In einem Wüstenkaff werden Leute von einem schwarzen Auto tödlich
verletzt. Der Sheriff macht sich auf die Suche nach dem Fahrer und
entdeckt, dass das Auto ein mörderisches Eigenleben führt...
Es war einmal, lange Zeit vor dem Elektroauto...
Böse Fahrzeuge scheinen nicht das gewisse Etwas zu besitzen, welches der Genrefreund sehen will. „Iron Thunder“ erzählte von einem bösen Motorrad und ging schnell im Videoregal unter, „Rhea M“ wurde von Kritikern und Publikum komplett verrissen, sein Remake „Trucks – Out Of Control“ kennt zurecht kaum wer. „Christine“ war der einzige Lichtblick, von vielen gemocht, aber doch wiederum zu kühl umgesetzt, um wirklich ein nennenswerter Erfolg zu sein. Was auf der Spaßseite mit Auto Herbie funktionierte, wollte sich auf Horrorebene einfach nicht variieren lassen. Der Kinozuschauer schien mehr Spaß daran zu haben, wenn Fahrzeuge zu Mordinstrumenten zweckentfremdet wurden, so wie wir es bei „Jeepers Creepers“ erleben durften, und unvergessen bleibt Spielbergs erster und bester Film „Duell“.
„Der Teufel auf Rädern“ ist ein relativ früher Versuch von einem bösen Auto zu erzählen. Und er stellt sich gar nicht erst die Frage warum das Fahrzeug so böse ist. Der Film entstand in der Übergangsphase, in der klassischer Horror langsam vom Terrorfilm abgelöst wurde, aber noch immer Zuschauer locken konnte. „The Car“, so der Film im Original, orientiert sich trotz seiner damals modernen Idee am klassischen Horrorfilm. Zwar wird der Hintergrund des Autos nie wirklich erklärt, es gibt allerdings einen Verweis auf die Hölle und den Teufel, wohl das klassischste Horrorelement, noch vor Vampiren, Werwölfen und Co. Mit der Hölle im Rücken muss man scheinbar auch keine Beweggründe nennen. Der Gehörnte findet seit je her neue Wege Unheil anzurichten, diesmal ist es also ein Auto.
Ich weiß nicht wie es früher war, aber heute reicht das einfach nicht aus. Mag sein, dass man mittlerweile einfach zu verwöhnt ist, zu Zeiten wo Filme eine immer größere Laufzeit erhalten, um immer mehr Hintergründe aufzuarbeiten. Da wirkt ein Werk wie das hier besprochene schon wie ein Witz.
Dass eine dünne, bzw. nicht genannte Erklärung jedoch so eine Unzufriedenheit hinterlässt, liegt nicht unbedingt an diesem einen Manko. Richtig groß wird dieses Gefühl von Leere nämlich erst dadurch, dass wirklich alles was mit dem Auto zu tun hat nicht erklärt wird. Man weiß nicht wo es her kommt, man weiß nicht was es davon hat Menschen umzubringen (Seelenfang? Das „Iron Thunder“-Motorrad wollte immerhin Blut).
Und der Weg zum Ziel bleibt auch voller Rätsel. Ewig wirbelt das Automobil Staub auf, spielt zunächst mit seinen Opfern (braucht es verängstigte Opfer bevor der Tod eintreten darf?). Manche bringt es recht flott um, bei anderen verpatzt es jede noch so einfache Chance. Es will einfach nicht klar werden, was es mit dem Auto auf sich hat. Und bei all diesen offenen Fragen ist der dünne Hintergrund, der uns ungenannt am Ende offenbart wird, schlichtweg unbefriedigend.
Einen großen Film braucht man also nicht erwarten, hat sicherlich auch niemand, zumindest würde es mich wundern, klingt die Story doch viel zu sehr nach Trash oder charmant schundigem B-Film. Zumindest kommt die Enttäuschung nicht erst gegen Ende. Denn bereits die erste, sehr lange, Szene des Films zeigt bereits, dass keine großen Talente am Werk waren. Hier wurden allerhand Möglichkeiten verschenkt.
Da schafft es der Regisseur kurz Atmosphäre aufzubauen, da wird sie auch schon wieder verpufft. In der Art wie die Szene umgesetzt wurde, ist sie schlichtweg zu lang. Wo bleibt denn nun das Auto? In einer spannenden Sequenz hätte die geduldige Länge genau das Gegenteil bezweckt. Regisseur Elliot Silverstein macht jedoch gar nicht den Eindruck die Szene spannend gestalten zu wollen. Er mischt Fröhlichkeit mit der kommenden Bedrohung, weiß beides aber nicht gekonnt zu vereinen, nicht einmal gekonnt in der Abwechslung zu zeigen, bevor das Böse das Gute verschlingt. Teeniegeschwätz – Autogeräusche, Teeniegeschwätz – Autogeräusche, dies wechselt sich ständig ab. Fahrräder fahren in einen Tunnel, das Auto ebenfalls. Kommt es zu einer bösen Szene, wie die eröffnete Situation dafür geradezu einladend wäre? Nein, sowohl Auto als auch Fahrräder fahren wieder aus den Tunneln heraus, es war nicht einmal die selbe Unterführung. Könnte alles noch Spielerei mit dem Zuschauer sein, wenn es dafür wenigstens spannend wäre. Die eigentliche Attacke, auf die man so lange warten musste, enttäuscht schlussendlich erst recht. Hier zeigt man lediglich Aktion, aber nicht auf mystische, unheimliche oder wenigstens spannende Art.
Meine größte Enttäuschung an der Eingangssequenz war der Moment, in dem sich die zwei jungen Fahrradfahrer einem der Tunnel nähern, und es jetzt wirklich toll gewesen wäre, das Auto dort im Dunkeln lauern zu lassen, wie ein Wolf, der sich in einer Höhle versteckt hält. Dies wäre ein netter kleiner Schockmoment geworden, egal ob da plötzlich das Scheinwerferlicht aufgeleuchtet hätte, oder das Restlicht des Tunnels das Teufelsfahrzeug langsam zu erkennen gegeben hätte. Aber nein, von vielen Möglichkeiten wählte Silverstein eine harmlose.
Einen spannenden Film braucht man also nicht zu erwarten und wie oben erwähnt auch keinen sinnvollen. Auf Schundfilmbasis unterhält „Der Teufel auf Rädern“ allerdings trotzdem, wenn auch nur im Mittelmaß. Ich weiß, das sollte man nach all den vernichtenden Zeilen nicht meinen, aber es ist wahr. Zwar zieht sich die erste Hälfte etwas gewaltig in die Länge. Aber wenn die Polizei dem bösen Fahrzeug den Kampf ansagt, kommt Schwung in die Bude. Dann mixt sich die trockene, staubige 70er Jahre-Atmosphäre (unterstützt vom Staub der Location) mit netten Actionszenen, musikuntermalt als befände man sich in einer Krimiserie aus selbigen Jahrzehnt oder aus den Anfängen der 80er. Hier jagen sich Autos und Motorrad, hier kommt es zu Duellen, und erst langsam arbeitet der Film heraus, dass das Auto ein Eigenleben führt. Der Originaltitel verrät nichts, also hätte da auch ein Psycho am Steuer sitzen können. Somit könnte dieser Storyumschwung, den wir Cineasten heutiger Zeit erwartet haben, seinerzeit sicherlich den ein oder anderen überrascht haben. Auf jeden Fall kommt nun Schwung in die Bude, und der bleibt auch bis zum Schluss erhalten. Sinnvoll ist da wie erwähnt wenig, aber der Kampf gegen die Teufelskarre macht Spaß.
Die zwei wichtigsten Darsteller des Filmes sind James Brolin und das Teufelsauto. James Brolin war gerade zu dieser Zeit recht bekannt, waren die 70er doch genau sein Jahrzehnt. Seine Filmerfolge „Westworld“, „Amityville Horror“ und „Unternehmen Capricorn“ entstanden alle zu dieser Zeit, während des Drehs zu „Der Teufel auf Rädern“ waren die beiden Letztgenannten jedoch noch Zukunftsmusik. Brolin spielt solide, hat aber auch keine sonderlich schwere Aufgabe zu bewältigen. Aber er wirkt in seiner Rolle, und passt mit seiner Art auch prima in die staubige Umgebung, in welcher der Film spielt.
Das Auto ist lange Zeit nicht zu erkennen. Viele Aufnahmen finden aus der Fahrerperspektive statt, Außenaufnahmen geschehen zu schnell, dort erhascht das Auge immer nur gewisse Teile, und dies nur für einen kurzen Moment. Hier wird eine gewisse Erwartungshaltung aufgebaut, gar keine schlechte Idee. Leider wird das Auto der Erwartung nicht ganz gerecht. Es ist dunkelschwarz, das wirkt, und auch das Fehlen der Türgriffe macht aus dem Fahrzeug etwas befremdliches. Aber eigentlich sieht es viel zu lieb aus. Scheinwerfer, die mehr oder weniger heimliche Mimik eines Autos, sind falsch positioniert um böse zu wirken. Schwarze Farbe allein reicht nun einmal nicht aus. Das Auto ist einfach ein Auto. „Christine“, Kids böser Gegenspieler Kar aus „Knight Rider“, selbst Herbies böser Bruder in „Ein toller Käfer kehrt zurück“, sie alle sahen böser aus als die hier verwendete Kiste. Die Karre dreckiger zu gestalten hätte wahrscheinlich bereits gereicht, macht doch dies gerade den bösartigen Effekt in „Duell“, „Monster Man“ oder „Jeepers Creepers“ aus. „The Car“ wirkt jedoch wie geleckt, sicherlich so gewollt, da es seine Unzerstörbarkeit unterstreichen soll, aber der psychologische Terroreffekt fehlt damit ganz. Da das Auto während seiner Angriffe vom Fahrstil so wirkt, als wolle da wer Rallye fahren, kommt auch die Art des Fahrens nicht spannungsunterstützend hinzu.
Von Spannungsaufbau hatte Silverstein scheinbar keine Ahnung. Seine Umsetzung wirkt ohnehin wie eine Auftragsarbeit. Es macht nicht den Eindruck, Silverstein hätte sich in die Idee des lebenden Autos hineinversetzt oder etwas mit ihr anfangen können. Immerhin setzt er das lahme Auto in den actionorientierten Szenen passend ein. Aber eine Mystik strahlt das Stück Blech nie aus, nicht einmal eine Bedrohung.
Wie man es auch dreht, der Film hatte einfach keine Chance spannend zu werden. Und somit wird er vielen nicht gefallen. Wer aber Spaß an schundigen 70er Jahre-Filmchen hat sollte ruhig reinschalten. Nach einer etwas zu langsamen ersten Hälfte bringt die zweite immerhin Action ins Geschehen, und ab da macht „Der Teufel auf Rädern“ dann auch Spaß. Natürlich auch nur im Routinebereich, aber das ist schon mehr als der Anfang vermuten ließ. OFDb
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