16.10.2012

ICH BIN DU, UND DU BIST ICH (1999)

Ein ewig streitendes Ehepaar wird von seinen Kindern verhext. Sie erwachen im Körper des jeweils anderen und lernen dadurch Respekt voreinander...

Ich erzähl, was Ihr bereits erzählt habt...
 
Körpertausch-Komödien gehören zu einem der am häufigsten wiederholten Themen des humoristischen Fantasy-Genres, sind aber dennoch oft Werke, die sich trotz ewig gleichem Schemas recht unterhaltsam gucken. Bei so vielen positiven Ergebnissen wie „Endlich wieder 18“ oder später auch in TV-Produktionen wie „Zwei wie Blitz und Donner“ sollte man meinen, dass man von den Vorbildern viel positives abgucken kann, um keinen Bockmist zu bauen wie in „Ich bin Du“ oder „Wie der Vater, so der Sohn“, alles Beiträge zum Thema auf die zu kitschige Art.

Einen solchen Lernprozess sollte man jedoch nicht von einer Disney-Produktion für das Fernsehen erwarten, und eben eine solche ist „Ich bin Du, und Du bist ich“. Gegen alle Vergleichsfilme die ich kenne mit schwarzen Darstellern besetzt, ist dieses besondere Merkmal das einzig erwähnenswert Andere am Film, und ob das Adjektiv „erwähnenswert“ nun wirklich zutrifft, weiß ich auch nicht. Ansonsten wird der übliche Disney-Käse abgespult, den man seit je her gerade in TV-Produktionen von dieser Firma immer wieder ertragen muss. Familie ist das wichtigste. Habt Respekt voreinander. Große macht Eure Kleinen nicht traurig. Die Welt wäre besser wenn wir alle lieb wären. Gebe Dich mit dem zufrieden, was Du hast. Ach, würde sich doch gerade dieser Konzern gerade an letzter Propaganda selbst halten. Aber die nimmersatten Geldgeier kriegen den Hals einfach nie voll und bieten uns solchen Mist an wie Bodagonichs Körpertausch-Werk.

Dieser Regisseur hat in seiner Karriere eigentlich recht unterschiedliche Filme vollbracht. Ob es nun im Science Fiction-Bereich „Voyage To The Planet Of Prehistoric Women“ war oder sein kleiner Kultfilm „Is' was, Doc?“, selbst im Dramenbereich schaffte er es trotz übelster Klischeegrundlage ein gelungenes Ergebnis mit „Die Maske“ zu erzielen, jenem Werk mit Cher und Eric Stoltz. Mag sein, dass dies Filme mit Herzblut waren und „Ich bin Du, und Du bist ich“ lediglich eine Auftragsarbeit, aber dann kenne ich kaum einen Regisseur, der das dem Publikum so arg spüren lässt, wie diesen Mann.

Der Unterhaltungswert leidet viel durch die übliche Disney-Erziehung zum braven Menschen. Aber das ist noch nicht mal das schlimmste an diesem Streifen. Der penetrante Verzicht auf Mühe ist da schon wesentlich ärgerlicher. Das fängt mit dem Grund des Zaubers an, der auch in den Vergleichsfilmen dem Zuschauer meist einen guten Grund schuldig blieb, aber selten so unverschämt einfach angegangen wurde wie hier. Wie in einem Kinderfilm, so ist der Ursprung simple Zauberei durch das Vermächtnis einer Hexe. Das Mystische eines „big“ oder das Augenzwinkernde eines „Freaky Friday“ kann da suchen wer will.

Dass ein solcher Film sich nun am Schema F orientiert, ist man gewohnt, arbeiten doch selbst die kleinen gelungenen Filme wie „Was ist denn bloß mit meinen Männern los“ oder der eben erwähnte „Freaky Friday“ letztendlich nur Altbekanntes wieder ab. Aber „Ich bin Du, und Du bist ich“ badet derart im Klischee, dass man es an keiner Stelle wieder abgewaschen bekommt. Da wurde derart drin rumgebadet, dass an keiner Stelle Charme aufkommen kann, von Witz ganz zu schweigen.
 
Aus der Perspektive der Kinder erzählt, dadurch aber nie halbwegs entschuldbar in den Kinderfilm-Bereich abrutschend, darf man die Erwachsenen dabei beobachten, wie sie Probleme der Großen auf dick aufgetragene Art erleben. Der Vater hält Hausarbeit für eine sehr leichte Tätigkeit, die Mutter glaubt ein Profi-Footballspieler geht nur feiern und hätte auf dem Sportplatz nichts atemberaubendes zu leisten.

Mit diesen zwei Beispielen hätten wir die Extreme der Problemverarbeitung treffend beschrieben. Weitere Beispiele wären im gleichen Härtegrad des dick Auftragens anzusiedeln, und genau dieses untere Niveau spiegelt sich auch im Spiel der Darsteller wieder, die jedes noch so dämliche Mann- und Frauklischee verkörpern müssen, ein Zustand dem sich die peinliche deutsche Synchronisation anschließt. Frauen wollen nur schick sein, Männer hören Frauen nie zu, Frauen wollen die drei magischen Worte hören. Ach, es ist so nervig, dass man verzweifeln könnte.

Seinen traurigen und lächerlichsten Höhepunkt erreicht der Streifen dann, wenn er die übliche, gerade von Disney gern verwendete, Propaganda aus Gewohnheit auf den Zuschauer nieder regnen lässt, die behauptet man könne alles im Leben schaffen, wenn man sich nur Mühe gibt. So wird aus einer Hausfrau, die sich bislang nie für den Beruf ihres Mannes interessiert hat, in nur wenigen Tagen durch gutes Zureden ihres Ehemannes eine gute Profi-Spielerin. Das ist nicht nur eine Beleidigung an die Intelligenz des Zuschauers, sondern auch an jeden Profisportler. Ach, man muss nur gut sein wollen! Ach, und es geht ja ums Hapy End, denn wenn diese Saison nicht gepunktet wird, ist diese amerikanische Familie pleite. Das wäre ja schon fast zu realitätsnah. Na dann siegt die taffe Hausfrau im Körper ihres Sportlergatten halt rein durch Kampfwillen und gutem Zureden. Wenn nicht mehr dazu gehört...

Mag sein, dass sich in einer solchen Szene gerade zu typisch das Denken des Drehbuch-Autors wiederspiegelt, glaubte doch auch er wohl, jeder könne eine Komödie wie „Endlich wieder 18“ auf die Beine stellen. Nun, eine solche Geschichte zu schreiben gehört sicherlich nicht zur Königsübung dieser Berufsgattung, aber etwas mehr als die Aneinanderreihung von Klischees war wohl doch notwendig. Vielleicht hätte es der Autor einfach mal mit ein paar eingestreuten Witzen versuchen sollen, die sich nicht von selbst anbieten.  OFDb

1 Kommentar:

  1. "Die Welt wäre besser wenn wir alle lieb wären." - Besser läßt sich die hohle 'Philosophie' hinter dem Streifen und all seinen verwandten Disney-Produktionen kaum festnageln.

    AntwortenLöschen