Lord Charles Baskerville lauscht
ängstlich dem Geheule im Moor, langsam glaubend an eine alte
Familien-Legende, in welcher ein Hund durchs Moor schleicht und die
Baskervilles tötet. Kurze Zeit später wird die Leiche des Lords
gefunden. Neben ihr Fußabdrücke eines großen Hundes. Der Detektiv
Sherlock Holmes wird zu Hilfe gerufen...
Über den von Sir Arthur Conan Doyle erfundenen Privatdetektiv Sherlock Holmes gibt es unzählige Verfilmungen, und selbst die berühmteste seiner Geschichten, jene um den „Hund von Baskerville“ ist um ein vielfaches verfilmt worden, aufgrund der Beliebtheit des Stoffes von allen Storys um Holmes gar am häufigsten. Ob nun stark abgewandelt und nur selten gewürdigt wie in der momentan stark beliebten, britischen TV-Serie „Sherlock“, oder ob relativ klassisch umgesetzt mit Peter Cushing in der Hauptrolle, so ziemlich jedes Jahrzehnt weiß eine Version der Geschichte vorzuweisen.
Zu den berühmtesten Schauspielern in der Rolle Holmes zählt Basil Rathbone, dessen bekannte Reihe ebenfalls mit „Der Hund von Baskerville“ begann. Aber die hier besprochene Verfilmung von Regisseur Carl Lamac erschien bereits zwei Jahre zuvor, und selbst in Deutschland war dies zu dieser Zeit bereits die dritte Verfilmung des Stoffes, allerdings die erste mit Ton. Für Lamac, der schon seit 17 Jahren als Film-Regisseur tätig war, gingen dem hier besprochenen Film über 70 weitere selbstgedrehte voraus. Insgesamt schaffte er es in seine Karriere auf 100 Filme. Ihm verdanken wir u.a. auch die frühe 30er Jahre Version vom Edgar Wallace-Krimi „Der Zinker“.
Sein „Der Hund von Baskerville“ hat mir leider nicht wirklich zugesagt, schafft Lamac es doch nie eine unheimliche Atmosphäre entstehen zu lassen, so steril und dialoglastig kommt seine Verfilmung daher. Warum man sich so viel Zeit für eine Vorgeschichte eines längst vergangenen Jahrhunderts lässt, zu Beginn des Filmes und in der Print-Vorlage mittendrin nur kurz angeschnitten, will mir nicht ganz klar werden. Was wie eine gute Idee klingt, hält nur auf und lässt einen durch die lange Vorgeschichte die daraufhin noch einmal in der angekommenen Zeit, in der alles weitergehen wird, erzählt wird, um so länger auf das Helden-Duo warten, das erst nach späten 25 Minuten in Form von Watson allein und gemeinsam mit Holmes erst nach 27 Minuten das erste Mal auftauchen darf..
Bei einer Laufzeit von 80 Minuten ist das schon recht spät zu nennen. Und wer die Geschichte kennt, der weiß dass es lange Zeit auch nur mit Watson weiter gehen wird, so dass die Präsenz von Sherlock Holmes insgesamt sehr gering zu nennen ist. Das ist auf der einen Seite schade, auf der anderen gesehen vielleicht aber auch doch nicht, ist die Rolle des Watson doch wesentlich besser gecastet als die von Holmes. Mag er optisch auch so gut in die Rolle passen wie Rathbone, schauspielerisch weiß Bruno Güttner so gar nicht zu überzeugen und gibt eine ähnlich erbärmliche Darbietung des Detektivs ab wie vier Jahre zuvor Reginald Owen in der US-Verfilmung einer anderen Holmes-Geschichte mit dem Titel „A Study In Scarlet“.
Watson hingegen ist mit Fritz Odemar recht gut besetzt. Der lässt seinen Watson nie all zu albern wirken wie es ohnehin eher die Amis gerne machen und hält die nötige Ballance zwischen Würde und Irrtümern. Im Gegensatz zu Holmes spielt er locker, vielleicht gar teilweise improvisiert, aber auf jeden Fall schauspielerisch auf einem anderen Niveau als die theoretisch wichtigere Rolle von Güttner, die man auch auf den objektiven Charakter gesehen nicht vollständig verkrampft hätte darstellen müssen. Würden seine Texte nicht wie abgelesen klingen, in einem Film in welchem die Ton-Technik mit ihrem viel zu leisen Klang ohnehin noch nicht zu überzeugen wusste, könnte ich mit diesem versteiften Stil noch leben, aber beides zusammen wirkt vernichtend.
Brav sagt man seine Texte auf in einer Inszenierung die mehr vom Theater als vom Medium Film hat und nach fast einem Jahrzehnt mit Ton noch immer viel zu stark an den Stil alter Stummfilme erinnert, was etwas widersprüchlich klingen mag, wenn man bedenkt wie dialoglastig „Der Hund von Baskerville“ ausgefallen ist. Sehr bieder deutsch guckt sich die Umsetzung eines Unterhaltungsfilmes, der während einer schweren Zeit in Deutschland aufgenommen wurde, aber glücklicher Weise auch nicht zum Propaganda-Film umfunktioniert wurde, sondern sich sehr eng an der Buchvorlage orientiert.
Nachgeplappert bedeutet nicht, dass man damit den Stil einer literarischen Vorlage gerecht wird. Denn dafür fehlt es der deutschen Erstverfilmung mit Ton an Grusel-Feeling, oder zumindest an einer packenden Kriminal-Handlung, die einen miträtseln lässt. Meiner Meinung nach läd gerade die Geschichte um den „Hund von Baskerville“ in seinen vielen Verfilmungen immer wieder dazu ein mitzuraten wer denn nun der Täter ist, in Lamacs Film interessiert das nicht die Bohne.
Filmhistorisch ist die hier besprochene Verfilmung dennoch einen Blick wert, spiegelt sich im Medium Film doch immer wieder der Zeitgeist wieder, und da ist es schon interessant zuzusehen wie hemmungslos Männer hier auf lockere Art politisch völlig unkorrekt über Frauen herziehen, lange vor der Emanzipation. Da mag die wichtigste Frauenrolle auch noch so taff agieren können, ihr Auftreten kann gegen das dominante Männergeläster nicht gegen halten und gibt der Verfilmung mit Blick von heute gar eine belustigende Seite.
Inszenatorisch reißt sich Lamac kein Bein aus. Routinemäßig dreht er die berühmte Holmes-Geschichte herunter, scheinbar mehr Auftragsarbeit als echtes Herzstück. Und im Heute angekommen wirkt ein solches Durchschnittsergebnis noch schwächer, gar dröge und damit schlecht. OFDb
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