20.06.2015

THE INTERVIEW (2014)

Wenn jemand seine Popularität nutzt um frei Schnauze jene Art Film zu drehen die er möchte, dann ist das zur Zeit Seth Rogen, der mit Busen-Kumpel James Franco diese Freiheit im Gegensatz zu George Clooney nicht nutzt um geistreiche Nebenprojekte zu finanzieren, sondern um die Mechanismen rund um Hollywood zur großen Party seines Lebens zu nutzen. Warum auch nicht? Wer weiß wie lange er das noch kann. Nachdem die beiden mit „Das ist das Ende“ den persönlichen Partyfilm schlechthin abgeliefert hatten und sich dabei ganz nebenbei über das Christentum lustig gemacht haben, stand beim Folgeprojekt ein politisches Thema an. Und wie so oft in amerikanischen Fun-Filmen mit Politinteresse, macht man sich über den Führer eines anderen Landes lustig.

Zwar versucht der Story-Mitbeteiligte Produzent und Hauptdarsteller Seth Rogen all zu pro-amerikanische Stellungnahmen zu umgehen, was schließlich auch nicht zu seinem kifferfreudigen Anarcho-Touch passen würde den er stets zelebriert, trotz diverser Seitenhiebe auf sein Heimatland kommt die CIA und der fragwürdige Journalismus der USA allerdings doch viel zu positiv weg, ganz davon abgesehen dass die Methoden die in „The Interview“ zum Happy End führen in ihrer Fragwürdigkeit nicht parodiert werden, obwohl der Film sich an anderer Stelle diesbezüglich zunächst zumindest hin- und hergerissen zeigt.

Dieses Pro-Amerika-Getue steht Seth Rogen ebenso wenig wie der krampfhafte Versuch jene Komik unbedingt in eine satirisch angehauchte Komödie zu integrieren, die ihn berühmt machte. Überzeugung oder der erbärmliche Versuch das Stammpublikum nicht zu verprellen? Keine Ahnung, aber Sprüche die in Kiffer-Komödien lustig rüberkommen wirken in „The Interview“ oft fehl am Platz. Und der Fäkalwitzchen gibt es einfach zu viele, als dass man sie lediglich als nervige Randerscheinung belächeln könnte.

Schön ist es hingegen zu sehen, dass man es auch in diesem Film schaffte den skurrilen Running Gag aufrecht zu erhalten, welcher darin besteht dass die Rollen Francos die Rollen Rogens stets anhimmeln. Das zündet hier nicht mehr so gut wie in „Ananas Express“ und „Das ist das Ende“, aber es gehört bei einer Zusammenarbeit der beiden beliebten Schauspieler einfach dazu.

Leider ruht sich „The Interview“ viel zu sehr darauf aus die Komik aus dem Privatverhalten des nord-koreanischen Diktators zu ziehen. Was Hussein betreffend als Randerscheinung in den „Hot Shots“-Filmen zu funktionieren wusste, und in den meisten Szenen auch hier zu funktionieren weiß, kann alleine keinen kompletten Film stemmen. Zwar versucht man mit allerhand Action und Aktionskomik dem ganzen mehr Schwung zu bescheren, aber mehr als leichte Unterhaltung will der so spitzfindig klingende Plot dann doch nicht werden.

Die thematische Verwandtschaft zu „Frost/Nixon“ wird am Rande erwähnt, und auch in anderen Nebensächlichkeiten gibt man sich Selbstreflektier-freudig, aber in den wichtigsten Punkten ist „The Interview“ zu aalglatt ausgefallen. Hinter der anarchischen Fassade ist er doch zu sehr Mainstream und leider eben doch gar nicht so selbstreflektierend wie er an anderer Stelle tut. Das verärgert ein wenig, jedoch auch nur wenn man zu hohe Erwartungen am Film hegt, egal ob es Erwartungen in den Satiregehalt des Streifens oder in die Partytauglichkeit eines Seth Rogen-Streifens sind. Der Film lässt sich nämlich viel eher mit jener leichten Kost aus „Bad Neighbors“ oder „Zack and Miri Make a Porno“ vergleichen, als mit jenen Rogen-Filmen in welchen der gute Mann neben Franco agierte.

Das soll heißen: als schlichter Film für zwischendurch kann „The Interview“ funktionieren, sofern man die Überzahl an Fäkalwitzchen gnädigast ignorieren kann (vergleichbar mit Sandlers „50 erste Dates“). Die Regiearbeit von Rogen und Goldberg hat sicherlich einige kleine Höhepunkte im Gepäck, von denen man gerne mehr in der Art gesichtet hätte, und das glaubwürdige Kim Jong-un-Double ist viele Lacher wert, aber letztendlich ist der Streifen ein viel kleinerer und unbedeutenderer Film als er eigentlich gerne wäre. „The Interview“ mag ja die aufgeblähtere Story und den wirksameren Aufhänger präsentieren, aber das größere Kino lieferte Rogen ironischer Weise mit dem reinen Party-Film „Das ist das Ende“ ab. Der blieb sich in seiner Ganzheit treu. „The Interview“ ist an zu sicheren Stellen mutig, und in jenen, an denen Mut von Nöten gewesen wäre, kneift er dann doch den Schwanz ein. Nicht schlimm, aber deshalb auch nicht groß!  OFDb

Nachtrag:

Ich habe "The Interview" mittlerweile einige Male gesehen, und von ein paar Witzchen unter der Gürtellinie einmal abgesehen, ganz besonders vom nervigen Running Gag darüber ob Kim Jong-un nun Kacka macht oder nicht, gefällt er mir nun wesentlich besser. Sicherlich muss man auf die übliche Komik eines von Seth Rogen selbstgeschriebenen Filmes eingestellt sein und auch Zugang dazu haben, aber für eine Anarchokomödie inklusive Entgleisungen ist der Plot doch wesentlich intelligenter ausgefallen als es mir zunächst schien, und auch die Lacher sind in ihrer Population im entspannteren Zustand wesentlich häufiger vorhanden als beim sehr kritischen und kopflastigen ersten Sichten. "The Interview" ist somit für unvoreingenommene Filmfreunde wesentlich gelungener ausgefallen als es mir zunächst bewusst war, da er sehr verspielt pointensicher mit viel mehr Themen arbeitet, als mir zunächst aufgefallen ist.

2 Kommentare:

  1. THE INTERVIEW und FROST/NIXON im gleichen Atemzug zu nennen, das gleicht eigentlich kinomatografischer Ketzerei. Dieser Film hat nämlich keineswegs Klasse, weder auf inhaltlicher noch auf schauspielerischer Ebene.

    Hier meine Review: https://filmkompass.wordpress.com/2015/02/05/the-interview-omu-2014/

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Wenn Du von Ketzerei sprichst hebst Du den recht mäßig ausgefallenen Frost/Nixon aber auf ein hohes Podest, zumal ich lediglich eine inhaltliche Verwandtschaft angedeutet habe. Nimmt man beide Filme als das was sie jeweils sein wollen schneidet "The Interview" trotz seines bescheidenen Ergebnisses im Vergleich aber besser ab. Letztendlich sind sie jedoch beide für ihr jeweiliges Genre zu schablonenhaft nach typischem mutlosem Baukastenprinzip umgesetzt, womit wir eine weitere Gemeinsamkeit hätten, welche einen Vergleich durchaus legitimiert.

      Löschen