15.06.2014

RYOSHI SHUPIGERU (2014)

Es hat lange Zeit gedauert, aber mein Lieblings-Amateurfilmer hat endlich wieder mit einem neuen Kurzfilm zugeschlagen, sich diesmal der Parodie eines Filmbereichs widmend mit dem ich mich nur bedingt auskenne: dem Anime-Bereich. Hierbei hat es der Österreicher Moritz Stieber, der diesmal nur in einer Sprechrolle mitspielt, dafür aber mit Regie, Schnitt, Buch, Musik und einigem mehr seinen persönlichen Stempel aufdrückt, es speziell auf die billig heruntergekurbelte Massenware der Animeserien abgesehen, einen Bereich den ich als seltener Gast des Genres erst recht nicht sichte. Dennoch weiß ich durch die Fragmente, die man auch als Laie zu dieser Gattung cineastischer Unterhaltung mitbekommt, dass hier sehr detailfreudig und nah am Standard parodiert wird, und dies auf eine Art die Anime-Fans ebenso begeistern dürfte wie schadenfreudige Anime-Gegner.

Stieber steigt mitten ein in eine x-te Folge einer fiktiven Serie. Wir bekommen zu Beginn ebenso mitgeteilt was bisher geschah, so wie wir gegen Ende eine Vorschau auf die angeblich nächste Episode bekommen. Die Nähe zu einer Originalausstrahlung im TV ist Stieber hierfür wichtig, so dass der Film auch kurz für einen japanischen Werbespot unterbrochen wird. Der gute Mann wollte viel, achtete dementsprechend auf allerlei Kleinigkeiten, und so weit ich das mit meinem beschränkten Fachverständnis beurteilen kann ist er in seinem Detailfanatismus nah dem Perfektionismus. Spontan wüsste ich nicht was an Parodiematerial fehlen dürfte.

Das beginnt mit schlichten, aber gewitzten Elementen, so z.B. der Idee, dass inmitten eines Animationsfilmes die Figuren zwar (mit Ausnahme einer obligatorischen Niedlichkeitsfigur a la Pikachu) von echten Menschen gespielt werden, sie aber animationstypisch fast immer von einer schwarzen Umrandung umgeben sind, typisch 2D-Animation eben. Das gefällt mir persönlich besonders gut. Zudem arbeitet Stieber mit der Parodie des schluderigen Synchronisierens, wenn Mundbewegungen nicht zum Gesprochenen passen oder Texte sich von schlechten Sprechern wie aufgesagt, oder in besseren Momenten sich wie auf Hörspielniveau anhören. Dass die Schauspieler, die wie ich hörte sogar fertig ausgebildete sind, dabei einen ungeheuren Spaß im absichtlich überzogenen und unglaubwürdigem Agieren und Aussprechen haben, ist nicht zu übersehen und steckt beim Zuschauen dementsprechend an.

Nicht zu übersehen sind die Animationsparodien von Action, Geschwindigkeit, billiger Hintergründe und ähnlichem. Selbst die Frisuren und der Sexismus der Animes wird bedacht. Es wird mit den klassischen Geräuschen ebenso gespielt wie mit inhaltlichen Klischees, die so vielseitig vorhanden sind, dass man sie wohl kaum gezählt bekäme. Ein Vorspann mit einem von Stieber komponiertem japanischem Lied (ohne springenden Punkt zum Mitsingen in den Vorspann integriert) und den obligatorischen japanischen (?) Schriftzügen, unterstreichen Parodiezweck und das Bemühen um eine authentische Wirkung in Bereichen, die nicht zwingend nötig gewesen wären, vom Filmfreund jedoch mit offenen Armen empfangen werden.

Denn mal ganz im ernst: es sind diese Specials, die „Ryoshi Shupigero“ so sehenswert machen, weniger die absichtlich alberne, Animeserien-typische hohle Geschichte, die nicht nur im eigentlichen Storyverlauf Seitenhiebe abbekommt, sondern auch in seiner Moral, in seiner wunderlichen Mystik und in der unterwürfigen Mentalität durch den Kakao gezogen wird. Es sind nicht einmal die schrägen, offen ausgesprochenen/gespielten Gags die das Endergebnis so sympathisch machen, und mögen sie noch so gut sein wie der Auftrag des Oberbösewichtes an seinen Untergebenen zur Beschaffung des ultraepigonischen Megakristalls, dem wohl besten klassisch eingebauten Gag.

Es geht viel mehr um die Gesamtwirkung, das Begreifen des kaputten zu parodierenden Ganzen, der liebevolle Umgang zwischen Detailfreudigkeit und einem fröhlichen Dahinschludern, die Bereitschaft zum absichtlichen Trash auf ehrlich gemeinter charmanter Basis, jene Art absichtlichem Schundverbrechen, für das man den „Schlingeln“, „Lausbuben“ oder wie auch immer Großmutter solche „Rabauken“ genannt hätte, die das ganze verbrochen haben, einfach nicht bös sein kann. Der fertige 18-Minüter ist ein Liebhaberstück, bei dem ich aber leider nicht beurteilen kann in wie weit auf ganz spezielle Animeserien eingegangen wird oder auch nicht. Da sich so viele Serien ähneln dürfte das aber fast schon egal sein.

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