23.12.2023

PLAY DEAD (2022)

Man nehme ein Medikament um tot zu wirken, lasse sich ins örtliche Leichenschauhaus einliefern und erstehe dort wieder heimlich auf, um ein Beweisstück einzusammeln, welches das letzte Familienmitglied, welches man hat, ansonsten für immer hinter Gittern bringen würde. Hier erlebt die Reingeschlichene nun das Grauen. Der Plot reizt. Er klingt völlig konstruiert, aber er reizt. Und das bringt "Play Dead - Schlimmer als der Tod" (Alternativtitel) insgesamt recht gut auf den Punkt. Denn so richtig konstruiert und unglaubwürdig wird er sogar erst nach dieser Anfangsphase, und er wird es mit fortschreitender Laufzeit immer mehr. Er bleibt gleichzeitig aber auch ein sympathisches, interessant gehaltenes Stück Horrorfilm, das funktionieren kann, wenn man nicht einzig auf die Kategorie Glaubwürdigkeit achtet. Dann kann man Gefallen an dem unheimlichen Spielort finden, an der Spielfreude, die Jerry O'Connell aufleben lässt, wenn er entgegen seinem Standard endlich einmal den Bösewicht spielen darf, und an dem Einfallsreichtum eines routinierten Drehbuchautors, der versuchen muss im Mainstream stets neue Möglichkeiten für die Heldin zu schaffen. Ihr Scheitern wird nie ernsthaft ins Auge gefasst, sie wird gewinnen, sie wird den grausigen Ort verlassen. Aber die Umstände werden es ihr schwer genug machen, damit der Zuschauer genug zu erleben bekommt, auch wenn die Standardumsetzung ihn für wahres Grauen zu sehr in Watte packt. 

Um ehrlich zu sein, ist "Play Dead" aber ohnehin für das Jugendpublikum konzipiert, so sehr wie er am Denken und Erleben der Protagonistin und weiteren jugendlichen Figuren orientiert ist. Deswegen verzeiht man ihm auch gerne die Naivität dieses Alters, die er immer wieder atmet. Im Gegenzug präsentiert er dem Publikum aber auch Wortgefechte zwischen der jungen Heldin und dem fehlgeleiteten Spießer, der auf Comicschurkenart verurteilen und sich rechtfertigen darf, mitten im Klischee badend, also keine Chance auf einen diskussionswürdigen Inhalt bietend, aber amüsant genug dargeboten, um Gefallen an dieser Spielerei zu finden, inmitten eines Werkes, das eher simple Geisterbahn im Psychogewandt sein möchte, anstatt ein bierernster Horrorfilm. Komik darf trotzdem suchen wer will, die gleitet nur in manch augenzwinkerndem, schwarzhumorigen Dialog daher. Regisseur Patrick Lussier hat mit "God's Army 3", "Dracula 2" und "Drive Angry" schon schwächere Filme fabriziert, mit "Trick - Dein letztes Halloween" sogar ein richtig schlechtes Werk. Seinen ersten von Wes Craven produzierten "Dracula" mochte ich, aber nur "My Bloody Valentine" ist bislang seine einzige, mir bekannte, rundum gelungene Regiearbeit. Und wie man an meinem Text sieht, muss man auch Kompromisse eingehen, um seinen Spaß mit "Play Dead" zu haben. Aber ich hatte ihn, sehe das alles nicht so streng und habe einfach die 90 Minuten simpel und trivial genossen. Wer nicht mehr als dies erwartet, und mehr muss es nicht immer sein, der wird 90 Minuten kurzweilig und morbide genug unterhalten.  OFDb

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