Ist es nicht schön, wenn eine Komödie angenehm sanft vor sich hinplätschert, es schafft routiniert Kurzweile zu versprühen und einen 90 Minuten lang aus der geplagten Alltagswelt entführt? Ist es nicht egal, wenn sie nur kurz im Gedächtnis bleibt, weil sie keinen Innovationspreis gewinnt, wenn sie doch immerhin auf schlichte Art ohne großen Anspruch bei wenig Erwartungen zu funktionieren weiß? Theoretisch ja, aber wenn man bedenkt auf welch grandiose Idee Ricky Gervais gestoßen ist, darf man zurecht verärgert darüber sein, dass „Lügen macht erfinderisch“ eine solch gewöhnliche Komödie geworden ist.
Was ist nur los mit dem Mann? Wieso hat Ricky Gervais dieses Projekt als Engländer überhaupt in Amerika umgesetzt? Und wieso ist es dort trotz seiner Eigenschaft als Autor, Regisseur und Produzent derart verwässert worden? Die Idee eines Lügners in einer Welt ohne Lügen hätte das Potential zu einem großen Filmerlebnis gehabt, zu einer vor Pointen und bissigen Seitenschlägen nur so sprudelnden Satire, mit ebenso viel Platz für Emotion wie für Humor und geistreiche Reflexion. Schaut man sich das Ergebnis an, sichtet man stattdessen den Routineablauf einer jeden 08/15-Komödie, vorhersehbar, die Grundidee fast als zwingendes Übel ansehend, welches einen davon abhält die immer wieder erzählten Stränge leichter zu erreichen.
Ricky Gervais erschuf meiner Meinung nach mit „The Office“ eine der geistreichesten TV-Serien, die ich noch heute als meine absolute Lieblingsserie bezeichne. Sein Rollenverständnis in von anderen Autoren verfassten Stoffen, wie „Muppets Most Wanted“ und „Wen die Geister lieben“, ist durchdachter Natur und nie einfach nur plump heruntergespielt. Sein Talent über sich selbst zu lachen ist enorm groß. Was hätte allein unter diesen Voraussetzungen „This Side of the Truth“ (Alternativtitel) für ein großartiges Filmerlebnis werden können? Aber stattdessen liefert er uns eine Komödie der Gattung „ganz nett“.
Selbst die besseren Ideen innerhalb des vorgelegten Stoffes kratzen nur an der Oberfläche dessen was möglich wäre. Die Religionskritik kommt zahm und versöhnlich daher. Der Versuch Freunden zu erklären wie man lügt endet bereits mit den Anfängen. Nur kleine Lichtblicke, wie der Dialog darüber wie es wäre alles Geld dieser Welt zu besitzen, versprühen die Konsequenz und das Gespür für gute Komik, wie ich es von Gervais gewohnt bin.
Und wie soll bitte der emotionale Part fruchten können, wenn es den eigentlich gutmütigen Mark doch den kompletten Film über nicht auffällt wie oberflächlich seine Love Interesst denkt, ohne dass diese im Laufe der Handlung mehr Tiefe erlangt? Wie soll man dem guten Mann Glück wünschen, auf ein Happy End hoffen, wenn der weibliche Part nie genügend Sympathiepunkte erhält? Lange Zeit dachte ich Mark würde erkennen welch schrecklicher Mensch sie ist und irgendwann liefe ihm eine Alternative über den Weg, die es wert wäre von seinem großen Herzen geliebt zu werden. Aber dem wurde nie so.
Damit verpufft das Ergebnis der Mitwirkung Jennifer Garners gleich null und kann nicht mit der Liebe Ricky Gervais‘ zum Product Placement mithalten, welches extrem penetrant Coca Cola, Pepsi und vor allen Dingen Pizza Hut in den Vordergrund drängt. Jonah Hills Mitwirken beschränkt sich auf wenige, weder nennenswerte noch für den Stoff wichtige, Momente. Und auch der beste Kumpel Marks bleibt blass und eigentlich unwichtig für den Verlauf der Geschichte. Hätte er als Eingeweihter nicht einen wichtigen Einfluss auf die Geschichte verdient? Einzig Rob Lowe weiß aus seiner schlichten Rolle etwas herauszuholen und spielt so sympathisch, wie witzig, wie wir es spätestens aus seiner Dauergast-Rolle in „Californication“ gewohnt sind.
Was bleibt ist zu sagen, dass man die Erwartungen weit nach unten schrauben muss. „The Invention of Lying“ ist ein Film für Stammzuschauer seichter, amerikanischer Komödien, einfach für Menschen die häufig humoristische Stoffe sichten, nicht zu streng mit der Materie umgehen und die sich damit begnügen, dass der Film kurz danach wieder so gut wie vergessen ist. Wer aber, der das Potential hinter dieser Geschichte begriffen hat und aus anderen Werken weiß wozu Gervais fähig ist, würde sich bitte mit diesem Minimalergebnis zufrieden geben oder sich gar damit versöhnlich abfinden? Ich zumindest nicht. Denn im Gegensatz zu „Wen die Geister lieben“, den ich anfangs für eine ähnlich geistloser als gedacht angegangene Routine-Komödie hielt, was sich bei weiteren Sichtungen als großer Irrtum herausstellte, besitzt „Lügen macht erfinderisch“ keine versteckte Raffinesse, die erst eine Zweitsichtung unter anderen Erwartungen hervorbringen kann. Dafür ist das Ergebnis einfach viel zu flach gehalten. OFDb
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