Einige US-Studenten begleiten ihren schwedischen Kommilitonen in die Heimat, da auf dem Landsitz seiner Glaubensgemeinschaft ein besonderes Fest stattfindet. Die Gepflogenheiten der Sekte wirken fremd und gewöhnungsbedürftig auf die Amis. Als sich wer freiwillig als fester Akt der Feier das Leben nimmt, will man so schnell wie möglich heim. Stattdessen verschwinden nach und nach Gäste, und der Zeitpunkt der Hauptzeremonie rückt immer näher...
Das Mitbringsel...Bereits die ich-bezogene Hauptfigur, die sich bis zum bitteren Ende stets im Recht fühlt, wird manchem Zuschauer den Blick auf "Midsommar" erschweren. Dass er zudem sehr langsam erzählt ist, und auch Freunde ruhigen Kinos mit seinen oft starren, wenn auch hervorragend eingefangenen Aufnahmen herausfordert (etwa wenn minutenlang gegessen wird), dürfte für manch einen das Aus für den ungewöhnlich erzählten Sektenfilm bedeuten. Dabei besteht gerade in dieser Langsamkeit der Reiz des Streifens, erlebt man doch jedes unwichtig scheinende Detail des Miteinanders hautnah, inmitten dieser uns unverständlichen Kultur, die man lernen will zu begreifen und zu respektieren. Man atmet den Alltag geradezu mit, und das Wohlbefinden der Identifikationsfiguren ebenso, die mal unter Drogeneinfluss schwer nachvollziehen können, was gerade geschieht, mal solidarisch feiern, gemeinsam kritisch werden und sich einsam Sorgen machen. Leider will Ari Asters Film, dessen Vorgängerwerk "Hereditary - Das Vermächtnis" ist, auf nichts hinaus, das nicht bereits etliche andere Filme, mal besser, mal oberflächlicher zu dem Besuch in außergewöhnlichen, allmählich bedrohlich wirkenden Religionskulturen erzählt haben.
Dabei würde gerade der hier pingelig angegangene, detaillierte, authentisch anmutende Blick unter originalem Schwedeneinfluss vor Ort und im Buch reizen, die üblichen Vorurteile von Amis einmal unnötig sein zu lassen, anstatt die immergleiche Sektenchose abzuspulen, die schon so oft erzählt wurde. Denn nur dann würde die Langsamkeit, mit der ein Stoff von 60 Minuten auf 140 gestreckt wird, inhaltlich Sinn ergeben, anstatt damit lediglich künstlerisch wertvolle und intellektuelle Reize zu versprühen. Aber so, die immergleichen Phasen einer solchen Geschichte überraschungsfrei abarbeitend, wird aus "Midsommar" die zu verkrampfte Version eines kreativen und beeindruckenden "The Wicker Man", die anspruchsvollere Version eines zu groben "The Sacrament", die übernatürlich-befreite Version eines um zu viele Schauwerte bemühten "Paranormal Activity - Next of Kin", um nur einmal einige der vielen Beiträge zu dem Thema zu nennen, denen der ach so gern individuell wirken wollende "Midsommar" von seiner Geschichte her zu sehr ähnelt. Zudem beschlich mich das Gefühl, dass das Drehbuch die moralischen Vorstellungen der finalen US-Heldin auch noch gutheißt, anstatt neutral von verschiedenen Mentalitäten und menschlichen Fehlern zu berichten. Aber das mag auch nur von mir falsch hinein interpretiert gewesen sein, zu einem Zeitpunkt, als mich der reizvoll scheinende Streifen dann doch nur bitter mit inhaltlicher Standardware enttäuscht hat. Ich weiß es nicht... Wiki
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