Nachdem zwei Filme lang der zentrale Blick auf den Boxsport geworfen wurde, und dies in "Rocky 4" auf eher lächerliche Art, besinnt sich Autor und Hauptdarsteller Sylvester Stallone auf die Anfänge der Reihe, in welchen das private Schicksal des Sportlers weit mehr im Fokus stand, und widmet sich diesem nach einem brutalen Sturz des Protagonisten in die Armut erneut. Geradezu symbolisch wurde John G. Avildsen für die vierte Fortsetzung auf den Regiestuhl gesetzt, der mit dem Erstling "Rocky" einst bewies wie gut er arbeiten kann. Hat man aber ein Drehbuch wie jenes zu "Rocky 5" zur Verfügung, kann man keine Höchstleistung von einem Mann erwarten, der selbst aus dem Klischee-lastigen "Karate Kid" einen wundervollen Film zauberte. Letztendlich ist die Geschichte des fünften Teils einer hoch unterhaltsamen Kinoreihe eine interessante, die allerhand Potential birgt. Und auch wenn man immer wieder vernichtende Worte über "Rocky V" vernimmt, schlecht ist die Rückbesinnung der Reihe nun nicht ausgefallen. Sie findet aufgrund ärgerlicher Entscheidungen jedoch nicht auf solch hohem Niveau und kaum mehr mit authentischem Flair versehen statt. Vielmehr schaut sich das Ergebnis wie ein raues Märchen, ein Stück Kinofilm - unterhaltsam definitiv, aber nicht mit dem ersten Teil und "Rocky 3" mithalten könnend.
Zwar weiß gerade mit Blick auf "Rocky 2", in welchem Balboa nicht in der Lage war einen Werbespot zu drehen, der Gedanke zu gefallen, dass Rocky (noch) nicht in der Lage ist einen Jungboxer zu managen und zu trainieren (er plappert stets nur die Worte seines Lehrers nach und will in Tommy etwas sehen, das nicht vorhanden ist), leider verwässert der drumherum aufgebaute Plot um die Vernachlässigung der Familie jedoch diesen hervorragenden Gedanken. Was subtil ins Geschehen hätte eingewoben werden müssen, wird mit dem Holzhammer per Stereotype und Klischees in die Geschichte eingehämmert, doppelt unangenehm auffallend durch das magere Spiel Tommy Morrisons als Gunn und das schlechte Spiel von Sylvesters Sohnemann Sage Stallone als Sohnemann. Sie zusammen mit einem zu gewollt daher kommenden Drehbuch sind zu viele Schwachpunkte, um am alten Erfolg anschließen zu können. Jedoch sind die vorhandenen Stärken interessant und gut genug ausgefallen, um "Rocky 5" dennoch als angenehmen Film wahrnehmen zu können. Neben besagter Idee, dass Balboas Intelligenz ihre Grenzen kennt und deswegen kein guten Manager aus ihm wird, trumpfen Zutaten wie der Blick auf das korrupte, per Knebelverträgen gesteuerte Boxgeschäft, die Idee in jemandem mehr sehen zu wollen, als vorhanden ist, und ganz besonders der Mut den Streifen mit einem Straßenkampf enden zu lassen, anstatt mit einem groß angelegten Boxkampf im Stadion.
So bleibt "Rocky 5" trotz klischeetriefender Holzhammermethodik in teilweise mauer Besetzung zu jedem Zeitpunkt seiner Handlung ein interessanter Film. Es lässt sich kaum ausmalen, wie toll das Ergebnis hätte ausfallen können, wenn man das Ganze in der Authentizität des ersten Teiles erzählt hätte. Die Märchenvariante tut es für schlichte Gemüter wie meiner Wenigkeit jedoch auch, so dass "Rocky 5" zwar ähnlich lächerlich ausgefallen ist wie sein in der Sowjetunion spielender, direkter Vorgänger, mit dem Herz am rechten Fleck jedoch weit sanfter und annehmbarer ausgefallen und somit anders annehmbar ist, als der Hass schürende, ignorante Blick auf ein sich unnatürlich anfühlendes Feindbild im Film zuvor. Dass Teil 4 trotzdem flotter zu schauen ist, als der zu bemühte fünfte Teil, ist die Ironie des Ganzen. Wenn guter Wille gekünstelt daher kommt, können die guten Zutaten einer brauchbaren Geschichte noch so reizvoll klingen, dann bleibt trotzdem nur ein netter Nachzügler, wohingegen der Propaganda-Schrott des Vorgängers mit seiner unfreiwilligen Komik ein Partypotential sondergleichen bot. Die Welt ist nicht gerecht, nicht einmal die der Kinoleinwand. Wie gut Balboa im Alter die Position des Managers und Trainers doch noch erfüllt, erfährt man im überraschend gut ausgefallenen "Creed". Dass der in Teil 5 erneut brillant verkörperte Rocky Balboa in seiner Erinnerung Mickey weit sympathischer herüber kommen lässt, als er es tatsächlich war, braucht man nicht als Fehler des Films zu sehen, sondern lässt sich über täuschende Verschönerungen von Erinnerungen erklären, die das menschliche Gehirn allgemein hervor bringt. Schwerwiegender schaut sich da schon das Ignorieren von Rockys Hirnschaden im ansonsten gelungenen "Rocky 6". Teil 5 war wohl zu unbeliebt, um an einem in ihm entstandenen Fakt anknüpfen zu wollen. OFDb
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