Die Öffentlichkeit will nichts von Potters Worten hören, Voldemort
sei zurück. Als die Schule eine neue Leitung erhält und neue Regeln die
Rechte der Schüler stark einschränken, organisiert sich Harry mit
Mitschülern heimlich zu einer Untergrundorganisation, um für den Kampf
gegen den mächtigen Lord zu trainieren...
Der 5. Harry Potter weiß im Gesamtbild zu überzeugen, ist allerdings nicht mehr so gut wie sein Vorgänger, der meines Erachtens der bisher beste Teil der Reihe war. Zumindest bleibt uns der erwachsenere Stil erhalten, ein wichtiges Element. Die Kreaturen sind streckenweise recht gruselig umgesetzt, solang kein Blut fließt finde ich sie allerdings nicht grausig genug um über eine höhere FSK-Freigabe mitzudiskutieren.
Inhaltlich passiert wieder wenig und viel zugleich. Wie in jedem Potter bekommt man allerhand Erlebnisse um die Ohren geschmissen. Reduziert auf die wichtigen Fortschritte in der Gesamtgeschichte erzählt Episode 5 allerdings eigentlich nur den Übergang von der Ignoranz der Leute, dass der der nicht genannt werden darf zurück ist, zum allgemeinen Wissen über die Wahrheit dieser Aussage. Aber ebenso wie in der hochgelobten "Herr der Ringe"-Trilogie war bisher jeder Harry Potter Teil gesamtinhaltlich nicht sehr beladen. Und so lange ein solches Werk dennoch unterhält, ist das auch nicht so schlimm, doch bei aller Liebe zu dieser Reihe: toll ist so etwas auf der anderen Seite auch nicht.
Positiv fällt auf, dass das olle Sportspiel diesmal gar nicht erst erwähnt wird. Ich fand es ohnehin immer unnötig eingebracht. Die Spezialeffekte sind wieder erste Sahne, es wird allerdings zu viel der Effekte wegen inszeniert. Wie lässt sich sonst eine völlig unnötige Flugszene über Wasser erklären, die den ohnehin schon unter Zeitdruck geratenen Film lästige Minuten klaut? Eine weitere Flugszene wirkt enorm unnötig. Dort will man unbedingt neu eingebrachten Kreaturen weiteren Raum schenken, und so fliegen unsere Helden mit diesen Tieren durch die Gegend, wo es doch sonst immer der Besen getan hat. Das ist halt leider Hollywood-Kino, auch wenn die Vorlage europäischer Natur ist.
Der eben erwähnte Zeitdruck auf tauglicher Spielfilmlänge zeigt sich in verschiedenen Gebieten, mal mehr mal weniger deutlich. Das von vielen kritisierte Hetzen durch verschiedene Situationen ist zwar auffällig aber nicht wirklich störend. In den meisten Fällen vertieft man die wichtigen Punkte (zumindest für Leute, welche die Bücher nicht kennen) und lässt manches nur am Rande auftauchen. Ob beispielsweise die Szene mit dem Riesenbruder im Wald sein musste, beantwortet sich wahrscheinlich erst mit den Fortsetzungen. Sollte dies der einzige Auftritt bleiben, hätte man auch hier wertvolle Minuten einsparen können für andere Bereiche.
Solche Bereiche wären z.B. die Neueinführung der Rolle des blonden Mädchens gewesen. Sollte sie für die weiteren Folgen wichtig werden, hätte man ihren Charakter ruhig noch vertiefen können. Im Gegenzug wird der Charakter der Lehrerin vom Ministerium wirklich intensiv herausgearbeitet und wird auch schauspielerisch überzeugend und mit Freude am Spiel verkörpert.
Mit den traurigsten Part der Vernachlässigung erhält mal wieder Potters Widersacher gleichen Alters. Ohnehin in jedem Teil zu kurz kommend und zu lächerlich wirkend, bekommt er hier eine schöne Position zugeschrieben, die unverständlicher Weise nur kurz angedeutet wird: die Rolle eines Schulüberwachers. Durch Filme wie "Mord in der Highschool" und "Karate Kid 4" bereits bekannt, ist dies ein fragwürdiges Mittel einiger US-Schulen, in der ausgewählte Schüler für Ruhe und Ordnung bei Ihresgleichen sorgen müssen/dürfen. Schade dass das hier nicht weiter vertieft wurde. Immerhin ist das ein sehr politisches Thema, und für eine Fantasy-Reihe, die fast als Kinderfilm begann, ist dieser Teil 5 ohnehin sehr politisch geraten.
Wir erleben Kritik an fragwürdigen Schulreformen (in Amerika besonders katastrophal während der 90er Jahre passiert und bis heute noch unverändert, in Deutschland seit der Pisa-Studie aktuell und spätestens mit der Diskussion über Englischunterricht in Kindergärten fragwürdig), und der viel wichtigere politische Teil ist der Verweis auf den Monopolstatus der Medien. So vielschichtig sie auch erscheinen, nur wenige haben das Sagen über Fernsehen und Zeitungen. Und so erleben wir in diesem Film die Macht der Manipulation über eine Printmedie, die aufgrund ihres Monopolstatus Propaganda über Harry Potter verbreiten kann.
Das so etwas eingebracht wird ist toll, gerade in ignoranten Zeiten wie diesen, wird aber scheinbar eh nur von denen entdeckt, die bereits den modernen Faschismus begriffen haben. Das ganze ist schließlich so in eine fantasiereiche Märchengeschichte eingebracht, dass es nicht die Leute erreichen wird, die bisher träumten. Für die ist „Harry Potter 5“ nur ein Gebiet um sich durch Zaubergeschichten weiter zum träumen animieren zu lassen. Aber das politische Gebiet das hier angesprochen wird ist in einer Großproduktion wie Harry Potter ohnehin eher als fraglich anzusehen. Auch die großen Kinofirmen gehören zu den fragwürdigen Elementen in der Medienlandschaft und werden immer mächtiger. Dass es gerade eine große Produktionsfirma wie die des 5. Harry Potter wagt diesen Bereich politischer Kritik zu gehen, ist schon arg heuchlerisch und kann auch im Aufklärungsbereich kontraproduktiv wirken.
Insgesamt ist „Harry Potter und der Orden des Phönix“ aber ein sehr geglückter Film, in dem immer noch jede Rolle hervorragend besetzt ist, in dem die Effekte sehr geglückt sind, manche aber auch wegen ihrer Unnötigkeit nerven. Es ist ein Film in dem ein politischer Sub-Plot eingebracht wurde, in dem es schön abenteuerlich mit erwachseneren Problemen zur Sache geht, in dem die Lovestory Potters zum Glück an der kurzen Leine gehalten wird und in dem wir mehr Hintergründe zum Potter-feindlichen Verhalten des dunklen Lehrers erhalten.
Da ist für Freunde der Filme des jungen Zauberers viel herauszuholen und wird den meisten auch sicherlich viel Spaß machen. Wer die ersten vier Teile nicht kennt, wird hoffnungslos daneben sitzen und so gut wie nichts verstehen. Aber das sehe ich als Vorteil dieser Filmreihe. Warum soll man Fortsetzungen so erzählen, dass Neueinsteiger das Werk ebenfalls verstehen können? Die sind es schließlich selbst schuld, wenn sie die Vorgänger nicht zuvor gesichtet haben.
Ein so großer Wurf wie sein Vorgänger ist der Orden der Phönix nicht geworden, dafür ist er besser als der etwas wackelige 3. Teil und erwachsener als die gelungenen ersten beiden Teile. Wer weiterhin bunte Kinderfantasien sichten will, muss sich leider mit den ersten beiden Episoden zufrieden geben. Ich persönlich freue mich bereits auf den sechsten Teil. OFDb
Sehr gute Kritik, die politischen Untertöne waren mir gar nicht so aufgefallen. Eine Anmerkung:
AntwortenLöschen"Eine weitere Flugszene wirkt enorm unnötig. Dort will man unbedingt neu eingebrachten Kreaturen weiteren Raum schenken, und so fliegen unsere Helden mit diesen Tieren durch die Gegend, wo es doch sonst immer der Besen getan hat. Das ist halt leider Hollywood-Kino, auch wenn die Vorlage europäischer Natur ist."
Das ist leider einer Auslassung gegenüber der Vorlage geschuldet. Umbridge hat in dieser nämlich die Besen der Schüler konfisziert, weshalb die Thestrale die einzige Möglichkeit sind, um nach London zu kommen.
Ja, dann sag ich doch mal danke für diese wirklich interessante Information. Schön dass zumindest das Buch diesbezüglich nicht so unsinnig daher kommt.
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