Da werden einige sicher enttäuscht gewesen sein: da wird uns endlich jene Art Killertomaten gezeigt, die sich viele Zuschauer unter dem Begriff schon immer vorgestellt und gewünscht haben und dann sind sie in einem eher schlechten Film vertreten. Keine großen Riesenattrappen mehr, keine Tomatenmänner als Killertomaten-Ausrede, nein! Kleine Tomaten mit gefräßigen Mäulern machen die Gegend unsicher. Animationstechnisch natürlich auf unterstem Niveau, aber das gehörte schon immer zur Rezeptur dieser Filmreihe.
Positiv fällt zunächst einmal die Eingangssequenz auf. Sie gehört auch zu meinen persönlichen Lieblingsszenen der zweiten Fortsetzung. Es ist eine Jason-Parodie. Der Witz ist zwar flach, zündet aber immerhin. Auch die „Psycho"-Duschszenen-Parodie ist mit Sicherheit keine humoristische Königsübung aber dennoch belustigend. Das Schicksal dieser zwei Witze teilten die meisten anderen in diesem Film jedoch nicht. Das Niveau der Gags war schon immer grenzwertig zu nennen, aufgrund des Rahmens aber auch sinniger als sich mancher Cineast eingestehen wollte. „Angriff der Killertomaten“ ließ öfter mal etwas niveauvollere Gags aufblitzen durch seine Parodieposition und seinem anarchischen Grundton. „Die Rückkehr der Killertomaten“ gab sich schon flacher dem Nonsens hin, blieb hierbei aber überraschend treffsicher. Teil 3 besitzt nun gar keine Klasse mehr. Das versteckte Niveau der Vorgänger ist fort. Der Film selbst schaut sich wie für ein Kinderpublikum gedacht, was wohl auch erklärt warum im selben Jahr von „Die Killertomaten schlagen zurück" auch die Zeichentrickserie „Angriff der Killertomaten" gestartet ist. Das Killerobst ist im Mainstream angekommen. Rebellenfilm ade!
Regisseur John De Bello, der auch die beiden Vorgänger verzapft hat, achtet viel mehr darauf eine flotte, actionreiche Geschichte zu erzählen, als das zu bieten, was der Stammzuschauer eigentlich sehen will, nämlich das von „Schlock - Das Bananenmonster“ geklaute Prinzip: anarchischer Klamauk, der zwischen den Adjektiven clever und plump hin und her hüpft, und dies in einem Fließband-Tempo. Wer zu einem Killertomaten-Film greift gehört nun einmal einer bestimmten Gattung Zuschauer an. Diesmal greift man jedoch (vergebens) nach dem Massenpublikum, was aufgrund der schrägen Thematik und des noch immer schrägen Grundtons ein widersprüchliches Unterfangen ist, immerhin ist John De Bellos Erfindung nicht vergleichbar mit kommerziell erfolgreichen Klamaukfilmen wie "Police Academy". Für diesen Vergleich würden „Die Killertomaten schlagen zurück" aber ohnehin die gelungenen Lacher und die hohe Gag-Rate fehlen, welche die guten Teile der Reihe um die Polizeischule ausgemacht haben.
Immerhin darf auch Teil 3 sich manch gewagtem grenzdebilen Humor hingeben. So z.B. Professor Gangreens aktuelle Methode der Gehirnwäsche, die darin besteht seinen Opfern nervige Situationen aus dem Alltag aufzuzählen, wie z.B. das ewige Schlangestehen an der Supermarkt-Kasse, womit man auf sehr andere Art bereits der Grundidee von „Falling Down" vorweg greift. Leider verlieren aber auch solch sympathische Ideen in ihrer überzogenen Art ihr Potential, und damit geht wertvolles Material verloren inmitten einer durch zu viel Handlung verwässerten Story.
Der Held mit dem Fallschirm aus „Angriff der Killertomaten“ wird diesmal noch mehr zur Randfigur degradiert als im zweiten Teil. Damit könnte man noch leben, könnte er doch ohnehin keine drei Filme komplett füllen. Aber was aus den beiden Bösewichten geworden ist, die erst mit der ersten Fortsetzung eingeführt wurden und dort treffsicher trumpften, ist schon eine Schande für sich. Der Professor, der vom legendären Gomez der Ur-“Addams Family“ gespielt wird, hat immerhin seine wenigen Momente, zu denen auch die Idee zählt am Ende des Films in die Umkleidekabine der Verlierer zu schalten. Aber seine Figur wird nicht mehr so treffsicher eingebracht wie im zweiten Teil. Das was sein Charakter parodieren soll wird zur Nebensache. Und rein optisch wirkt Astins Spiel auch nicht mehr ganz so geisteskrank wie im Vorgänger oder in seiner Paraderolle des Gomez Addams. Allerdings habe ich das Gefühl gehabt, dass dies viel eher an Kamera, Maske und Beleuchtung lag als am mangelnden Spiel Astins.
Schlimmer traf es jedoch Gangreens dumm-dämlich grinsenden Gehilfen. Seine schleimige Art ist leider nicht mehr so lustig wie im Vorgänger. Und dort zählte er zu den wirksamsten Figuren im Humorbereich. In „Die Killertomaten schlagen zurück“ wird er lediglich verfeuert. Er ist dabei, weil er dazu gehört. Das ist alles. Zu guter letzt wäre noch Wuscheltomate zu erwähnen. Diese wurde in Teil 2 als Niedlichkeitsfaktor eingebaut. Das habe ich schon damals für einen Fehler gehalten, aber auch sie hatte dort ihre witzigen Momente. In Teil 3 ist sie nur noch dafür da die wenigen weiblichen Zuschauer zu entzücken, und das ist nicht gerade eine Ehrerbietung. Kurzum: jede Figur, die einst das Killertomaten-Universum bereicherte, erfährt einen respektlosen Umgang.
Man erwartet von einer Killertomaten-Fortsetzung sicherlich nicht viel. Um so extremer ist die Erfahrung des Zuschauers, wenn man dann trotzdem enttäuscht wird. Auf ganz niedrigem Niveau weiß „Die Killertomaten schlagen zurück“ noch zu funktionieren, verwässert im Kommerz und längst im eigenen Kosmos angekommen ohne sich selbst oder das Kino zu reflektieren. Vereinzelte Lacher und lieb gewonnene Figuren schaffen es den treuen Zuschauer bis zur Ziellinie zu geleiten. Aber ein kurzweiliges Erlebnis haben auch sie nicht erlebt. Und jedem anderen Zuschauer wird die zweite Fortsetzung des kultigen Originals ohnehin zu blöde, klamaukig und peinlich sein. Zielpublikum ist diesmal das Teen-Publikum, und für die fällt das Produkt zumindest noch okay aus. OFDb
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