05.11.2014

DIE FRAU IN SCHWARZ (2012)

Dass mit „Die Frau in Schwarz“ die Hammer-Studios zu ihren Wurzeln zurückkehrten, hat im Schatten von Hauptdarsteller Daniel Radcliffes verzweifeltem Anspielen gegen sein Harry Potter-Image kaum jemand wahrgenommen. Dabei ist beides nicht von Relevanz. Hammer produzierte mit „Let Me In“ und „Wake Wood“ zuvor und mit "The Quiet Ones" später noch bessere Werke als den hier besprochenen, und Radcliffe, nicht mit all zu viel Talent gesegnet um einen Hauptteil der Geschichte alleine zu tragen, spielt eine Figur, die man ihm aufgrund seines jugendlichen Aussehens nicht abkauft. Es hätte viele bessere Wege gegeben Harry Potter hinter sich zu lassen, als ausgerechnet die Rolle eines trauernden Witwers mit 4jährigem Sohn zu verkörpern.

Die Restrezeptur neben Radcliffe ist Standard-Grusel, der einen tatsächlich das ein oder andere Mal zusammenzucken lässt, aber auch nicht darauf aus ist dies pausenlos tun zu wollen. Der unheimliche Grundton war Regisseur James Watkins wichtiger, und dem hätte man ein einfallsreicheres Drehbuch gewünscht, anstatt die Lightversion eines „Zimmer 1408“, sprich einer Geschichte in welchem jemand lange Zeit an einen Ort gebunden ist, in dem so allerhand passieren kann. Da tut es zwar gut, dass Kipps Aufenthalt im Gruselschloss immer wieder durch Abstecher ins Dorf unterbrochen wird, letztendlich bereichern die Geschehnisse dort den vorhersehbaren Plot aber keinen Deu mehr als die ausgelutschten Hauptaspekte im Schloss selbst.

Etwas schade ist es, dass „Die Frau in Schwarz" nicht künstlerich wertvoller fotografiert wurde, weiß das Schloss doch von außen und innen unglaublich zu gefallen, was in Kombination mit der langsamen, Atmosphäre aufbauenden Erzählweise den Film immerhin noch ins Mittelmaß rettet, welches einen zumindest nicht gelangweilt zurück lässt. Auch die Besetzung der restlichen Rollen weiß zu gefallen, was den Film auf der einen Seite besser aussehen lässt, Radcliffe aber leider um so blasser.

Der wirkliche Höhepunkt des Streifens ist jedoch sein Schluss, bei dessen Kitschgehalt ich mir im ersten Augenblick etwas verarscht vorkam, bis ich begriffen habe, dass wir es hier mit dem Dank aus einer morbiden Perspektive zu tun haben, die mit menschlichem Empfinden nichts zu tun haben soll. Den Mut den man hier bewiesen hat und das Talent sich in andere Welten hineindenken zu können, hätte „Die Frau in Schwarz“ an anderer Stelle sicher bereichern können. In der Schlussszene ist es dafür definitiv zu spät.

Zumindest zelebriert man in den etwas abgenutzt erscheinenden Gruselszenen jegliches Klischee, vom selbstständig schaukelnden Schaukelstuhl, bishin zu Geistererscheinungen an Fenstern und im Moor. Solche klassischen Zutaten wissen den Dauergast des Genres dann doch immer etwas versöhnlich zu stimmen. Dass man die Geschichte zu einer anderen Zeit spielen lässt und Kipps auf so viel Feindschaft im Dorf stoßen lässt, ist zumindest eine ehrliche Verbeugung vor alten Hammer-Filmen, beziehungsweise vor Horror-Klassikern im allgemeinen, so dass durchaus ein Respekt vor der Horror-Filmgeschichte zu bemerken ist und nicht nur ein reines Plündern. Sollte es mal die gleichnamige erste Verfilmung von 1989 auf den DVD-Markt schaffen, werde ich auf jeden Fall mal reinschauen. Potential für mehr war gegeben.  OFDb

1 Kommentar:

  1. Ich denke, der Film wirkt auf jeden anders. Für mich als jemanden, der eher wenig Horrorfilme sieht war der Film gut. Außerdem gefiel mir das Setting und ich mag bspw. eigentlich keinen Splatter und eher diese Old School Gruselfilme.
    Ich denke der Film gefällt einem besser, wenn man vielleicht so 3 oder 4 Horrofilme im Jahr sieht und man daher, so wie ich die ganzen Gruselszenen als nicht so verbraucht empfindet.

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