Zunächst glaubt er seinem
ehemaligen Nerd-Kumpel kein Wort, dass in der Nachbarschaft ein Vampir
hausen würde. Aber als besagter Ex-Kumpel spurlos verschwindet, merkt
Charley Brewster schnell dass dieser nicht gesponnen hat. Nun heißt es
die Familie und die Freundin beschützen und den Vampir ins Jenseits
befördern. Doch der Okkult-Experte Peter Vincent warnt Charley. Der
Vampir Dandridge gehört einer besonders hartnäckigen Gattung Blutsauger
an...
Der Original „Fright Night“
aus dem Jahre 1985 gehört meiner Meinung nach zu den besten
Vampirfilmen. Da darf es einem schon mulmig werden, wenn von einer
Neuverfilmung gesprochen wird. Dem alten Film tat bereits seine drei
Jahre später gefolgte Fortsetzung nicht gut, und nun, Jahrzehnte nach
dem Erstling, sollte ein Remake erfolgen, ein Remake eines Filmes, das
mitten in den 80er Jahren badete, letztendlich aber auch gerade von
diesem Punkt lebte. Macht eine neue Herangehensweise dann Sinn?
Keine Ahnung - mit dem Sinn und Unsinn von Remakes sollen sich andere befassen. Ich werde bei Fortsetzungen und Neuverfilmungen meist neugierig und gehe vorurteilsfrei heran. Ich verfluche solche Filme nicht, wie manch anderer Cineast. Das heißt jedoch nicht, dass ich nicht ohne Bedenken an ein solches Werk herangehe, und „Fright Night“ war, wie gerade erwähnt, auch ein individueller Spezialfall. Allerdings machte es nach der ersten Bekanntgabe, dass dieser Horrorfilm produziert werden soll, auch gleich Mut, dass mit Craig Gillespie kein Jungregisseur auf das Projekt losgelassen wurde.
Mehr noch: wo andere Regisseure sich den Horrorfilm als Startfeld ihrer Karriere aussuchten, da kam Gillespie aus einer ganz anderen Filmrichtung und bescherte uns z.B. die wundervolle, klischeearme Tragikomödie „Lars und die Frauen“, die so beispiellos erzählt war, dass der Gedanke geradezu interessant war, dass Gillespie sich an einen Horrorfilm wagt. Nun ist „Fright Night“ nicht so anspruchsvoll ausgefallen wie besagter Film um Lars und seine Puppe. Ein Auge sollte der Cineast jedoch trotzdem darauf werfen, denn das Remake „Fright Night“ ist ein Lehrstück dessen geworden, wie man einen Vorgänger nicht schlicht kopiert, sondern eigene Wege einschlägt, modernisiert und sich gleichzeitig vor dem Original verbeugt.
Auf völlig andere Art waren jegliche Elemente bereits im Original vorhanden. Modernisiert wurde nicht nur mittels aktuellem Erzählstil und diverse technische Errungenschaft der Gegenwart, auch die Figuren und ihre Herangehensweise an diverse Situationen sind im Heute zu Hause. Die Figuren hätten eine Spur mehr Individualität vertragen können, und gerade die Freundin Brewsters wird nicht gerade glaubhaft charakterisiert und wirkt zu klischeelastig. Aber an sich kommt „Fright Night“ frisch daher, ohne irgendeinem Jugendwahn zu verfallen, und das obwohl ein Teenager im Zentrum der Geschehnisse steht. Kenner des Originals werden manches Mal überrascht, z.B. wenn der Part um die Glaubwürdigkeit Brewsters wesentlich verkürzter daher kommt, und die Leute um ihn herum recht schnell erfahren dürfen, dass er kein Spinner ist. So etwas fördert die Erwartungshaltung, da man sich fragt, was für Schwerpunkte von nun an ins Zentrum rücken werden und wie sich diese mit dem Original vergleichen lassen.
Manch einer der alten Fans wird sich sicherlich mit der Neuinterpretation des Peter Vincent schwer tun. Aus einem jammernden, abgehalfterten TV-Star ist ein Bühnenmagier geworden, der geradezu in übertriebener Coolness schwimmt. Diese wird nur bedingt dafür genutzt aus dem angeblichen Guru des Okkulten einen Angsthasen zu machen, was ja letzten Endes der Schwerpunkt von Roddy McDowalls Interpretation dieser Rolle war. Für die Neuverfilmung ist Peter Vincent nicht wichtig genug, um sich mit seiner Modernisierung schwer zu tun. Aber auch er hätte eine Spur lebensnäher konzipiert sein können. Das Fehlen seiner lustigen Seiten sorgt zudem dazu, dass aus einer ehemaligen Horror-Komödie ein reiner Horrorfilm geworden ist. Freilich fehlt es der Neuverfilmung nicht an der notwendigen Ironie, zur Komödie verkommt die 2011er Version deshalb jedoch noch lange nicht.
Was sehr angenehm auffällt, ist das Unterordnen von Blut- und Computereffekten der Geschichte gegenüber. Außerdem ist es interessant, dass sich „Fright Night“ trotz modernem, flotten Stil auf die klassischen Vampire konzentriert, und dies zu einer Zeit, in welcher seit Jahrzehnten versucht wird dem Vampirismus neue Seiten abzugewinnen, was sogar bis zu der Extreme eines „Twilight“ führte, in welchem die Vampire nur noch das Trinken von Blut und die spitzen Zähnchen gemein hatten und zu einer Art Superhelden umgewandelt wurden. Gillespies Werk besinnt sich des Ursprungs filmischer Vampire und arbeitet mit dem klassischen Fehlen eines Spiegelbildes (modernisiert über das fehlende Auftauchen in Videoaufnahmen), der Verletzbarkeit durch Kreuze, Weihwasser und Tageslicht, dem unangenehmen Empfinden vor Knoblauch und dem alten Ritual, dass ein Vampir eine Wohnung erst betreten darf, wenn er eingeladen wird. Es ist gerade letzter Punkt mit dem es Gillespie versteht zu spielen und einen höchst überraschenden Moment mit dem Verwenden dieser alten Regel zu zaubern.
Als Mitte 40jähriger weiß der Regisseur was sich lohnt zu modernisieren und was nur temporär kurz angesagt wäre. In den entscheidenden Elementen seiner Geschichte beruft sich der Geschichtenerzähler auf das Traditionelle, und dieser Mix ist es der „Fright Night“ zu einer solch angenehmen und kurzweiligen Kost macht. Der große Wurf ist Gillespe dabei nicht geglückt. Aber was soll man jammern, wenn das Remake es weiß einem seine Geschichte kurzweilig zu präsentieren? Dann ist er halt "nur" ein Stück gelungenes Unterhaltungskino. Das reicht vollkommen aus. OFDb
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