10.03.2021

PENINSULA (2020)

"Train to Busan" war ein kleiner Erfolg und das zu recht, wenn man mich fragt. Es braucht also nicht wundern, dass es zu einer Fortsetzung kam. Und sich vom Konzept einer solchen an Romero zu orientieren, indem man anderen Figuren zu einem späteren Zeitpunkt in der Zombie-verseuchten Welt beiwohnt, ist kein Fehler. Zwar erinnert die Geschichte trotz allem mehr an "28 Weeks Later" und die Governor- und Saviors-Phasen von "The Walking Dead", aber der Vergleich ist theoretisch dennoch legitim. An die Stärken Romeros knüpft man jedoch nicht an, obwohl das Potential dazu zunächst vorhanden ist. Eine tragische Vorgeschichte, in welcher man die typisch fern-asiatische Theatralik akzeptieren muss, ist solide und einfühlsam umgesetzt. Ein Zeitsprung von vier Jahren nimmt den Zuschauer gut an die Hand, lässt einen schnell die neue Realität und die wichtigen Figuren kennen lernen, so dass mit einem konstruierten, aber nicht uninteressanten, Aufhänger in die neue Geschichte gestartet werden kann. 

Die punktet zunächst mit flotter Action, einem inszenatorischen Händchen für die nötige Stimmung, sowie einem schlichten, aber überzeugenden Set a la "The Girl with All the Gifts" und erneut nett anzusehenden Zombies in abenteuerlichen Situationen. So ist man zunächst guter Dinge, auch wenn in dieser geglückten Phase bereits bemerkbar ist, dass in diesem weniger komprimierten Format die Klasse des Erstlings nicht erreicht werden kann. Mit der Einführung der Bande der Zurückgelassenen, seit dem Ende der Evakuierung von Südkorea, beginnt "Train to Busan 2 - Peninsula" (Alternativtitel) zu wanken. Zu viel Beachtung bekommt sie geschenkt, zu halbstark wirkt sie bevölkert, zu viele prollige Zugeständnisse an das Massenpublikum werden gemacht. Zwar verliert die Geschichte mit ihrer Dominanz ein gutes Stück seines Reizes, und auch die schrullige Gegenseite wirkt etwas zu konstruiert, als dass man tatsächlich mit ihr sympathisieren könnte, auf routinierte, weit weniger innovative Art geht aber auch dieser Teil der Geschichte noch in Ordnung, der uns an "Lexx 3" und Co erinnernd einen Einblick in die neuen Gesetzmäßigkeiten einer Gesellschaft gewährt, in welcher ein kleiner abgeschlossener Radius von Anarchisten beherrscht wird, welche sich ihre Zeit mit bösartigen Spielen mit anderen Überlebenden bei Laune halten. 

Diese Brot und Spiele-Variante weiß zumindest plump zu unterhalten. Wandelt die Geschichte sich aber nun zur Rettungsaktion, orientiert an der Schlussphase des zu erfüllenden Auftrages, geht es rapide mit "Bando" (Originaltitel) bergab, der nun nicht nur zu viele Zufälle und Glücksfälle das Szenario bestimmen lässt, sondern in seiner undurchdachten Art zudem immer dümmlicher anmutet. Den Guten der Geschichte werden zu viele Zugeständnisse gemacht, und Zombies tauchen immer nur dann auf, wenn man sie gerade benötigt, auch wenn das ganze Treiben im Finale sie dauerhaft locken müsste. Die Figuren verlieren im Laufe der Zeit ihre komplette Sympathie, die Theatralik der Geschichte weicht dem empathischen Bereich und wirkt nun somit nur noch aufgesetzt, und die ehemals packende, rasante Action wird aufgrund von aufkommender Gleichgültigkeit beim Zuschauer ein zu langes und zähes Unterfangen, welches ohnehin nur prollig den Schwanzvergleich zwischen zwei konkurrierenden Gruppierungen verkörpert. 

Dank einer zu viele Kosten einsparenden Produktion schaut sich diese Phase, in welcher allerhand Autos auf viel zu freien Straßen flott unterwegs sind, zudem wie ein Computerspiel, ist doch fast jegliche Außenaufnahme der Wagen computeranimiert, so dass man immer wieder aus der ohnehin schon plumpen und wenig überzeugenden Realität des Filmes geschmissen wird. Hier mutet man dem Zuschauer zu viel Kindergarten zu. Wenn nun noch jeglichem Finalgeschehen ein weiteres folgt und mit jedem weiteren ein Stück mehr Klischee, Happy End, Glückseligkeit und Unglaubwürdigkeit folgt, dann ist man dem Kotzen nahe - und dies in einem Film, der so sympathisch begann. Freunde von "The Walking Dead" werden sicherlich trivial solide unterhalten, jedem anderen Freund von Zombie- und Infiziertenfilmen dürfte das Treiben jedoch zu plump und innovationslos vorkommen, als dass es erneut den Stellenwert eines "Train to Busan" einnehmen könnte.  OFDb

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