03.02.2020

DIE NACHT DES TODES (1980)

Der kostengünstig abgedrehte "Die Nacht des Todes", der erst etliche Jahre nach seiner Entstehung auch in Deutschland veröffentlicht wurde, ist ein interessantes Stück Horrorfilm, funktioniert er doch besser als er eigentlich sollte. Das Geheimnis des Hauses vermutet man aufgrund der Anspielungen recht früh, kurz darauf wird man überraschender Weise ganz offiziell eingeweiht, wenn man in der derbsten Szene des Films dabei zusehen darf, wie die Vorgängerin der Hauptfigur ausgenommen und verspeist wird. Um eine rätselhafte Geschichte geht es hier somit nicht, und der Mangel an blutrünstigen Szenen, wie besagter, macht "Night of Death!" (Alternativtitel) auch nicht zu jener Art Genrebeitrag, über den sich Gorehounds gierig hermachen würden. Letztendlich funktioniert Raphael Delpards Debütfilm, dem nur zwei weitere Regiearbeiten folgen sollten, eher auf die verschmitzte Art, jedoch ohne zur Komödie zu werden. Ganz im Gegenteil besitzt der Film keine direkte Lustigkeit, lediglich einen grotesken Touch, z.B. dann wenn harmlos ausschauende Rentner wie Zombies Menschen ausweiden und verspeisen.

Als Eingeweihter weiß es zu gefallen der ahnungslosen Martine als Ratte in der Falle zuzusehen, obwohl sie gleichzeitig als Identifikationsfigur fungiert. Im Laufe der Zeit schöpft sie Verdacht, was schließlich zu einem spannungsgeladenen Finale führt. Der Großteil des Streifens beschäftigt sich jedoch mit dem ahnungslosen Blickwinkel der gar nicht so uncleveren Hauptfigur. Wie soll sie auch wissen was hier vorgeht? Als erste freundliche und einfühlsame Pflegerin des Hauses, wirkt es umso gemeiner, dass die Herren und Damen sich von ihrem zukünftigen Opfer derart herzlich und genießend bedienen und verwöhnen lassen. Vermutet man zunächst, dass in dieser Zutat die Chance besteht, dass Martine irgendwann aufgrund von Mitleid Hilfe von einem der Bewohner erhält, dient dieser Aspekt schlussendlich tatsächlich nur der verschmitzten Gemeinheit eines Filmes, der wie ein morbider Spaß mit versteckter Kamera wirkt. Wirklich spannend ist dieser Haupteil von "La nuit de la mort" (Originaltitel) nicht ausgefallen, aber das muss er auch gar nicht sein, da die Situationen und Figuren interessant ausgefallen sind. Integriert in ein stimmiges Szenario, das einerseits klassische Gruselluft atmet, andererseits die Härte des jüngst aufgekommenen Terrorfilms aufweist, aber ganz anders wiederum nichts dergleichen ist, ist ein schwer zu greifendes Stück Horrorfilm entstanden, mit dem man entweder etwas anfangen kann, außerhalb des typischen Schubladendenkens, oder eben nicht.

"Die Nacht des Todes" funktioniert einfach, weil er das Interesse des Zuschauers aufrecht erhält, obwohl dieser schnell eingeweiht ist. Überraschender Weise bietet er mit seiner Thematik um den Wunsch nach Unsterblichkeit auch keine weit tiefer gehenden analytischen Aussagen, die es aufgeweckt zu entdecken gilt. Tatsächlich wird das Thema sogar, wie fast alles, recht oberflächlich angegangen. Vielleicht ist der faszinierendste Aspekt dieses Punktes jener, dass die Thematik ewiger Jugend umgangen wurde. Schließlich sind die Einwohner alte Menschen. Sie töten um nicht zu sterben, bleiben freilich aus ihrem übernatürlich gealterten Blickwinkel auch jünger. Wir haben es aber nun einmal mit alten Menschen zu tun, die mit diesem erreichten Zustand, den sie mit ihren Ritualen aufrecht erhalten, zufrieden sind. Das nenne ich mal einen morbiden und schrägen Appell an den Wert des Alters, ironischer Weise mit den hier verwendeten Figuren frei von Altersweisheit präsentiert, was dem Aspekt eine gewisse Ehrfurcht beschert hätte. Derartige "Inkonsequenzen" unterstützen jedoch die Leichtigkeit, mit der sich "Die Nacht des Todes" völlig unverkopft entspannt guckt. Fehlender Tiefgang wird zu einem befreienden Akt für einen Film, der sein Gedankenspiel lediglich als unterhaltsames Späßchen der abseitigen Art versteht. Das beweist auch das leichter als gedacht zu lösende Schluss-Szenario (es ist nun einmal nicht schwer gegen Rentner zu kämpfen), sowie die angehängte Schluss-Pointe, die sich jedoch leicht erahnen lässt.

Wer es intellektuell, gruselig oder gehaltvoll braucht, wird mit dem äußerst sympathischen "Die Nacht des Todes" nicht glücklich werden. Eine Überraschung gegen Ende wird ebenso in Erklärungsnot präsentiert, wie die Hintergründe des Rituals, die Entstehung des Zirkels, das Entdecken der Unsterblichkeit. Regisseur Delpard, der zusammen mit Richard Joffo auch für das Drehbuch verantwortlich ist, präsentiert alles geradezu selbstverständlich, ohne zu hinterfragen und alles überraschend offen dargeboten. Das wird vielen nicht schmecken, zumal der Streifen keine Zusatzmagie irgendwelcher Art besitzt. Seine Geschichte funktioniert einfach, anders kann man das gelungene Ergebnis nicht beschreiben. Delpard berichtet nah genug an der Hauptfigur erzählt, für deren Schicksal man sich tatsächlich interessiert, bringt uns auch die schrulligen Einwohner nahe und lässt sein Zielpublikum ansonsten genussvoll dabei zusehen, wie zum einen die Pläne der erfolgsverwöhnten Rentner nicht aufgehen, aber auch wie die ahnungslose Martine in die Falle gerät. Wer sich damit zufrieden gibt, erlebt auf diese bösartig augenzwinkernde Art somit eine Win-Win-Situation in Sachen Schadenfreude.  OFDb

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