Als die Polizistin Gwen bei ihren Ermittlungen unterbrochen wird, damit die mysteriöse Torchwood-Gruppierung die weiteren Untersuchungen vornehmen kann, möchte sie mehr über diese Institution erfahren, von der kaum wer etwas weiß, die aber sämtliche Rechte besitzt über der Polizei zu stehen. Nachdem sie beobachten kann, wie bei deren heimlichen Ermittlungen ein Toter kurzfristig zum Leben erweckt wird, weiß sie, dass sie etwas Heißem auf der Spur ist. Aus dem Stöbern in staatlicher Geheimsachen wird ein fester Job bei Torchwood. In diesem Geheimunternehmen bekämpft man übernatürliche Fälle, die durch einen Zeit-Raum-Riss in der Stadt Cardiff verursacht werden...
Vergessen, erinnern, nie mehr vergessen...Als die 00er Jahre-Variante "Doctor Who" erfolgreich lief, startete man parallel zur zweiten Staffel die Spin-off-Serie "Torchwood", die etwas anders geartet ist als die Hauptserie. Weniger peppig angelegt, eher trocken ermittelnd mit distanzierten Figuren, ziemlich treffsicher kann man "Torchwood" als die "Akte X"-Serie des "Doctor Who"-Universums bezeichnen. Augenzwinkernd benennen die Autoren den Vergleich gegen Ende der ersten Staffel sogar selbst. Insgesamt gesehen ist das Projekt meiner Meinung nach nicht besser oder schlechter ausgefallen als das Original, von dem man klaut. Die Figuren wirken gewollter als in der US-Version, dafür wird man im Gegenzug hier nicht mit einer Alienverschwörung gelangweilt. Solide pendelt "Torchwood" zwischen Science Fiction und dem (scheinbar) Übernatürlichen, sowie zwischen Krimi und Seifenoper. Die Dramatik funktioniert bei solch distanziert gehaltenen Figuren freilich nur bedingt, am ehesten noch bei der Identifikationsfigur Gwen, die vom Typ Figur und Schauspielerin her ein wenig an Lisbon aus der erst zwei Jahre später entstandenen US-Serie "The Mentalist" erinnert, im Gegensatz zu ihr aber immer wieder egoistisch handelt und damit so zwielichtig wird, wie der Rest der Stammcrew. Wir haben es also nicht mit Heiligen zu tun, das ist Absicht und tut der Serie oft gut, außer wenn sie ihre Profis zu infantil erscheinen lässt, was gegen Ende leider häufiger vorkommt als zuvor.
Ohnehin atmet die Serie trotz ihrer britischen Herkunft die naive Luft einer amerikanischen, was man auch in der Mentalität erkennen kann, dass sich fast alles Geschehene rückgängig machen lässt, egal wie groß das Ausmaß der Katastrophe ist. Das lässt manch zunächst mutige Entscheidung doch nur täuschendes Cliffhanger-Niveau atmen, geht für eine Trivialserie jedoch als verzeihbarer Makel durch. Neben Gwen ist es Captain Jack Harkness, der Anführer von Torchwood, der charakterlich am ehesten ins Zentrum tritt, zur zweiten Hälfte der Staffel gar mehr als sie, was der Serie meiner Meinung nach nicht so gut bekommt, da er sich weniger als Identifikationsfigur eignet als sie. Jack ist absichtlich rätselhaft gehalten, außer dass er nicht sterben kann, ist kaum etwas über ihn bekannt, und seine selbstherrliche Art funktioniert ganz gut, solange Gwen halbwegs als Neuling im Dunkeln tappt. Aber je mehr er zum weisen, unfehlbaren Anführer im Blick der Autoren wird, umso unangenehmer wirkt diese Eigenschaft, mit dem glatten Gesicht seines Darstellers etwas zu anbiedernd gespielt. Was hart klingt, geht innerhalb einer kurzweiligen und anspruchslosen Feierabendunterhaltung jedoch definitiv in Ordnung, zumal die von mir erwähnten Ärgernisse meist (sich wiederholende) Randerscheinung in hauptsächlich interessanten Fällen sind. Es ist leider die Doppel-Folge im Finale, die schwächer anmutet als der Rest. Das Konzept der einzelnen Fälle, verbunden mit einem dünnen, roten Faden, der alles zusammenhält, mündet leider in dieser.
Warum man in der zweiten Staffel der Hauptserie, von der man abstammt, Torchwood völlig anders einführt, als hier zu erleben ist, verstehe ich nicht. Mit anderen Personen an einem anderen Standort kann ich leben, immerhin wird hier wie dort erwähnt, dass Torchwood eine vernetzte Organisation mit allerhand Standorten ist, und wir wohnen nur jenem kleinen in Cardiff bei. Allerdings sollten spätestens die globalen Ereignisse in der Finalfolge von der Vernetzung Gebrauch machen, und das tut man nicht, so als habe man vergessen, dass das Schicksal nicht einzig in jener handvoll Menschen liegt, die wir als Torchwood näher kennen lernen durften. Zumindest der Cliffhanger macht auf die Gesamtgeschichte Torchwoods neugierig, wurde das Thema des Doktors doch bisher unter den Teppich gekehrt. Und als jemand, der parallel Staffel 2 und 3 von "Doctor Who" zur hier besprochenen Serie guckt, weiß ich noch nicht wie Torchwood zu ihm steht, wurde sie seinerzeit doch gegründet, um England u.a. auch vor ihm zu schützen, während der Doktor in der Gegenwart eine Leichtsinnigkeit der Organisation wieder gut machen konnte. Captain Jack Harkness hat jedoch einen ganz anderen Bezug zum Doktor, wie der Stammzuschauer aus Staffel 1 der Hauptserie weiß. Nun werde ich mich aber erst einmal weiter auf den Doktor konzentrieren und mich somit nicht sogleich im Anschluss an die zweite Staffel "Torchwood" heran wagen. Aber ich werde sie irgendwann sichten, denn sie gefällt mir eine Spur besser als das spätere, aus dem Jahr 2016 stammende, Spin-off "Class", das in der Pilotfolge sogar den zu diesem Zeitpunkt aktuellen Doktor als Gastauftritt präsentierte. Wiki
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