Im selben Jahr, in welchem auch die gelungene Clive Barker-Verfilmung „Midnight Meat Train“ heraus kam, erschien von der Schrott-Firma Nu Image, die auf dem Videomarkt zunächst mit billigen Actionfilmen trumpfte, bevor sie das Horror-Genre für sich entdeckte, unter der Produktion von Billig-Filmer Boaz Davidson, dem wir solch mittelmäßige Ware wie „Zombies“ und „The 4th Floor“ zu verdanken haben, ein Genre-Beitrag heraus, in dem ebenfalls ein Zug im Mittelpunkt der Geschehnisse stehen sollte. An Bord holte man sich die gar nicht mal untalentierte Thora Birch, die in „The Hole“, „Ghost World“ und ganz besonders in „American Beauty“ zu überzeugen wusste. In „Train - Nächster Halt: Hölle“ darf sie lediglich niedlich aussehen, unterstützt von manch nett gesetztem Farbfilter, und damit sind auch gleich die einzigen zwei Pluspunkte genannt, die der Film vorzuweisen hat.
Wie typisch für die späten 00er Jahre tritt Amerika zunächst einmal dem Bild Europas ordentlich in die Fresse, einem Ort der Gesetzlosen und in welchem Angst zum Alltag gehört, ganz im Fahrwasser von „Hostel“, „Catacombs“ und Co, was hier und in „Hostel“ besonders dreist zu nennen ist, da diese Ost-Europa kriminalisieren, ausgerechnet jene Gegend, in der sich billige Horrorfilme so leicht für den amerikanischen Markt produzieren lassen. Das nenne ich mal ein nettes Dankeschön für eine geizige Art Filme zu produzieren und ist ein Armutszeugnis, sowie nur Öl ins Feuer für das Klischee des Amerikaners, der sich anderen Kulturen gegenüber wie ein Trampeltier verhält. Somit schadet eine solche Erzählweise am Ende beiden Seiten.
Nun muss diese intolerante Art und Weise noch nicht bedeuten, dass das Werk welches aus solchen Bedingungen erwächst, unterhaltungsarm ausfallen muss. Aber „Train“ (Originaltitel) gibt sich so gar keine Mühe mit irgend etwas zu punkten. Die vorhersehbare Geschichte steckt in einer Wiederholungsschleife der immergleichen Geschehnisse fest, in welcher Klischeegesichter auf der Schurkenseite und charakterlose Gesichter auf der Heldenseite stehen, in einem Szenario, dass von so ziemlich allem klaut was gerade irre angesagt und billig nachzudrehen war. Ob da nun „Hostel“ aufblitzt oder jeglicher Beitrag zum Thema Organhandel, alles wird irgendwie verwurstet, alles außer „Monster im Nachtexpress“, mit welchem der Film inhaltlich so gar nichts zu tun hat, was schon ein wenig verwundern darf, wenn man bedenkt, dass „Train“ auf manchen Seiten im Internet als ein Remake des 80er Jahre Slashers mit Jamie Lee Curtis bezeichnet wird.
Wer glaubt dass in dieser Billigproduktion zumindest der nach quantitativen Schauwerten lechzende Horror-Fan auf seine Kosten kommt, der irrt. Ist die deutsche Fassung doch bislang nur geschnitten erhältlich, und auf einen Uncut braucht man sich scheinbar gar nicht erst freuen, schafften es die Verantwortlichen von „Train“ doch tatsächlich derart miese Kameraaufnahmen zu fabrizieren, dass selbst dann kaum was zu erkennen ist, wenn die Kamera genau draufhält. Meist ist sie viel zu nah dran, um tatsächlich etwas einzufangen. Still hält sie nie, ruckelige Aufnahmen oder hektische Schnitte sind allerdings nicht ihr Übel. Das haben die Aufnahmen auch gar nicht nötig, da das Untalent vom Kameramann es auf viel simplere Art schafft uns den Spaß am Geschehen zu verderben.
Dass im Hintergrund Standart-Musik klimpert, dürfte klar sein. Dass sich die Helden überhaupt nicht nachvollziehbar verhalten, überrascht ebenso wenig. Höchstens dass sich die Ringer nie wie Ringer benehmen, sondern der Gefahr ins Auge schauend genauso reagieren wie jeder andere Teen in jedem anderen Horrorfilm dieser Art, ist vielleicht ein Grund sich zu wundern. Einzig der Finalkampf geht diesbezüglich in die richtige Richtung, wurde in einer frühen Szene jedoch bereits mehr als deutlich für die finale Lösung angepriesen, so dass nur ein Vollidiot nicht damit rechnen dürfte, auf welche Art der letzte Killer sein Lebenslicht verliert. Regisseur Raff, der bislang nichts sonderlich interessantes gedreht hat, traut dem Zuschauer aber nicht mal dies zu, und muss passend zur entscheidenden Szene noch einen Sekunden-kurzen Flashback auf die Vorbereitungsszene vom Anfang aufblitzen lassen.
Wenn man vom Publikum so gar nichts erwartet, wozu dreht man dann eigentlich noch einen Film für ihn? Aber vielleicht ist „Train“ ja auch einfach nur für die Sonderschule gedacht oder als Unterhaltungsfilm für die Lobotomie-Abteilung in der Nervenheilanstalt. Denn wer sollte einem solch miesen Film, der den Zuschauer wie Idioten behandelt und seine überraschungsfreie Geschichte für irre wendungsreich hält, bitte etwas abgewinnen können, der noch ein funktionierendes Gehirn besitzt? Höchstens Jugendliche, die den Film offiziell ohnehin noch nicht sehen dürfen, dürften Spaß mit diesem Schund haben. Zumindest fand ich in meiner Jugend auch so einige schwachsinnige Filme gut, deren mit erwachsenen Augen der Zweitsichtung unübersehbaren Tiefpunkt mir unfassbarer Weise in jungen Jahren nicht aufgefallen sind. OFDb
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