Schmuddelfilmer Jess Franco beherrscht es wie kein anderer im Schundfilmbereich ordentlich auf die Kacke zu hauen und nicht an sleazy Elementen zu sparen. Es gibt kaum eine Szene, in welcher die hier agierenden Frauen nicht nackt sind, Sexentzug wird als Foltermethode verwendet, Männer-hassende Lesben vollziehen diese Prozedur. Warum hierfür zunächst mit den Männern geschlafen wird, bevor sie mit einem Gas eingenebelt, dann eingesperrt werden und schließlich mit Sexentzug bestraft werden, bleibt das Geheimnis der unsinnigen Welten des Regisseurs, solche Widersprüche machen aber zu einem guten Teil den Reiz seiner Filme aus.
Dies macht es zumindest mehr als die schlaffe Erotik, mit welcher Franco provozieren will. Männer mit schlaffer Nudel imitieren den Beischlaf, Frauen schauen währenddessen lustlos drein. Stripszenen geschehen mit selbigem desinteressierten Blick wie in Trance, werden aber bejubelt und beklatscht als hätte man gerade eine saugeile Nummer gesichtet. Auch in anderen Bereichen darf man sich optisch verarscht fühlen. So imitiert rote Fingerfarbe Blut, während grüne, inhaltlich belustigend, zu einem sexuell stimmulierenden Mittel wird, ein Gimmick welches dem Stoff seine satirische Note nimmt, hätte ohne das Aphrodisiakum die Idee von mit Sexentzug gefolterten Männern doch eine wunderbare Antwort auf die cineastisch gesehene sexgeile Zeit sein können, in welcher „Das Frauenhaus“ entstand. An anderer Stelle bekommen auch die Schulmädchenwünsche des damaligen Kinopublikums in einer Stripnummer ihr Fett weg, von daher hätte das gepasst.
Aber so absichtlich lustig Stelzbock Franco seinen Sex-Thriller an mancher Stelle auch inszeniert, Satire ist das nicht. Es ist nicht einmal ein halbwegs intelligenter Stoff dem wir hier beiwohnen, selbst dann wenn die Finalereignisse dem Stoff so einige überraschende Wendungen bescheren. Schließlich reiht Franco zunächst nur Sex- und Erotikszenen wahllos aneinander, weiht uns zwischendurch in die Foltermethoden einer lesbischen Sekte ein, nur damit diese viel später im Film endlich bei so etwas wie einer Handlung angekommen, für irgendeinen Geheimdienst arbeiten. Wie unsinnig das ist, ist freilich in solch einem freiwilligen Schundfilm egal, wird durch einige Momente am Schluss jedoch zumindest halbwegs begradigt.
Dass „Blue Rita“ (Alternativtitel) in diesem Zustand nicht einfach nur zum Kopfschütteln animiert, sondern bis zu einem gewissen Punkt sogar zu unterhalten weiß, verdankt solch ein unterirdisch dämlicher Stoff schließlich Francos Gespür für Schundkunst. Musikalisch ist der von einer Combo begleitete Film hervorragend untermalt, mal mit Blasmusik im Zentrum der Melodie, mal mit Klaviermusik, in beiden Varianten aber edel und schlüpfrig zugleich ausfallend. Und wenn Franco uns in einer Szene den lesbischen Akt kaum erkennbar verschwommen im Hintergrund präsentiert, während gut sichtbar im Vordergrund die Fische im Aquarium schwimmen, dann zeigt das sein Gespür für das Spezielle, welches das Reinschalten in seine Werke fast immer wieder lohnt.
Für meinen Geschmack steckt „Das Frauenhaus“ für einen Franco-Film irgendwo zwischen den Stühlen fest. Dass Freunde des Mainstream-Kinos die Werke dieses improvisierenden Künstlers grundsätzlich meiden dürfte klar sein, die Hälfte der Bewunderer des sogenannten Bahnhofkinos meiden ihn schließlich ebenso. Oft zu Recht, wie ich finde. Und obwohl ich mich mittlerweile mit dem Stil des ungewöhnlichen Filmemachers angefreundet habe und einige seiner Werke mag, so kann ich mich für den 1977 in der Schweiz und in Frankreich gedrehten Streifen doch nur stellenweise begeistern, ist er mir in seiner ersten Hälfte doch eine Spur zu lahm ausgefallen.
Diese lustlosen Sexszenen die dort aneinander gereiht werden verlieren mit der Zeit ihren Schundfilmreiz. Und von einer provokativen Maschine mit Dildo-Hebeln und bunten Lichtern einmal abgesehen, sowie von interessant in Szene gesetzten Räumen, hat diese in ihrer Endloswiederholungsschleife der immergleichen Szenarien auch nur wenig zu bieten. Die zweite Hälfte gefiel mir da schon wesentlich besser, bereitete diese doch gar unterhaltsame Minuten, was den Film in seiner Gesamtheit damit jedoch auch nicht retten kann. Ich sympathisiere mit dem Streifen, kann ihm jedoch nicht genug abgewinnen, als dass ich ihn tatsächlich als gelungenen Schundfilm des Vielfilmers bezeichnen könnte. Reinschalten sollten ohnehin nur Stammzuschauer Francos. Im Gegensatz zu vielen anderen seiner Werke ist „Das Frauenhaus“ aber zumindest nicht langweilig ausgefallen. OFDb
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