10.08.2013

THE BLOODY COTTAGE IN THE FOREST (1991)

Regisseur Rolfe Kanefsky war 22 Jahre alt, als er sein Debut „Don‘t Scream... Die - Spur in den Tod“, wie „The Bloody Cottage In The Forest“ zunächst in Deutschland betitelt wurde, filmte. Heutzutage dreht er neben Erotikfilmen wie „Emanuelle In Wonderland“ noch immer billige Horrorfilmchen, so z.B. „Nightmare Man“ und „Dead Scared“. Noch habe ich von denen nichts gesichtet, aber es würde mich wundern, wenn auch nur einer von ihnen den Charme der hier besprochenen Horror-Komödie besitzen würde, ein Charme der 1991 eigentlich längst gegen einen anderen bei Videoproduktionen ausgetauscht wurde, denn „There‘s Nothing Out There“ (Originaltitel) schnuppert 80er Jahre-Luft pur.

Das Bild, das für die mir bekannte DVD-Ausfertigung so gar nicht aufpoliert wurde, sitzt so tief im besagten Jahrzehnt fest, dass ich mich an meine Anfangszeit des VHS-Sammelns zurückerinnert fühlte. Wir waren echt abgehärtet was mangelnde Bildqualität betraf. Da „The Bloody Cottage In The Forest“ eine preisgünstige Produktion war, ist auch von damals moderneren Spezialeffekten nichts zu spüren, die selbst ein für den Videomarkt produzierter Charles Band-Film beinhaltet hätte. And Last But Not Least darf selbst der Popsong des Soundtracks nichts vom Erscheinungsjahrzehnt verraten, auch dieser badet in den 80er Jahren.

Während der etwas zu monoton geratene Vorspann eine billige Computeranimations-Sequenz zu einem billig komponierten Elektrosound präsentiert, wohl das einzige was wirklich in die 90er Jahre passt, atmet der Film also wie erwähnt noch die Luft jener Zeit, auf die sich Horrorfilm-Nostalgiker neben der 70er Jahre am liebsten besinnen, eine Zeit in der Trash etwas selbstverständliches im Videoregal war, ohne sich als solcher zu feiern oder sich durch ein zu ironisches Spiel vom Urgedanken des Schunds zu distanzieren. Gerade letzter Punkt ist im Hinblick auf Kanefskys Erstling wichtig, ist dieser doch ebenfalls ironisch erzählt, jedoch auf eine ganz andere Art.

„The Bloody Cottage In The Forest“ will sich mit diesem Stil nicht entschuldigen, oder protzig beweisen, dass er jene Art Trash ist, für die sich der Zuschauer nicht mehr schämen muss. Der augenzwinkernde Umgang der Thematik soll nur zeigen, dass man sich im Genre auskannte. Und das ist ein wichtiger Aspekt, da er die Horrorgemeinde selbst aufs Korn nimmt und mit ihr die immer wiederkehrenden Klischees der Dauerwiederholungsschleife im Zeitalter der schnell heruntergekurbelten Videoproduktionen.

Kanefsky weiß was er abgedreht hat. Sein Film thematisiert oben genannte Gebiete, aber er ist dennoch Teil dieser, hebt sich also ähnlich wie „Space Invaders" nicht arrogant vom persiflierten Stil ab, sondern stellt mit der Verballhornung klar, warum man diese Art Film trotz dieser angeblichen Mankos mögen darf. Eine Lektion, die ich in den meisten heutigen Trash-Werken vermisse. Ihre Zuschauer feiern die offiziell als nicht peinlich abgesegneten Filme, schämen sich für charmanten Schund, der sich nicht (deutlich genug) distanziert, und nutzen Genre-Werke, die humoristisch im Blut baden, als Rechtfertigung endlich auch mal Schund mögen zu dürfen - freilich nur solange der Rest das ebenso sieht.

Sicherlich sind manche Produktionen heutiger Zeit flotter und radikaler inszeniert als ein vergleichbares Werk der 80er und 90er Jahre, aber meist sind sie hohle Gefäße, denen es am gewissen Etwas fehlt, das man einem Dritten nicht so leicht erklären kann. Warum mag ich wohl so einen Billigfilm wie „The Bloody Cottage In The Forest“, der im gemütlichen Tempo nichts erzählt, was nicht schon einmal da gewesen wäre? Weil er einfach charmant ist und mit Blick von heute nostalgisch noch dazu. Das billige Monster weiß zu gefallen. Nicht weil es unfreiwillig komisch wäre, sondern weil es so wirkt wie die Regie es wollte. Und die Regie wollte es so, da sie sich selbst nichts beweisen musste. Ein Film wie der hier besprochene ist ein Liebhaber-Stück, gedreht von jemandem der das Genre so mochte wie die Zuschauer seine Arbeit. Und das faszinierende daran: sein Werk ist kein Geheim-Tipp geworden.

„The Bloody Cottage In The Forest“ ist weder ein Meisterwerk noch ein vergessener oder übersehener Beitrag den man als Genre-Fan unbedingt gesehen haben müsste. Er ist weder ein „Tanz der Teufel“ noch ein „Return Of The Living Dead“. Er ist nur einer von vielen Filmen, ein Lückenfüller, ein wahrscheinlich sogar schnell vergessener Film, aber verdammt noch mal, er ist trotzdem lohnenswert, da er für dieses eine Mal Gucken einfach Spaß bereitet. Er bietet ein glibberiges Alien, lustige Sprüche, schräge Situationen, Laserblitze die aus den Augen des Außerirdischen abgefeuert werden, und vor allen Dingen den richtigen Mix aus Komödie und Horror. Kein Part ist je zu dominant. Und nur so kann eine Geschichte funktionieren, in welcher die Protagonisten entdecken, dass sie es glücklicher Weise mit einem recht dummen Fremdling zu tun haben.

In der ersten Hälfte hätte es ruhig etwas mehr Tempo geben können. Die unnötigen Tittenszenen sind kein Ersatz für das was man in diesem Genre tatsächlich sichten möchte. Aber wer nicht nur Geduld besitzt, sondern sich auch an den kleinen Dingen eines Filmes erfreuen kann, der wird trotzdem Spaß mit dieser ersten Hälfte haben, die lediglich vorbereitet was uns in der zweiten Hälfte zu erwarten hat. Dass selbst in einer Produktion wie dieser die Handlung noch richtig durchdacht war und die Charaktere in ihrer Zusammenstellung Sinn ergeben und in dem was sie tun nachvollziehbar sind, zeigt nur auf ein neues, wie sehr das Verständnis für Psychologie und gute Drehbücher in der heutigen Zeit verloren gegangen sind. Eine Zeit in welcher Quantitäten zu qualitativen Punkten eines Filmes erkoren werden, und Elemente die einem Film (auch einem solch niveaulosem wie dem hier besprochenen) den nötigen Sinn bescheren und den nötigen Charme, kaum mehr beachtet werden.

„The Bloody Cottage In The Forest“ ist kein Opfer dieser heute so berechnenden Industrie geworden. Dafür erschien er viel zu früh. Stattdessen wurde, Jahre später, eine ganz andere Art Schindluder mit ihm betrieben, eine die es schon zu seiner Zeit gab. Er wurde neu veröffentlicht mit der Absicht zu täuschen. Als „The Cabin In The Woods“ im Kino lief, erschien „Don‘t Scream Die“ (Alternativtitel) unter dem Titel den er auch in diesem Artikel trägt. Da dies als Anlehnung nicht reicht, bildete man zudem eine heruntergekommene Holzhütte im Wald auf dem DVD-Cover ab, die nicht einmal entfernt an das Gebäude erinnert, in welchem der Hauptteil des Streifens tatsächlich spielt. Sie soll ja auch viel mehr an das Cover des Kino-Hits aus dem Jahr 2011 erinnern.

Die meisten werden nach dem Kauf enttäuscht gewesen sein, egal ob sie nun hereingelegt wurden oder wussten, dass sie nur ein alternatives Billigfilmchen kauften. Ich habe mich jedoch gefreut, findet man als Kenner solcher Werke doch kaum noch Vergleichbares, das man noch nie gesichtet hat, und ist es deswegen doch um so schöner wenn ein noch unbekannter Film dieser Zeit den Charme eines „Das Gehirn“, „The Curse“, „Shopping“, „Der Komet“ und „Kosmokiller“ besitzt, die Art Charme mit der Tunnelblick-Stammzuschauer heutiger Horrorfilme leider nichts mehr anzufangen wissen. Der Begriff Trash wurde von der Industrie neu geprägt, und so wird er heute leider gelebt. Immer gut, wenn man als Mensch die Chance hat eine solche Vorliebe vor dem großen Hype zu entwickeln, frei von Manipulation und frei von der Coolness, die manchem einreden will, dass ein solcher Film peinlich ist. Zum Glück hatte ich diese Chance, zu einer Zeit in der ein Filmsammler noch als Freak galt.  OFDb

2 Kommentare:

  1. Da fühle ich mich doch inspiriert, kurz mal etwas aus meiner Rezeptionskarriere zu erzählen. DON'T SCREAM... DIE war, auch wenn man es vielleicht nicht glauben mag, mein allererster Film auf DVD - und damit natürlich gleichzeitig meine erste Erfahrung mit Trash (auch wenn ich diesen Begriff mit 14 Jahren natürlich noch nicht nicht kannte). Ich kaufte ihn damals für 2,99 Euro bei Mediamarkt oder Saturn und freute mich riesig auf das Erlebnis, da es bei mir zu der Zeit noch kein Kabelfernsehen im Zimmer gab und ich dadurch auch Filmkonsum-technisch mehr oder weniger 'ne absolute Gurke war, weil ich mir wahrscheinlich keine fünf Filme im Laufe eines ganzen Jahres (!) angesehen hab. Nach meiner ersten Sichtung wusste ich natürlich trotz des Mangels an vielen Vergleichsmöglichkeiten, dass der Film nach traditionellen Bewertungskriterien ziemlicher Schrott ist und ihn sich niemand, der eine ordentliche Bezugsquelle für Filme besitzt, ein zweites Mal freiwillig anschauen würde. Dennoch fand ich DON'T SCREAM... DIE unglaublich faszinierend und schaute ihn mehrmals, selbst dann noch, als ich mich durch die Möglichkeiten des Kabelfernsehens mehr und mehr für ernstere Filmen zu interessieren begann. Denn eines war mir damals schon klar: DON'T SCREAM... DIE ist trotz seiner Billigkeit kein Standardprodukt, und so habe ich mich schon seit frühestem Jugendalter wenig für superduper Spezialeffekte interessiert. Auf meinem Tagesprogramm standen entweder "seriöse" Dramen, mit psychologisch komplexen Charakteren und im Idealfall guten Bildern, oder abseitige und unperfekte Produkte, die einfach nur Spaß machen und sehr naiv sind. Ich merke gerade auch - jetzt beim Schreiben dieser Zeilen-, dass mich das echt geprägt hat.

    Die DVD von DON'T SCREAM DIE besitze ich allerdings nicht mehr und habe den Film bestimmt seit ca. 8 Jahren nicht mehr gesehen. Es wird Zeit.

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    1. Ja, das klingt als wäre eine Neusichtung für Dich mehr als interessant. Wirklich objektiv wird man einen Film, der einen so geprägt hat, zwar ohnehin nicht besprechen können, selbst wenn nach 8 Jahren das Ergebnis etwas ernüchternd wäre, aber ich wäre so oder so sehr neugierig drauf ein paar Zeilen über den Film auf Deinem Blog zu lesen, wenn Du ihn Dir noch mal angesehen hast.

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