Jede Generation hat eine andere Ansicht von Leben und Erziehung, und selbstverständlich entstehen dadurch Konflikte. Das war schon immer so, und das wird immer so sein. Aber kaum eine Großeltern-Generation dürfte es in Amerika schwieriger gehabt haben als die heutige, pervertiert doch in der Gesellschaft dort eine Political Correctness heran, die in ihrer Extreme nicht schön zu reden ist. Sportspiele ohne Wettbewerbsgedanke stehen im Widerspruch zum Karriere-orientierten Verunstalten eigentlich locker gemeinter Hobbys. Nein sagen wird durch freundliche Floskeln ersetzt, Zucker ist des Teufels, Essen muss ohnehin glutenfrei und ähnliches sein, und die Kinderseele darf durch nichts, aber auch gar nichts was ansatzweise den Ernst des Lebens wiederspiegelt, verletzt werden.
Tendenzen dieser Art gibt es leider bereits in Deutschland zu erkennen. Und schon die bei uns gelebte Light-Variante der Political Correctness ist höchst bedenklich. Aber was sich in Amerika auftut, und ganz besonders in der Familienfilm-Welt dieses Landes, kann man nur noch als weltfremd und beschämend bezeichnen. Theoretisch wäre es also schön einen Film zu sichten, in welchem alte Erziehungsmethoden, welche die Kinder und ihre Bedürfnisse noch ernst nehmen und wo Fehler machen erlaubt ist, den weichgespühlten Vorstellungen heutiger Eltern einen Strich durch die Rechnung machen und zeigen was dem Kind wirklich gut tut.
Aber „Die Bestimmer“ ist nun einmal selbst ein Kind seiner Zeit, setzt im Ursprung zwar auf dieser Idee an, aber freilich nur um am Ende ein vor Kitsch triefendes Happy End zu zelebrieren, in welchem sich beide Arten zu Handeln freundschaftlich entgegen kommen. Sicher wäre es schön wenn so etwas möglich wäre, aber dann würden heute auch Faschisten mit Demokraten glücklich Hand in Hand auf grünen Wiesen spazieren gehen. Was im Grundsatz völlig gegenteilig ist kann nun einmal nicht versöhnlich sein. Der Mensch der veralteten Streitgesellschaft, welcher sich Problemen erwachsen stellt, weiß dies. Der Mensch der Political Correctness, der die Welt in einem verfälschten Rosarot betrachtet, weiß dies nicht.Und deswegen gibt es an der Realität vorbei gedrehte Filme wie diesen.
Dass „Parental Guidance“ trotz seiner unangenehmen Unwirklichkeit trotzdem ein wenig funktioniert liegt an den sympathischen Stars Billy Crystal und Bette Midler und jenen Momenten, in welchen sie trotz höchst angerichtetem Chaos Recht behalten sollten. Die beiden auf die überbehütenden Erziehungsmethoden ihrer Tochter und ihres Schwiegersohnes stoßen zu lassen, sorgt jedoch nur selten wie gedacht für Lacher, sondern viel eher für ein Grummeln in der Magengegend gesund denkender Menschen.
Die Wahrheit ist viel zu traurig und viel zu bedenklich um hier über einen Mentalitätenkonflikt schmunzeln zu können, wie es z.B. im deutsch-italienischen Konflikt der Christian Ulmen-Komödie „Maria, ihm schmeckt‘s nicht“ funktionierte. Wenn in einem Land etwas völlig falsch läuft, und man auch noch beobachten darf wie sich deren Entwicklung auch hierzulande immer weiter ausbreitet, dann bleibt einem vor Angst das Lachen im Halse stecken. Von daher: nett gemeint, aber nur verdaulich für Problem-Weggucker und Realitätsverweigerer. OFDb
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