29.09.2024

STING (2024)

Ein Mädchen entdeckt beim Herumlungern in einer fremden Wohnung eine kleine Spinne und nimmt diese mit heim, nichts ahnend, dass sie gerade erst unauffällig aus dem Weltall auf die Erde gekracht ist. Das Mädel füttert den außerirdischen Arachniden, und nachts wenn sie schläft beschafft er sich weitere Nahrung im Mehrfamilienhaus, indem er per Lüftungsschacht in die verschiedenen Wohnungen gelangt. Zwar wundert sich die Kleine über den schnellen Wachstum ihres neuen, geheimgehaltenen Haustiers, ansonsten hat sie jedoch keine Ahnung, welches Monster sie da heranzüchtet. Einzig der seltsame Biologiestudent, der einige Stockwerke über ihr haust, und dem sie ihr Geheimnis anvertraut, wird misstrauisch beim Anblick dieser ihm völlig unbekannten Spinnenart...

Liebe nie etwas, das mehr als vier Beine hat...

Im Internet und selbst in meinem Bekanntenkreis habe ich meist Negatives, maximal Mittelmäßiges über "Sting" gehört, der das Thema Riesenspinne endlich einmal wieder auf Kino-Produktionsniveau präsentiert, anstatt per Billig-CGI im SyFy-Stil. Mit entsprechend wenig Erwartungen bin ich an den Film herangegangen, dabei wären diese zum Erreichen eines positiven Eindrucks gar nicht nötig gewesen, denn der australische Genre-Beitrag kommt von Anfang an äußerst sympathisch daher, damit beginnend, dass der Vorspann kreativ und verspielt umgesetzt ist. Ähnlich wie "M3gan" erfindet man das Genre nicht neu, baut zwar auf allseits Bekanntes, ohne den üblichen Verlauf einer solchen Geschichte großartig zu verändern, beweist aber mit Tempo, Charme und Reflexion das richtige Gespür, um den Zuschauer sowohl bei Laune zu halten, als auch für den bereits bekannten Stoff neu zu begeistern. Gute Spezialeffekte, eine interessante Charakterzeichnung des Mädels, sowie die schwierige soziale Lage einer modernen Durchschnittsfamilie, trotz ungewöhnlicher Berufswahl, bescheren der Geschichte Mehrwert, Andersartigkeit und den Figuren mehr Tiefe. 

Nichtsdestotrotz konzentriert man sich hauptsächlich auf den Arachniden, "Sting" soll kein Sozial-Drama werden, und glücklicher Weise rutscht er weder in besagter Familiendramatik, noch bezüglich der scheinbaren Freundschaft zwischen Kind und Babyspinne in den Bereich des Kitschs ab. Zudem gibt sich der Streifen nicht moralisch, stattdessen verspielt, pointiert und äußerst flott im Voranschreiten seiner Horrorgeschichte. Schließlich spielt diese, wie uns die Überblende nach der toll inszenierten Eingangssequenz zeigt, nur innerhalb von vier Tagen, lässt dabei kein Klischee aus, hebelt solche aber nicht nur ironisch aus, sondern nutzt manch andere klassisch, so dass man sich als Vielseher wie zu Hause fühlt, ohne dass sich "Sting" stets etwas beweisen muss. Regisseur Kiah Roache-Turner, der auch das Drehbuch schrieb, ließ schon mit seinen beiden "Wyrmwood"-Filmen in Horrorkreisen von sich reden. Der hier besprochene Genre-Beitrag ist seine vierte Regie-Arbeit, und die gefällt mir ausgesprochen gut, ebenso wie die Kameraarbeit, die sich passend zum Restfilm ebenfalls verspielt gibt, ohne gleich ein Kunstwerk wie "Bis das Blut gefriert" zu schaffen. Dieses unverkrampfte Stück Spinnen-Horror, das mit der Arachnophobie arbeitet, ohne es mit Ekelsequenzen zu übertreiben, wird zeitnah ein weiteres Mal von mir gesichtet. Von meiner Seite aus gibt es also ganz klar eine Empfehlung, auch wenn es meist an Innovationen mangelt.  OFDb

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