07.08.2015

NACHT DER VAMPIRE (1971)

Mir gefiel „Ginger Snaps“, „American Werewolf“ und, falls man ihn dazu zählen kann, „Wolf“. Ansonsten konnte mich ein Film zum Thema Werwolf bislang nie über eine unterhaltsame Wirkung hinaus wirklich überzeugen. Paul Naschy ist für seine Darbietung als Wolfsmensch relativ berühmt, doch bin ich nicht auf diesen Film gestoßen in der Hoffnung einen ernstzunehmenden Horror-Beitrag zum Thema Werwolf zu finden. Mag Naschy auch nur ein Darsteller sein und die Qualität eines Stoffes eher vom Autor und Regisseur abhängen, so kann man bei besagtem Mann doch blind davon ausgehen Trash zu sichten, wenn er an einem Horrorstreifen beteiligt ist. Mag sein dass es andere Genre-Beiträge mit ihm gibt, aber von mir gesichtete Spätwerke wie „School Killer“ und Klassiker wie „Blutmesse für den Teufel“ waren stets Filme mit hohem Anteil an unfreiwilliger Komik.

Mit Regisseur Klimovsky drehte er „Die Nacht der blutigen Werwölfe“, den ich bislang nicht gesehen habe. Aber ihre Zusammenarbeit „Blutrausch der Zombies“ ist mir sehr wohl bekannt, und auch der badete mitten im Trash. Es überraschte mich also nicht, dass Naschy, wenn von der Maske her auch toll zurecht gemacht, als Werwolf in „Nacht der Vampire“ nicht wirklich zu erschrecken wusste, sondern stattdessen belustigte. Man mag sich kaum vorstellen, dass es naive Geister gibt, die er mit seiner Performance erschrecken könnte. Aber „Nacht der Vampire“ ist ein spanischer Film aus den 70er Jahren, und da soll es ja auch Personen gegeben haben, welche „Die Nacht der reitenden Leichen“ als gruselig empfunden haben. Somit ist eigentlich alles möglich.

Ich komme deshalb auf diesen Kultfilm von Amando de Ossorio zu sprechen, weil er ähnlich auf mich wirkt wie „La noche de Walpurgis“ (Originaltitel). Ich kann beide Filme nicht ernst nehmen, und doch hege ich tiefe Sympathie zu diesen Werken, weil sie trotz aller unfreiwilligen Komik einen Charme versprühen, der zwar sehr mit ihrer Naivität zusammenhängt, aber auch über ein reines Misslingen hinausgeht, so atmosphärisch hier wie dort mit Versatzstücken des klassischen Horrorfilms hantiert wird.

In „Nacht der blutigen Hexen“ (Alternativtitel) wirft man gleich allerhand grundlegende Horror-Themen zusammen. Da geht es um Vampire, Hexen, schwarze Messen und einen Werwolf zugleich. Zwar spielen die restlichen Darsteller ähnlich amateurhaft wie Zugpferd Paul Naschy, aber das steht dem Gelingen von „Nacht der Vampire" nicht wirklich im Wege, schafft es Klimovsky im Gegensatz zu „Blutrausch der Zombies“ doch an mancher Stelle eine Atmosphäre wie aus einem Alptraum heraus zu schaffen. Wenn er Zeitlupenaufnahmen auf verwirrte Geister stoßen lässt, besitzt das durchaus mehr Wirkung, als man es diesem ollen, schlichten Stilmittel zutrauen würde. Hin und wieder schafft er es den Zuschauer zum rätseln zu bringen, ob das was gerade auf der Leinwand zu sehen ist tatsächlich passiert oder nur der Traum einer der Figuren im Film ist.

Zudem wissen die Kulissen zu gefallen. Alte Gräber, eine Burgruine, ein uriges Dorf, das weiß in seiner morbiden Romantik optisch zu wirken und greift ganz besonders bei Horror-Nostalgikern, so klassisch wie diese Orte für das Genre zu nennen sind. Dem schließt sich inhaltlich der Aberglaube der Dorfbevölkerung an, der Einsatz von Vollmond, silbernen Kugeln und Kreuzen, sowie das Auftauchen einer scheinbar geistig verwirrten Frau. Nach einiger Zeit wird auch noch die Walpurgisnacht mit zu den klassischen Elementen hinzugepackt, so dass man eigentlich nur noch an der Lederjacke des Helden erkennt, dass „Die Orgie des Horrors“ (Alternativtitel) damals eigentlich zu einer recht modernen Zeit entstand.

Ob man auch die Positionierung der beiden Frauen, mit welchen die Hauptgeschichte losgeht, als modern bezeichnen kann, bleibt anzuzweifeln. Zwar sollen sie nachforschende Studentinnen darstellen, sie handeln jedoch nie so, sind stattdessen nur, wie für den klassischen Horrorfilm typisch, verängstigte Wesen, die nie einen klaren, rationalen Gedanken fassen können, sondern stattdessen stets emotional reagieren. Zumindest macht dieser letzte Part die Geschichte etwas schmackhaft, beschert es dem Streifen gegen Ende doch eine gewisse Dramatik, wenn die Heldin zwischen zwei Männern steht und genau weiß was sie zu tun hat, um ihre Liebe zu beweisen.

Vergessen sollte man trotz meiner eher positiven Worte trotzdem nicht, dass „Werewolf Shadow“ (Alternativtitel) streng gesehen nur ein plumper Reißer ist, den man nicht wirklich ernst nehmen kann. Wer sich gruseln will ist hier falsch. Harter Horror sieht ebenfalls anders aus. Und die Geschichte ist so schlicht gestrickt wie der Zusammenwurf jeglicher Horrorkreaturen nur ausfallen kann. Ich kann auch nicht bestreiten, dass „The Werewolf vs. Vampire Woman“ (Alternativtitel) gelegentlich kleinere Längen besitzt, die dem Sehspaß ein wenig schaden. Aber er besitzt trotz allem Charme genug um Freunden abseitigen 70er Jahre-Kinos zu gefallen. Er gräbt mit seinem Nebel, den Kulissen und den oben aufgezählten Elementen einfach zu tief in klassischen Horrorzutaten, als dass man ihn als Nostalgiker nicht mögen könnte, auch wenn er die typischen Aufgaben eines Horrorfilmes nicht zu erfüllen weiß. Wenn man bedenkt dass ich aufgrund von Naschys Anwesenheit lediglich reinen unfreiwillig komischen Trash erwartet habe, bin ich um so erfreuter darüber, dass „Nacht der Vampire“ darüber hinaus auch noch einige Schauwerte mehr bietet.  OFDb

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