08.07.2016

DER WIXXER (2004)

Auch wenn „Der Wixxer“ selbst für meinen Geschmack typisch Kalkofe an mancher Stelle zu unnötig vulgär daher kommt, so ist das Ergebnis an sich doch eine liebevolle, detailreiche und sympathische Verulkung und Verbeugung zugleich vor der deutschen Rialto-Wallace-Reihe, die man nicht zwingend kennen muss um seinen Spaß mit dem von Tobi Baumann inszenierten Film zu haben, den Sehwert jedoch bereichert.

Die Autoren Pastewka, Kalkofe und Welke zaubern einen schmackhaften Mix aus Wallace-Elementen, Albernheiten, deutscher Mentalität, dem Humor der Zucker/Abrahams/Zucker-Filme und einem Hauch Amateurfilm-Niveau, was ich als positive Eigenschaft verstanden haben will, schaut sich „Der Wixxer“ doch (am Anfang mehr als im weiteren Verlauf) teilweise wie selbstgedreht. Es ist ein schwer zu erklärender Charme für eine eigentlich professionell produzierte Produktion, aber ein wichtiger Bestandteil zum Funktionieren des Streifens, was auch im unglaublich sympathisch ausgefallenem Abspann spürbar wird, in welchem nicht einzig Patzer den Blick hinter die Kulissen bestimmen, sondern auch andere herzliche und solidarische Momente einer scheinbar wunderschönen Drehzeit.

Mag man auch die wirklich große Wallace-Prominenz von einst vermissen (Fuchsberger ließ sich erst für die Fortsetzung „Neues vom Wixxer“ locken), so weiß doch gerade die Besetzung aus mal mehr mal weniger bekannten Mediengesichtern die Komödie zu bereichern, zumal alle, bishin zur kleinsten Rolle, wie jene überraschende und gut pointierte von Achim Mentzel, mit Spaß an der Freude dabei zu sein scheinen. Neben der professionell lustigen Leistung von Anke Engelke und Olli Dittrich, einem in vielen Filmbesprechungen schauspielerisch unterschätzten Oliver Kalkofe und dem wunderbaren Overacting eines Christoph Maria Herbst, fällt in erster Linie Bastian Pastewka mit seinem gekonnten Mimenspiel auf, welches ihn in den besten Szenen zu einer zu Fleisch gewordenden Comicfigur werden lässt, Momente die den Zuschauer selbst beim x-ten Schauen noch laut auflachen lassen.

Ohnehin ist die Pointensetzung in „Der Wixxer“ sehr gekonnt ausgefallen. Da mag sich immer auch mal manch weniger gut funktionierender Humor eingeschlichen haben, aber die dominierende Menge an brauchbaren bis guten Witzen macht daraus keinen störenden Negativpunkt. Einzig die größte Fehlentscheidung des Streifens, die Besetzung der beiden Söhne des Earl of Cockwood, hinterlässt einen Riss im sonst so positiv ausgefallenem Film. Der mir völlig unbekannte Lars Rudolph trumpft als treffsichere Klaus Kinski-Parodie, Wolfgang Völz tritt würdevoll würdelos in die Fußstapfen von Siegfried Schürenberg als Sir John, lediglich die weibliche Rolle der Miss Pennymarket ist etwas undankbar ausgefallen, was aber sicherlich auch an den Vorlagen aus den 60er Jahren liegt, an denen sich „Der Wixxer“ nun einmal orientieren muss.

Das Drehbuch erweist sich als höchst einfallsreich, wenn es gekonnt die Schwarz/Weiß-Phase der Rialto-Reihe von einst mit jener der Buntphase vereint. Und wie man es so charmant, witzig und wirksam zugleich schafft Richtung Finale ein Element in den Vordergrund zu setzen, das mit den Wallace-Filmen nicht das geringste zu tun hat, ich spreche von der unglaublich gelungenen Musikszene, in welcher Cockwood um die Hand von Miss Pennymarket anhält, werden nur die wenigsten Filmschaffenden verstehen. Dieser Moment macht einem deutlich, dass es eigentlich schade ist, dass Gesangsszenen in einer nicht Musical-orientierten Komödie keinen Platz mehr finden, eine verloren gegangene Tradition, die lange Zeit den Erfolg an den Kinokassen mitbestimmte.

Wie man herausliest hat „Der Wixxer“ viel zu bieten, Kreatives wie Lustiges, und allein deshalb finde ich es schade, dass man Kalkofe, Engelke und gerade den so unglaublich lustigen Pastewka heutzutage immer noch im Fernsehen anstatt auf der großen Leinwand antrifft. Wo sind die Produzenten von einst, die dem talentierten Hallervorden zurecht eine Kinokarriere bescherten? Wo sind die Geldgeber die damals selbst blassen Mimen wie Mike Krüger, Thomas Gottschalk und Otto Waalkes den Weg auf die Leinwand ermöglichten? Gibt es in der heutigen Generation von Filmfinanzierern keine Menschen mehr die Vertrauen in die Komik von jenen Menschen haben, deren Talent weit über jenes der TV-Comedy hinaus geht? Wir brauchen mehr Projekte wie „Der Wixxer“ und „Jerry Cotton“, aber keiner gibt der Komödien-Elite Deutschlands scheinbar eine Chance. Schade, aber das macht den hier besprochenen Film und seine fast genauso sympathische Fortsetzung um so wertvoller inmitten einer Komödienlandschaft aus peinlichen Otto-Filmen, dämlichen Bully-Werken und dem Proleten-Kino a la „Fack ju Göhte“.  OFDb

2 Kommentare:

  1. Ja, der war erfrischend gut. Ich finde aber auch ganz gut, das Bastian Pastewka nicht aus dem TV verschwunden ist, sonst wären uns gelungene Werke wie "Pastewka" oder letztens erst "Morgen hör ich auf" vielleicht verwehrt geblieben.

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    1. Die will man nicht missen, nun wo es sie gibt, das stimmt. Wir werden aber auch nie erfahren auf welch großartige Komödien/Filme wir dafür haben verzichten müssen, die eventuell entstanden wären, wenn Pastewka eine Kinokarriere ermöglicht bekommen hätte.

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