Die „Flotte Teens“-Reihe ist eher berüchtigt als berühmt, was an ihrem groben Klamauk liegt, der so extrem angegangen wird, dass die Filme tatsächlich kaum zu ertragen sind. Dieses Rezept betrifft jedoch nicht den ersten Teil, womit „Flotte Teens und heiße Jeans“ von seinem ungerechten Ruf her ein ähnliches Schicksal wie „Eis am Stiel“ teilt, dessen Fortsetzungen ab Teil 3 meist auch eher albern ausfielen. Zwar ist das hier besprochene Werk keine Tragikomödie wie der Vergleichsfilm, in Sachen Zoten hält er sich jedoch noch genügend zurück um dem emotionalen und sinnlichen Aspekt der Geschichte eine echte Chance zu geben sich durchzusetzen. Trotz immer wiederkehrender Übertreibungen umweht Tarantinis Werk eine Ehrlichkeit, gerade die Gefühlswelt der Loredana betreffend, auch wenn sie mit ihrem reifen und höchst attraktivem Körper nicht gerade wie eine authentische Schülerin wirkt.
Die Unbedarftheit mit der Loredana durchs Leben geht, ihre fast noch unschuldigen Intrigen, ihr verspieltes Verführen, ihre hoch emotionalen Entscheidungen aus Liebe, das hebt ihr unreifes Alter hervor, macht sie mit all diesen Fehlern auch nicht zur strahlenden Heldin, aber es bleibt glaubwürdig dass man ihr verzeihen kann, ist sie doch nur ein unreifes Ding, das mit der Zeit erwachsener wird. Gegen die Regel erzählt ist es der Junge, welcher den reiferen Part von beiden erhalten hat (jedoch nur im direkten Vergleich, auch er ist mit seinem Protzen ein Mann zu sein, seinem Schimpfen bei verweigertem Beischlaf, seiner kindlichen Eifersucht und dem Angeben mit seinem Motorrad alles andere als erwachsen zu nennen), und es liegt ausnahmsweise einmal an Loredana sein Herz zu gewinnen, wo sie doch sonst keinen Finger rühren muss um das Interesse eines Mannes zu wecken.
Auch in seiner Komik erweist sich „Flotte Teens und heiße Jeans“ als treffsicherer als die Fortsetzungen und durch Namenstäuschungen entstandenen Pseudo-Fortsetzungen. Wo diese Extremklamauk in Endlosschleife liefern, in der Hoffnung das irgend etwas davon krampfhaft komisch wirkt, da wird hier in „The Teasers“ (Alternativtitel) mancher Humor gar gewitzt gesetzt, z.B. wenn der Vater sich nach einem Telefonat wieder seiner Geliebten zuwendet und damit innerhalb von Sekunden zum gedankenlosen Heuchler wird. Auch mancher Klamaukmoment weiß zu gefallen anstatt zu nerven, so z.B. die völlig überraschende Handkantenszene, in welcher eine Lehrer-Nebenrolle zum kampfbegnadeten Helden gepuscht wird. Sein kurz darauf folgender Westernauftritt in der Klasse, wenn er als Sieger auftritt und seinen Gegner, einen Schüler, damit beschämt, ist ebenfalls sympathisch witzig ausgefallen.
Dass Gloria Guida nicht nur ihren schönen Körper einsetzt, sondern mit ihrer Unschuldsmimik auch, trotz fehlendem Schauspieltalents, perfekt in die Rolle passt, unterstützt die delikaten, wie auch die emotionalen Momente des Films, die sich glücklicher Weise ebenfalls eingeschlichen haben. Eine Versöhnungsszene zwischen Tochter und Freund der Mutter im Treppenhaus weiß emotional zu bewegen, Billys Enttäuschung an anderer Stelle fühlt man ebenfalls mit. Tatsächlich ist man trotz seiner wesentlich geringerer Präsenz emotional eher an ihm gebunden anstatt an Loredana, Identifikationsfigur bleibt insgesamt trotzdem die hübsche Blonde.
Loredanas wechselhaftes Verhalten, welches dementsprechend auch die Geschichte durcheinander wirbelt, so als würde keine richtige existieren, fängt das Gefühlsleben eines Teenagers so ein wie es ist. Und das ist ein kleines Wunder innerhalb eines Filmes der eine viel zu sexy Heldin ins Zentrum rückt, den Schulalltag nur mit völlig idiotischen Lehrern präsentiert, jeden Mann zur sexgeilen Bestie erklärt und emotional meist eher Kino anstatt Wahrhaftigkeit aufblitzen lässt. Dieser so unpassend klingende Mix ist es aber schließlich, der „Under-graduate Girls“ (Alternativtitel) zu einem solch angenehmen Vertreter der italienischen 70er Jahre Erotikkomödien macht. Und dass hier selbst die Zoten ein Lächeln aufs Gesicht zaubern, ist gerade mit Blick auf die Fortsetzungen kaum zu glauben. OFDb
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