Wer glaubt Grusel-Krimis würden immer wieder im Schwerpunkt Kriminalfilm umgesetzt und mit einer rationalen Lösung versehen, so wie wir es aus der Rialto-Wallace-Reihe kennen, aber auch aus dem Stummfilm „Orlacs Hände“, der sollte einmal „Der Totenchor der Knochenmänner“ schauen, der selbiges Genre nicht nur mit dem Schwerpunkt Horror erzählt, sondern zudem noch ein schauriges Finale bietet, in welchem das Übernatürliche über einen rätselhaften Kriminalfall hereinbricht.
Der in spanischen Genrebeiträgen dieser Zeit gern gesehene Paul Naschy ist mit an Bord, und selbst den betreffend gibt es eine Überraschung zu erleben, spielt die Horror-Legende doch meist in extremst unsinnigen Werken mit, wohingegen wir es hier mit einem sehr stimmig umgesetzten Grusler zu tun haben, der zwar nicht immer logisch erzählt ist, die Lücken diesbezüglich aber immer mit etwas zu überspielen weiß, zumindest großteils.
Mögen die Monster auch erst sehr spät in Erscheinung treten, so sind doch gerade sie das Besondere in dem ohnehin angenehm erzählten Film, ist „Die Bestie aus dem Totenreich“ (Alternativtitel) doch ein sehr früher Vertreter des Zombiefilms, der die klassische Voodoo-Thematik gegen eine moderne Variante eintauscht, so dass die Untoten zwar wunderbar moderig wirken wie in der Ende der 70er Jahre aufkeimenden Zombiefilm-Welle, der klassische Bezug des Themas vor Romeros „Die Nacht der lebenden Toten“ jedoch trotzdem beibehalten wird.
Das muss auch so sein, waren Paul Naschy-Filme doch trotz einiger Härten immer mehr am klassischen Horrorfilm orientiert als am modernen. Werwölfe, schwarze Messen, was in anderen Ländern teilweise bereits als überholt galt, zumindest in der extremst naiven Form wie in besagten Beiträgen aus Spanien umgesetzt, wurde mit Naschy an Bord rauf und runter gedreht, wobei ihn seine häufig wiederholte Rolle als Werwolf erst berühmt machte. In „Bracula - Terror of the Living Dead“ (Alternativtitel) hat er eine relativ kleine Rolle als sonderbarer Friedhofsmitarbeiter mit dem traditionellen Namen Igor ergattert, die ihm zwar manch sympathischen Auftritt beschert, aber nicht wirklich wichtig für die Geschichte ist.
Das ist Stelvio Rosi in der Rolle des Serge Chekov um so mehr, und der legt seinen Charakter recht jähzornig an, schlägt und schießt schnell um sich, und seine Hemmschwelle zum Schimpfen und Schreien ist noch geringer. Dabei ist er als der Sympathisant des Streifens gedacht, der am Ende die holde Frau retten darf, so dass sein egoistisches Auftreten in einem belustigenden Widerspruch zu seinem Heldentum steht. Es braucht nicht verwundern, dass die Polizei ihn bei all den Umständen für den Täter hält, während Serge allein schon deswegen auf die Dummheit der Polizei schimpft.
Erstaunlicher Weise sprudelt „The Hanging Woman“ (Alternativtitel) trotzdem nicht vor unfreiwilliger Komik über, ein Zustand den man bei einer Veröffentlichung des „Trash Collection“-Labels durchaus erwarten könnte, aber die Verantwortlichen der Programmauswahl dieses Labels gehen ebenso inflationär mit dem Begriff um wie es Arte tat und viele Film-Fans tun, ist „The Orgy of the Dead“ (Alternativtitel) doch dafür viel zu stimmig umgesetzt und zu sympathisch erzählt, als dass er als Schrott degradiert werden müsste. Wie so oft liegt es am Respekt des Zuschauers ob er solch ein Werk als Trash beschimpft oder sich ernsthaft mit einer Art Filme zu drehen auseinander setzen kann, welche nicht dem heutigen Standard der Massenproduktionen entspricht.
„Dracula and the Terror of the Living Dead“ (Alternativtitel) hat es im Gegensatz zu manch anderem Naschy-Film (ich denke da nur an „Blutrausch der Zombies“) nicht verdient lediglich belächelt zu werden. Es herrscht ein klassisch schauriger Grundton, wenn auch ohne wahrlich zu gruseln, das oftmals zu dunkle Bild filmt stimmige Landschaften und Kulissen ab, und letztendlich herrscht eine wunderbare Geisterbahnstimmung in diesem Kriminalstück, bei dem es mich wundern würde wenn irgendwer nicht nach einer halben Stunde errät wer der Täter hinter all den Vorkommnissen ist. Am Sehspaß ändert dies freilich nichts. Und so lange man nicht mehr als sympathische Trivialkost erwartet und nicht nur die im laufenden Jahrzehnt erschienenen Genrebeiträge sichtet, kann man eigentlich nicht von „House of Terror" (Alternativtitel) ernsthaft enttäuscht werden. OFDb
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