Staffel 4 beginnt ruhig, viel zu ruhig für meinen Geschmack. So interessant und konsequent die Geschichte um die um sich greifende Todesgrippe auch ist, sie zieht sich zäh daher, und da ist auch der fröhliche Einstieg in die Staffel nicht von Vorteil, der einen viel zu blauäugigen Alltag innerhalb der Gefängnismauern zeigt. Hier hätte man nicht ganz so übertreiben müssen um einen zivilisierten Umgang miteinander und das Wachsen eines gewissen Luxus‘ zeigen zu können. Erst mit Auftauchen des Governors kommt wieder Leben in die Bude, und da darf man schon überrascht sein, dass dem guten Mann ganze zwei Episoden für sich allein beschert werden, die sich einzig mit seinem Lebensweg nach der zerstörten Stadt beschäftigen.
Auch diese Phase wird sehr ruhig und mit Aufmerksamkeit auf kleinste Details erzählt. Und sie zeigt uns damit den inszenatorischen Unterschied zur Krankengeschichte auf, tritt die Geschichte des Governors im Vergleich zu ihr doch nie auf der Stelle. Man kann die Autoren nur ein weiteres Mal loben wie gekonnt sie mit dem Facettenreichtum des interessanten Charakters des Governors spielen, wissentlich dass auch er versucht das Richtige zu tun und gar nicht mitbekommt, dass er der Anfang vom Ende ist.
Nach einer für diese Staffel völlig allein stehenden Action-haltigen Folge verstreuen sich alle Protagonisten an die verschiedensten Orte, und da schaut man den Leuten nun beim langsamen Prozess des sich Zusammenfindens über eine halbe Staffel lang zu. Das ist konsequent, ja sogar lobenswert zu nennen, aber es macht Staffel 4 nach dem beendeten Thema um die Krankheit nun endgültig zu einer Episodenstaffel.
Wo einst eine durchgehende Handlung mit Beginn, Mittelteil und einem entladenden Finale herrschte, da ist die vierte Staffel „The Walking Dead“ nun eher eine Übergangsstaffel, die alle Weichen für die kommende stellt, vielleicht ein wenig vergleichbar mit dem nicht für sich stehen könnenden „Das Imperium schlägt zurück“. Für meinen Geschmack schaute sich diese Kleingeschichten-Staffel schwächer als die beiden Vorgänger, weil neben vieler aufregender und spannender Geschichten auch einiges an Leerlauf mit an Bord ist, sicherlich um die Trostlosigkeit der aktuellen Situationen herauszuarbeiten, aber das nagt schon ein wenig arg an der Geduld des Zuschauers, wenn sich dies über viel zu viele Folgen zieht.
Dennoch sind viele erzählenswerte Geschichten darunter, eine mit einem makaberen Ende, welches selbst die Hartgesottenen unter den Zuschauern an seine Grenzen führen wird. Wie immer geben sich Dramatik und Spannung die Hand. Und wie all die einzelnen Schicksale wieder zusammen finden ist schon recht interessant herausgearbeitet, auch wenn man dies nicht als Kunststück des Drehbuchschreibens bezeichnen kann, ist die Welt doch nun erst recht ein Dorf bei all den Zufällen die zur finalen Zusammenkunft führen. Dass es am Ende genau zu dieser kommt steht nie außer Frage, hier ist Season 4 nicht halb so pessimistisch wie all die vorausgehenden Staffeln.
Staffel 4 ist somit nicht mehr das intensive Seherlebnis welches die Staffeln 2 und 3 für mich waren. Die Serie rutscht aber auch nicht wieder auf das traurige Niveau der ersten Staffel herab. Das grundlegende Weltbild bleibt bestehen, Figuren verändern sich weiterhin glaubwürdig an der Zombiewelt orientiert, Schicksale werden weiterhin gekonnt emotional auf den Zuschauer übertragen. Bislang blasse Figuren bekommen nun mehr Gehalt und Tiefsinn, neue Figuren bereichern das „Walking Dead“-Universum ebenso gut wie dies bisher immer der Fall war, lediglich der große rote Faden der über all den kleinen Geschichten schwebt ist diesmal nicht so gut heraus gearbeitet wie sonst.
Während die vielen kleinen Einzelschicksale emotional und psychologisch zu gefallen wissen, kommt die übergeordnete Geschichte und die Vorbereitungen dieser doch eher undurchdacht daher. Keiner hält den Zielort für eine Falle, jeder vertraut darauf dass auch jeder sich auf den Weg dorthin macht, was meiner Meinung nach nicht zu der bisherigen Art des Denkens von Ricks Truppe passt. Und der Grund warum Carol kurzfristig aus der Gruppe verbannt wird, ist im Vergleich zu dem was bisher geschah nicht nachvollziehbar und schaut sich wie eine hektische Entscheidung die für spätere Ereignisse getroffen werden musste.
Staffel 4 ist somit auch inszenatorisch und von ihrer Buchvorlage her nicht mehr ganz so qualitativ wie die beiden vorherigen Staffeln, und sie leidet trotz intensiv beobachtender Einzelschicksale zu sehr an ihrer Episodenhaftigkeit. Aber mit viel Geduld und heruntergeschraubten Erwartungen weiß auch sie zu unterhalten. Und wieder muss sich der Zuschauer auf alle möglichen Überraschungen einstellen. Auf Schongang geht Staffel 4 nun wahrlich nicht. OFDb
Ich finde die Einzelepisoden eigentlich immer ganz interessant, weil da den einzelne Figuren etwas mehr Raum und Tiefgang verliehen wird. Was es dann beim Verlust von der einen oder dem anderen um einiges emotionaler macht.
AntwortenLöschenPrinzipiell ja, hat meiner Meinung nach aber nicht bei allen funktioniert. Oftmals gab es viel Leerlauf zu erleben, der einem die Figuren keinen Deu näher gebracht hat. In anderen Einzelszenen wiederum trifft genau zu was Du schreibst.
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