19.10.2014

EIN MANN GEHT DURCH DIE WAND (1959)

Heinz Rühmann sieht man eigentlich nie in übernatürlichen Stoffen agieren. Der Fantasy-Gedanke jemand könne durch Wände gehen wirkt mit ihm in der Hauptrolle fremd. Das verrückteste jenseits der möglichen Realität in einem seiner sonstigen Filme dürften die Träumereien seiner Filmtochter in „Der Lügner“ gewesen sein, wenn er einen Astronaut im All spielt oder den Chef des Weltrates. Die Geschichten in denen er mitspielt sind immer bodenständiger Natur. Und so wundert es nicht, dass es „Ein Mann geht durch die Wand“ trotz des fantastischen Elements im Zentrum vom Grundton her ebenfalls ist.

Zwar testet Buchsbaum seine Grenzen, tut verrückte Sachen und versucht mit seinem neuen Talent die Frau seines Herzens zu erobern, alles so wie es ein Bill Murray in „Und täglich grüßt das Murmeltier“ getan hat, die Taten einer Rühmann-Figur werden jedoch nie wirklich ausgeflippt und arbeiten innerhalb der braven, konservativen Welt eines jeden Rühmann-Filmes, eine Welt mit einer Ur-Moral ohne Alternativen, der Welt des ehrlichen Durchschnittsbürgers, einer Welt der Tugend und Aufrichtigkeit. Die Orientierung seiner Figur ist die eines fast jeden Filmes mit ihm. Und wie so oft wird sie der fehlerhaften Welt gegenüber gestellt, die nicht so läuft wie sie es ethisch sollte.

Und in dieser Welt voller Normen und Bodenständigkeit wird selbst das durch die Wand laufen innerhalb seiner wahnsinnigen Idee in Grenzen gehalten. Aus dem sinnbildlichen Rat des durch die Wand schreiten sollens, wird das tatsächliche Können dieser Sache in der Realität. Anfangs ungern gesehen, später gerne genutzt, viel später als Unnötigkeit angesehen, meistert Buchsbaum mit dieser Fähigkeit eine Art Midlife Crisis, nur dass er sich keine bunten Hosen anzieht und junge Damen aufreißt, sondern sich zur Wehr setzt und seinen Mann steht.

Nachdem mit der neuen Fähigkeit in der Arbeitswelt für Gerechtigkeit gesorgt wird, erreicht „Ein Mann geht durch die Wand“ den obligatorischen Romantik-Bereich, in welchem wieder mal die soziale Ader Rühmanns zelebriert wird, die fast wichtiger erscheint als die Gefühle zu der Dame selbst. Aber so ist sie, die Welt der Rühmann-Filme, und so muss sie auch sein, schließlich erwartet man diese beim Einschalten eines seiner Werke. Mir würde sein moralisches Tun fehlen, zumal er es immer mit einem schelmischen Schmunzeln anreichert, was solche Filme schließlich rettet.

Neben typischer zwischenmenschlicher Schelmereien geht man diesmal, weil die Geschichte es auch erstmals zulässt, ebenso amüsiert mit der Grundthematik um. Man spielt mit dem Umgehen von Spezialeffekten, sich scheinbar darüber bewusst sein, dass die angewendeten nicht wirklich Gold wert sind, und man spielt mit den Tücken der Fähigkeit durch die Wand zu gehen, z.B. wenn ein Bild ungünstig hängt, oder die bequeme Pose des sich an die Wand Anlehnens nicht mehr angewandt werden kann.

Somit versprüht „Ein Mann geht durch die Wand“ auf verschiedenen Ebenen Komik, angereichert mit einem kleinen Hauch Dramatik, was zur Dosis Fantasy passt, die aufgrund der Thematik geringer ausgefallen ist, als man vermuten würde. Wie typisch für diese Art Film wird der Hintergrund der neu erlangten Fähigkeit nicht erörtert, auch wenn zumindest kurz darüber spekuliert wird, was zeitgemäß auf religiöser Ebene stattfindet. Und ähnlich wie in Murrays Vergleichsfilm wird das Fantastische der Geschichte wie ein Fluch behandelt, der nach der Läuterung des Betroffenen beendet ist.

„Ein Mann geht durch die Wand“ ist ruhig erzählt, zahm ausgefallen wie so ziemlich jede Rühmann-Komödie, und so wird sich jener heimisch fühlen, der die Werke des beliebten Schauspielers regelmäßig aufsucht. Freunde fantastischer Stoffe wird das ganze eventuell zu lahm oder brav vorkommen, aber auch die können, vorausgesetzt sie finden gefallen an der Nostalgie alter Filme, nett unterhalten werden.

Vajdas Film ist schließlich ein sympathisches Stück Kurzweile geworden, in welcher der Mensch im Zentrum steht mit all seinen Pros und Kontras, und dies im Retro-Gewandt schaut sich sehr angenehm, gerade mit Rühmann in der Hauptrolle. In gewisser Weise tut es gut zu erkennen, dass all dies was wir heute verfluchen schon damals Alltag war. Die Welt der Ethik und des Wettbewerbs ändert sich nicht, und sie wird sich nie ändern. Da wirkt „Ein Mann geht durch die Wand“ wie ein seelisches Trostpflaster - auch wenn er fälschlicher Weise an das Gute im Menschen glaubt und sich damit einer Träumerei hingibt.  OFDb

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