Ich persönlich mag ihn ja, diesen „Pieces“, von dem man wahrlich nicht behaupten kann, dass er ein Glanzstück seines Genres wäre. Allein bei der deutschen Synchronisation mitzuhalten ist gar nicht so einfach, spricht doch fast jede Rolle schlecht betont, häufig auch desinteressiert und gelangweilt. Das kann für den einen den augenzwinkernden Spaß eines Filmes erhöhen, der ohnehin wenig Sinn ergibt, für die andere Art Zuschauer kann es der Todesstoß eines Filmes bedeuten, der ohnehin nervte. Dass „Pieces - Der Kettensägenkiller“ (Alternativtitel) lediglich auf den reißerischen Effekt aus ist, ohne psychologisch verschmitzt hinten herum zu trumpfen, erkennt der Allerletzte spätestens in der Schlusssequenz, die eine Art finaler Gag darstellen soll. Der macht weder realistisch, noch auf Filmebene Sinn, ist einfach ein derber Goreeffekt für sich und damit eine Szene die nach dem Abspann besser aufgehoben gewesen wäre.
Grobschlächtig geht unser Killer vor, an harten Bildern wird nicht gespart, was spätestens jene aufjubeln lassen dürfte, die sich selbiges bei Hoopers „Texas Chainsaw Massacre“ erhofft hatten. Grobschlächtig geht jedoch auch das komplette Drehbuch mit seinen Figuren um. Hier gibt es nur hohle Holzhammer-Klischee-Charaktere, die oftmals nicht einmal ihren Sinn erfüllen (siehe der Kommissar). Was sie tun, wonach sie aussehen und warum sie etwas tun ergibt nur selten Sinn, und manch einer, ganz besonders der Gärtner, verhält sich derartig übertrieben verdächtig, dass er als Täter bereits ausscheidet. Warum der Gärtner selbst dann noch auf völlig dämliche Art zwielichtig guckt, wenn er als Täter bereits ausgeschieden ist, weiß wohl nur sein Darsteller. Vielleicht wollte er auch nur konsequent sein, das würde ja schon wieder so etwas wie Sinn ergeben.
Doch so sehr man sich auch über die vielen Unsinnigkeiten von „The Chainsaw Devil“ (Alternativtitel) lustig machen kann, an mancher Stelle weiß er als Horrorfilm wahrlich zu wirken. Nicht nur dass seine harten Szenen wirklich derart derbe ausgefallen sind, dass ein Würgereiz entstehen kann, auch manche Suspensemomente hat Regisseur Juan Piquer Simón durchaus im Griff. Wenn der Mörder seine Opfer durch düstere Gänge oder Straßen verfolgt, stimmt der Mix aus Optik, Hintergrundmusik und düsterer Atmosphäre. In solchen Momenten strahlt „Pieces“ jene Art Pulp aus, die man auch so an italienischen Giallos mögen kann. Recht gut vergleibar in seiner völlig realitätsfernen und doch funktionierenden Art ist „Pieces“ mit „Die Nacht der blanken Messer“, wird einem doch hier wie dort lediglich unsinniger Nonsens geboten, der aber derart kurzweilig und streckenweise recht atmosphärisch umgesetzt wird, dass zumindest der Schundfilm-Freund seine Freude damit hat.
„Pieces“ schaut sich wie ein interessanter Mix aus italienischem Giallo und dem zu seiner Entstehungszeit gerade beliebt gewordenen Sub-Genre des Slashers. Der Killer benötigt hier keine Gesichtsverkleidung, er wird auf Giallo-Art nur von Fuß bis Bein gezeigt, von hinten oder mit Lederhandschuhen bekleidet (mal umgreift er mit diesen Slasher-beliebt die Kettensäge, mal Giallo-typisch das Messer), und auch die Erzählform eines im Dunkeln tappenden Kommissars und einer mit ihren Recherchen parallel dazu deutlich erfolgreicher vorwärts kommenden Privatperson, ist geradezu Gillo-typisch zu nennen. Erst die Art wie die Privatperson ins Geschehen und in die weiteren Ermittlungen gezogen wird, ist wieder typisch unsinnig amerikanisch. Beide Länder mischten mit, Spanien als Dritter im Bunde dominiert jedoch als Herstellungsland und macht somit aus beiden Einflüssen wieder ein recht eigenständiges Werk, vielleicht etwas vergleichbar mit dem ebenfalls etwas krude ausgefallenem „Die Säge des Todes“.
Wer es etwas ungewöhnlich, psychologisch plump und herrlich schmuddelig Bahnhofs-Kino-like mag, der kann durchaus einen Blick riskieren. Wie erwähnt, ich mag den Film, trotz oder aufgrund all seiner Makel, aber ich kann jeden verstehen, der mit „Pieces“ nichts anzufangen weiß. Wirklich geglückt ist er nun wirklich nicht. Und etwas zäh ist er für den ein oder anderen sicher ebenfalls ausgefallen. Ich persönlich mag diesen langsamen und zähen Grundton, kann auch mit der schmuddeligen Art etwas anfangen und liebe den Giallo-Einfluss in einem Werk, bei dem man nicht weiß ob die stimmigen Szenen zufällig gekonnt ausgefallen sind, oder bewusst gekonnt umgesetzt wurden. Mir soll es Wurscht sein, letztendlich werden ohnehin nur wenige Menschen mit diesem sympathisch mal gescheiterten, mal geglückten Werk etwas anfangen können. OFDb
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