12.10.2014

CONSTANTINE (2005)

Gleich vorweg: Constantine ist eines jener Werke, welches dank großer Ideen wirklich ein großer Film hätte werden können, wenn einem nicht, typisch Blockbuster, so viel Unfug um die Ohren gehauen würde. Das sich wohlige Unterhaltenfühlen wird immer wieder unterbrochen durch das Schlagen der Hand auf die Stirn des Zuschauers, ein Reflex der automatisch einsetzt wenn man das Publikum unterschätzt, Hollywood sich überschätzt und Quantitäten über Qualitäten gestellt werden.

Es ist mit Sicherheit richtig Keanu Reeves aufgrund seiner mangelnden schauspielerischen Fähigkeiten den Coolen spielen zu lassen, schließlich zeigte er im ersten „Matrix“, dass er diesen Part brauchbar auszufüllen weiß. Auf der anderen Seite ist es aber grundsätzlich ein Fehler einen Film komplett auf cool zu trimmen. Das schließt ein erwachsenes Publikum aus. Wenn überhaupt, dann muss es innerhalb einer normalen Erzählstruktur cool angelegte Rollenbilder geben, und meist ist ein ironischer Unterton von Nöten, damit selbst dies funktioniert. „Constantine“ hätte diesen benötigt, er ist jedoch nicht vorhanden.

Es ist mit Sicherheit richtig Höllenkreaturen technisch mühevoll und geglückt zu animieren. Die Idee mit den halb offenen Köpfen wirkt ebenso wie das krabbelnde Viechzeug. Auf der anderen Seite ist es aber ein Fehler andere gute Ideen, die nur für kurze Zeit benötigt werden, mit einer schlechten Animation zu bestrafen. Wenn z.B. im Laufe des Films Kühe umkippen, weil ein böser Mann sich ihnen nähert, ist das eigentlich eine brauchbare Idee. Sie blieb es leider nur in der Theorie, da die Tiere nicht halbwegs echt aussahen. Für eine Großproduktion ist das eine Frechheit, wenn man bedenkt dass Spezialeffekte im Massenkino oft der einzige Pluspunkt sind.

Es ist mit Sicherheit richtig unangenehme Themen wie Lungenkrebs in ein solches Werk mit einzubauen. Es steigert die Dramatik, es zeigt, dass auch Filme mit phantastischen Elementen die graue Realität streifen kann. Auf der anderen Seite ist es ein Fehler solche Ideen im späteren Verlauf der Geschichte zu vergessen. Constantine raucht nicht mehr, Constantine hustet nicht mehr, und das alles ab jenem Zeitpunkt wo nicht mehr genügend Raum für die Charaktere vorhanden ist, da die Action zelebriert wird. Ich verstehe es ja noch, wenn ein Held aufgrund der sich überschlagenden Ereignisse nicht mehr zum Rauchen kommt, aber er müsste zumindest noch husten müssen, aufgrund der vielen Bewegung sogar mehr als zuvor. Selbst als Sinnbild einer von Gott gewollten gesundheitlichen Verbesserung aufgrund der seelischen Verbesserung Constantines, kann das nicht funktionieren bei einem Film, der an jeder anderen Stelle dem Publikum nicht zutraut etwas von selbst zu verstehen.

Diese Aufzählungen guter Ideen, die wieder zunichte gemacht werden durch die ihnen gegenüber stehenden schlechten Ideen oder der unbefriedigenden Umsetzungen guter kann man ewig fortführen. Das bedeutet freilich nicht, dass „Hellblazer“ (Alternativtitel) nicht auch positive Elemente besitzen würde, die kein negatives Gegenstück nach sich ziehen. Auf der Habenseite sei die Besetzung Gabriels erwähnt. Es ist eine erfrischende Idee ihn von einer Frau spielen zu lassen, und die Maske sorgt dafür, dass dieser Einfall nicht nur theoretisch geglückt ist. Auch wie Gabriel in die Geschichte integriert wird, wie er sie beeinflusst und wie interessant sein Charakter gestaltet ist unterstützen seine positive Wirkung. Man könnte nach der Sichtung des Streifens ewig über das Für und Wider seiner Gedanken und seines Geisteszustandes diskutieren.

Leider gibt es auch rein negative Elemente in Francis Lawrences Film. Es ist leider ein typisch amerikanisches Denken zu glauben, dass eine neutrale Person sich doch auf die Seite der Guten stellt, wenn ein solcher nicht mehr weiter weiß. Ja, ich weiß du bist neutral, aber hey, ich bin Amerikaner. Wir sind immer auf der richtigen Seite, also hilf mir jetzt gefälligst! - Ja, ist okay, hast ja recht. Neutral sein ist ja auch nichts Gutes, also helfe ich Dir! Also bitte! Und hätte der Verweis auf die Schweiz diesbezüglich nicht ungenannt stattfinden können?

Trotz all des Schimpfens sei einmal erwähnt, dass „Constantine" mit weit heruntergeschraubten Ansprüchen unterhalten kann. Er ist beileibe kein einschläferndes Werk. Ich hab es aber einfach satt in Popkornfilmen der 00er und 10er Jahre immer das Hirn ausschalten zu müssen. Das geht bis zu einem gewissen Grad, aber auf Durchzug stellen fänd ich zu bedenklich für meinen eigenen Zustand und ein Film der dies von mir erwartet halte ich für eine fragwürdige Angelegenheit. Das 80er-Kino und noch mehr das 70er-Kino haben uns immerhin gezeigt, dass ein gewisser Grad Anspruch auch im Popkorn-Kino funktionieren kann, ohne die dummen Menschen, die nun einmal auch Filme gucken möchten, dabei auszugrenzen. Ich wünschte diesen Respekt würden Blockbuster-Filme dem denkenden Publikum heutzutage als Gegenleistung ebenso entgegenbringen.  OFDb

2 Kommentare:

  1. Obwohl ich die Seite in allgemeinen recht gut finde, empfinde ich diese Kritik doch als äußerst vermessen.
    Sie sprechen hier von den dummen Leuten und stellen sich selbst über diese. Dies liest sich sehr arrogant und auch wenn ich ihre Meinung zu diesem Film teile, so könnte man doch etwas mehr Akzeptanz gegenüber anderen erwarten.

    MfG
    Richard

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    1. Es ist mir klar, dass sich das für viele von oben herab lesen mag, aber ich denke emotional gelenkte Texte müssen auch mal sein, und da ich kein Freund der Political Correctness bin spreche ich gerne gerade aus heraus was mich bewegt, gerne auch mal provozierend gemeint, und deswegen ist meine Reaktion dieser "michfürblödverkaufenwollen"-Politik Hollywoods so großkotzig ausgefallen. Dass ich mich über die dummen Leute stelle sehe ich allerdings nicht als Problem an, weiß ich mich mit ihnen doch so wenig zu identifizieren wie mit Astronauten, Soldaten oder Giraffen, um mal ein paar blöde Beispiele zu nennen. Ich gehöre einfach nicht dazu als durchschnittlich intelligenter Mensch.
      Auf jeden Fall danke fürs Feedback, auch in diesem speziellen Fall. Die andere Seite einer Meinung zu hören finde ich immer sehr interessant.

      Liebe Grüße,
      Schlombie :)

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