Im selben Jahr, in dem Mario Bava beim Film „Lisa und der Teufel“ künstlerische Narrenfreiheit genießen durfte, entstand der ebenfalls mit Elke Sommer besetzte „Baron Blood“, der weit unter dem Niveau von Bavas üblichen Arbeiten im Horror-Genre liegt. Ob das am finanziellen Misserfolg besagtem Herzensprojekt lag, oder daran, dass er in den Vorbereitungen für diesen zu stark involviert war, um sich besser auf die Realisierung des hier besprochenen Projektes zu konzentrieren (ich habe keine Ahnung in welcher Reihenfolge 1972 beide Werke erschienen sind), beides wäre ein Erklärungsansatz für den lustlos abgefilmten „Baron Vampire“ (Alternativtitel).
Vielleicht war besagter Film auch nur eine vertraglich gebundene Auftragsarbeit, denn ein Blick auf das Drehbuch hätte bereits verraten müssen, dass die Samuel Z. Arkoff-Produktion nicht viel Potential hergibt. Allein die Charakterzeichnung der drei Helden arbeitet gegen eine funktionierende Geschichte, kann man sich bei deren Leergeschwätz doch keinesfalls mit einem von ihnen identifizieren. Da werden hanebüchenste Theorien aufgestellt, da wird ohne jeglichen Beweis gegen Menschen gehetzt, und das Drehbuch gibt ihren Mutmaßungen am Ende auch noch Recht, ohne den Zufall dahinter hervorzuheben. Zudem ziehen sie im Finale in den Kampf gegen Baron Blood, ohne auch nur den Hauch eines Planes zu besitzen.
Dass aus einer Klischees erfüllenden, routiniert klassischen Gruselgeschichte schon manch sympathischer Film entstanden ist, liegt an der Art der Umsetzung, die in liebevoller Herangehensweise genügend Charme entstehen lassen kann, um eine belanglose oder zu oft wiedergekäuerte Geschichte positiv wirken lassen zu können. Mit Blick auf „The Blood Baron“ (Alternativtitel) scheint Bava dies jedoch gar nicht erst versucht zu haben. Sein monströser Baron hüpft durchs Bild wie ein Rumpelstilzchen, kann also weder Grusel noch Schrecken einjagen, geschweige denn zumindest charmant morbide wirken, und auch dass sein Auftauchen meist in Dunkelheit gehalten wird, wertet die Sache nicht auf. Da ärgert es um so mehr, dass auch die menschlich verkleidete Variante des Bösewichts, nicht zu wirken weiß.
Nicht nur, dass der gute Mann fehlbesetzt wirkt, er wird zudem nicht dämonisch genug eingesetzt. Zum einen ist er in zu wenigen Szenen zu sehen, zum anderen besitzt er keine Ausstrahlung, wie sie beispielsweise Boris Karloff in seiner ähnlich angelegten Rolle in „Der Rabe - Duell der Zauberer“ besaß. Das Handeln des im Rollstuhl sitzenden Scheinheiligen ist zu willkürlich geraten, gerade gegen Ende, wenn er seine Gäste zunächst verabschiedet, um sie sich im nächsten Moment schließlich doch noch zu schnappen. Dies nicht um sie aus sadistischem Antrieb in Sicherheit zu wiegen, sondern einfach weil das Drehbuch dies jetzt so will. Wie der Bösewicht sein Ende erfährt, ist ebenfalls einfallslos wie lustlos inszeniert, dabei hätte gerade der Überfall der ehemaligen Opfer auf den Baron ein tolles Bild abgeben können unter besserer Maske.
Die versagt aber bereits mit Blick auf die weiblichen Rollen. Wer auch immer fürs Make Up verantwortlich war, hat gestümpert oder hatte zu wenig Zeit bessere Arbeit zu leisten. Ohnehin scheint „Chambers of Torture“ (Alternativtitel) auf die Schnelle abgedreht zu sein, wie die Außenaufnahmen zeigen. Es ist das Glück von „The Thirst of Baron Blood“ (Alternativtitel), dass er in einem solch schön gewähltem Schloss spielt und dass manches Horrorklischee für ihn arbeitet. Auch manche wenige Aufnahmen zeigen zumindest einen Hauch dessen, welches Talent Bava üblicher Weise besitzt, z.B. die Sequenz, in welcher der Nagelsarg mit Blick auf das darin liegende Opfer geöffnet wird. Damit wird aus „The Torture Chambers of Baron Blood“ (Alternativtitel) trotz all der Negativpunkte zumindest ein mittelmäßiger Horrorfilm für geduldige Stammzuschauer. Leider überwiegen im Gesamtbild dennoch die negativen Elemente. OFDb
PS: Anbei ist der deutsche Untertitel, der von mir erstandenen DVD des Labels e-m-s, angehäuft mit übelsten Rechtschreibfehlern.
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