Es ist schön dass Regisseur und Autor Scott Glosserman seinen Film in einer Welt spielen lässt, in welcher die Ereignisse aus „Halloween - Die Nacht des Grauens“, „Nightmare on Elm Street“, „Freitag der 13.“ und Co in der Realität passiert sind. Das gibt der Geschichte mehr Faszination als der olle Gedanke ein junger Spinner wolle solche Filme Realität werden lassen. Letztendlich gibt es laut des Films eine Sub-Kultur an Legendenkillern, deren Vernetzung oder Nicht-Vernetzung nicht näher beleuchtet wird. Zumindest steht der hier ins Zentrum gesetzte zukünftige Serienkiller in Kontakt mit wem Alteingesessenem aus der Branche, eine Idee die einiges an Zusatzideen ermöglicht und ungeklärt mehr Reiz besitzt als den Ursprung der Freundschaft der beiden Killergenerationen zu beleuchten.
Wer nun glaubt aufgrund der Anwesenheit von Freddy Krueger-Darsteller Robert Englund würde dieser besagten Part des älteren Psychopathen übernehmen, der irrt, wird Englund doch die Ehre zuteil den ebenso legendären Psychopathen-Jäger zu spielen, wie Dr. Loomis jener für Michael Myers war. Man liest bereits heraus, dass „Behind the Mask“ sich an jenem Publikum orientiert, welches mit den meist amerikanischen Slasher-Filmen vertraut ist. Man muss die Regeln, den Mythos, ja selbst die Unsinnigkeiten kennen, um tatsächlich etwas mit der Geschichte anfangen zu können, zumindest kann man dann tiefer in die Materie eintauchen als völlig Unwissende.
Da bereits die Originale nicht zur hohen Filmkunst gehören, braucht man bei der hier angegangenen augenzwinkernden, parodistischen Betrachtungsweise, die zwar immer wieder den Bereich der Komödie streift, meiner Meinung nach aber nie wirklich zu einer solchen wird, auch nicht all zu pfiffige Kost erwarten. „Behind the Mask“ lebt in einer Welt, in welcher sich Abende wie die Nacht des Schreckens planen lassen und sich Menschen aufgrund bestimmter Situationen selbst dann wie vorbereitet verhalten müssen, wenn diese bereits in den Plan eingeweiht sind. Das unterstützt zwar zum einen das Klischee der eher dümmlich gearteten jugendlichen Gegenspieler, betrachtet den Handlungsort aber auch zu sehr als Set, so als sei es nicht möglich nach links oder rechts zu laufen anstatt geradeaus wie vorgesehen.
Auch deshalb ist es ganz gut, dass „Behind the Mask - The Rise of Leslie Vernon“ (Originaltitel) nicht in unserer Realität angesiedelt ist, sondern in eingangs erwähnter Alternativ-Welt zu unserer. Und da Glossermans Film ohnehin nur eine verspielte Idee mit dem bereits Bekannten ist, und durchaus eine in der Theorie reizvollere besitzt als die Vergleichsstoffe „The Cabin in the Woods“ und „Scream“, sollte man auch nicht all zu streng mit ihm umgehen, will er doch weder Goethe noch Kant sein, sondern einfach ein Fun für Fans. Auf das was Glosserman will funktioniert „Behind the Mask“ ganz gut, schließlich outet er die junge Generation als mediengeil, morbide und oberflächlich (anbei alles Zutaten die auch „Scream 4“ so schmackhaft machten), und entlarvt bezüglich dieser fragwürdigen Geilheit selbst uns, das Publikum, welches die Mörder zu Helden erklärte und uns mit der Rolle der Dokumentarfilmerin nun den Spiegel vorhält - jedoch nicht ohne sich selbst als Fan-Produkt zu outen.
Da werden sicher einige klagen: nichts Halbes und nichts Ganzes, aber solche Kritik am hier besprochenem Film hätte nur dann Hand und Fuß, wenn man tatsächlich etwas Bedrohliches im Verspieltem Umgang mit den Slasher-Filmen sehen würde. Und dann müsste man so ticken wie die konservativen Gewaltspiele-und Horrorfilm-Zensoren, welche Bluttaten gern dem Konsum abseitiger Medienbeiträge zuordnen. Da es beim Stammzuschauer des Genres nie zu einem solch verdrehtem Weltbild kommen kann, eben weil er Gefallen an diesen Stoffen gefunden hat, sind die Voraussetzungen etwas mit „Behind the Mask“ anfangen zu können somit gegeben, so das es nun nur noch auf die Erwartungshaltung des Fans ankommt. Ist diese nicht zu hoch angelegt geht alles in Ordnung, vorausgesetzt man kann mit dem hohen Anteil des umstrittenen Found Footage-Verfahren etwas anfangen, welches mehr als die Hälfte des Filmmaterials ausmacht. Zudem sollte man sich damit abfinden müssen, dass das Finale nicht anders ausfällt als in den hier zitierten Vergleichsstoffen. Ebenso liegt die sich zu Beginn des Finales auftuende Wendung für jeden Kenner des Genres lange vor dem geistigen Erwachen der Heldin klar auf der Hand, eine Überraschung ist die Umpositionierung von Taylors Rolle in Leslies Spiel sicherlich nicht.
Es liegt also genau an diesen Punkten ob der Genre-Freund mit der hier vorliegenden Umsetzung einer tollen Idee etwas anfangen kann oder nicht. Wer nicht alles zu Ende gedacht braucht kann mit dem Ergebnis jedoch zufrieden sein, auch wenn ein guter Autor mehr aus den Möglichkeiten herausgeholt hätte als es Glosserman tat. Meiner Meinung nach findet sich das Gelingen des Stoffes jedoch in einem ganz anderen Bereich, und den hat Glosserman definitiv erreicht: er hat Leslie Vernon trotz dem Blick hinter die Kulissen nicht seiner Mystik beraubt, sondern ihm eine neue hinzugefügt. Außerdem wirkt der toll geschminkte Maskenmann selbst dann, wenn man den Menschen dahinter zuvor kennen lernen durfte. OFDb
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