Der letzte Film des Regisseurs von "Totale Angst über der Stadt" ist eine kaum getarnte Mediensatire in Horrorfilm-Form mit leichten Anleihen an die Thematik von "Die Dämonischen" und "Brain Eaters". Zwar übernehmen die Außerirdischen nicht die Körper der Menschen wie bei erstgenanntem Vergleich, aber deren Denken wie bei zweitgenanntem, jedoch ohne die völlige Übernahme und frei von körperlichem Kontakt. Wie später auch "Donnie Darko", so verarbeitet auch "Das Gehirn" das Problem der in den 80er Jahre häufig in Amerika verbreiteten Psycho-Gurus, die mit billiger, manipulativer Propaganda jenen geholfen haben, die scheinbar zu eigenständigen Reflexion nicht in der Lage waren und ihnen, ähnlich den heutigen Homöopathen, dabei ganz legal das Geld als scheinbare Helfer aus der Tasche zogen.
Da auch das Fernsehen als Pate des abbauenden Denkens und für ein ideales Propagandamedium steht, lag die Idee gar nicht so fern beides miteinander zu verbinden. Und dank seiner Entstehungszeit ist mittels eines glibbrigen Monsters im Zentrum dabei ein typischer Vertreter der angenehmen Videotheken-Horror-Gattung herausgekommen, sprich ein Genrebeitrag der augenzwinkernd erzählt ist ohne komödiantische Eigenschaften zu besitzen und verspielt und erwachsen genug ausgefallen ist, um zu verstehen dass eine solche Thematik nicht bierernst umgesetzt sein muss. So schade es auch ist, dass solche Produktionen kaum noch umgesetzt werden, so schön ist es einen solchen Beitrag vergangener Mainstreamkunst für sich zu entdecken.
"The Brain" (Originaltitel), den man nicht mit Charles Bands "deutsch" titulierten "The Brain" verwechseln sollte, der im Original eigentlich "Head of the Family" heißt, orientiert sich deutlich am Erfolg der "Nightmare on Elm Street"-Reihe, arbeitet der Film doch gerade in seiner ersten Hälfte stark mit monströsen Halluzinationen, die den Alpträumen des Vorbildes ähneln, z.B. dann wenn während einer Autofahrt Tentakel aus einem Lenkrad ragen, sowie Freddy einst auf monströse Art das Motorrad eines seiner Opfer in "Nightmare on Elm Street 5" übernahm. Glücklicher Weise kopiert Ed Hunt das Vorbild nicht all zu stark, eben weil der Stoff fröhlich von verschiedenen Filmen zusammengeklaut wird, so dass dabei im Ergebnis zwar ein recht innovationsfreies Produkt herausgekommen ist, aber eines welches die üblichen Mechanismen des Horrors der 80er auf B-Film-Niveau gekonnt zu übernehmen weiß.
Die schlichten Effekte werden zu funktionierenden Hinguckern (allein der billig getrickste weiße Teddy zu Beginn ist äußerst charmant ausgefallen), und auf der Seite der Bösewichter ist der Streifen auch weit besser besetzt als bei den routiniert ausgesuchten "Teenagern", die ihre Sache zumindest gut genug machen, damit der Film auf schlichte Art zu funktionieren weiß. Der von David Gale verkörperte Dr. Blake ist fast noch mehr Hingucker als das herrlich anzusehende Gehirn mit seinen fletschenden, spitzen Zähnchen, was er dadurch vollbringt, dass er mit schiefem Mundeinsatz ein wundervoll comicartiges Schurkengrinsen zu meistern weiß, das man möglichst oft sichten möchte. Drei Jahre nach "Re-Animator" und noch einige Male danach, wird er zum funktionierenden Motor eines Horrorfilmes der verspielten Art.
Dass man eigentlich noch viel mehr auf Angriff des Mediums Fernsehen hätte gehen können, ebenso wie allgemein zum Thema der Verdummung der Masse, steht außer Frage. "Das Gehirn" mag seine Botschaft mit dem Holzhammer präsentieren, ohne auf subtile Art diesbezüglich zusätzliche Arbeit zu leisten, letztendlich ruht man sich gesellschafts- und medienkritisch jedoch auf eine handvoll Ideen aus und serviert ansonsten das Horrorgrundlagenprogramm nach klassischem Handlungsablauf. Das Ergebnis ist gut genug umgesetzt um dem passenden Zielpublikum zu gefallen, aber auch routiniert genug ausgefallen um nicht zum kleinen Kulttipp zu werden. "Das Gehirn" macht noch immer so viel Spaß wie zum damaligen Zeitpunkt, als ich ihn einst im Privatfernsehen entdeckte, und ist definitiv den sich viel zu ernst nehmenden CGI-getricksten Streifen ab der 00er Jahre vorzuziehen. Wer nicht zu viel erwartet und mit schleimigem Monsternonsens etwas anfangen kann, der wird sicherlich nicht enttäuscht werden. OFDb
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