBI und Mafia nur des Retro-Klischees wegen mit an Bord, und da Regisseur Joe Johnston die 30er Jahre ebenso wunderbar aufleben lässt, wie das klassische Kino-Feeling, weiß das Gesamtergebnis zu gefallen. Etwas mehr Innovationen wären für ein besseres Ergebnis dennoch wünschenswert gewesen. Aber für einen verregneten Sonntagnachmittag ist "Rocketman" (Alternativtitel) genau der richtige Film.  Wiki

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