War die erste Staffel „Sherlock“ noch ein wenig durchwachsen, so wusste die zweite Staffel mit drei hochkarätigen Episoden zu gefallen, die mit guten Ideen und dem nötigen Charme nur so um sich schmissen. Ein schweres Erbe für eine dritte Staffel, zumal der Cliffhanger zu den Highlights der zweiten Staffel zählte, und die Fans nach Antworten gierten. Die Verantwortlichen der „Sherlock“-Reihe lösten das Problem auf ihre ganz eigene Art. Sie spielen mit den Erwartungen des Publikums, verarschen es auch hin und wieder, so in der allerersten Szene, die auch gleich zu den Höhepunkten zählt, und halten den Zuschauer hin, der ihnen am Ende dankbar dafür ist genau das nicht erhalten zu haben, was er sich zuvor erhofft hatte.
Ähnlich wie die erste Staffel wird der eigentliche Kriminalfall der siebten Folge nie wirklich interessant. Wichtig ist das erneute Zusammenwachsen zwischen Holmes und Watson, da hat der zu lösende Fall hinten an zu stehen. Das Gekabbel der beiden Hauptmimen gehört somit zur wichtigsten Grundausstattung aller Geschehnisse, und das weiß zu unterhalten und zu erfreuen, bedeutet aber auch eine Geschichte unter Wert, wenn man erst einmal miterleben durfte, wie die beiden bei einem richtig guten Kriminalfall agieren und wie TV-anspruchsvoll und gelungen sich ein solcher Fall guckt. Von daher ist Erwartungen zurückschrauben angebracht, um nicht all zu enttäuscht von Sherlocks Rückkehr zu sein.
Aber „Der leere Sarg“ spinnt ohnehin nur erste Fäden alles noch Folgendem. Nicht nur das Zusammenwachsen von Holmes und Watson ist noch nicht wirklich erreicht, auch die Geschichte um Watsons Verlobung beginnt sich gerade erst zu entwickeln, und wer wie ich nur ein paar olle Filme anstatt der Printvorlage kennt, der kann anhand von „Sherlock Holmes - Spiel im Schatten" entfernt ungefähr erahnen was da noch für Hürden zu nehmen sind, auch wenn die Kinoreihe mit Robert Downey, Jr. völlig anders ausgelegt ist, und der britische Stil ohnehin ein völlig anderer ist als die Unarten mit denen die Amerikaner sich seit je her mit dem Meisterdetektiv beschäftigt haben.
Auffällig ist dass die technischen Spielereien mittlerweile sehr in den Hintergrund gerückt sind, gleichzeitig aber die Schrift im Bild zur Hinweis-Weitergabe an den Zuschauer fleißig weiter verwendet wird. Die fast schon übernatürliche Kombinationsgabe des Helden wird gar spielerisch in einem Duell mit Sherlocks Bruder hochgeschaukelt, welches einen kleinen Einblick auf die Kindheit der beiden einsamen Brüder wirft, aber auch zeigt wie viel Hintergrundwissen der Originalarbeiten Arthur Conan Doyles die Autoren hier besitzen.
Also: der Einstieg ist im Vergleich ein wenig schwach geraten, vergleichbar mit der Pilotfolge, die innerhalb der ersten Staffel aber auch gleich die beste war, was nur deutlich macht auf welch hohem Niveau sich die Serie seit dem weiter entwickelt hat. Einen Tiefpunkt wie in „Sherlock - Der blinde Banker“ muss wohl nicht mehr erwartet werden, zumal der Autor dieses Drehbuches in Staffel 3 kein Drehbuch mehr alleine schreiben durfte. Ein Wunder dass er immer noch mit an Bord ist. Seine in Staffel 2 geschriebene Story, jene von Episode 6, ist jedoch gut genug ausgefallen, so dass man vermuten kann, dass man ihn schon dort an der kurzen Leine hielt, sprich andere ein Wörtchen mitzureden hatten. Wie auch immer die genauen Hintergründe aussehen mögen, für „Der leere Sarg“ sind sie ohnehin egal, der ist von einem anderen Autor verfasst, auf Charakterebene gelungen und macht neugierig auf mehr (zumal nach Moriartys Tod ein neuer Hauptgegner angekündigt wird). Er hätte halt nur einen spannenderen Kriminalfall vertragen können. Der wird in Episode 8 aber sicherlich zu erwarten sein. Ich bin gespannt...! OFDb
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