Man könnte meinen Billigfilmer Antonio Margheriti hätte die letzten 15 Jahre verschlafen, schaut sich „Das Alien aus der Tiefe“ doch keinesfalls wie ein Film aus den ausgehenden 80er Jahren, sondern wie ein Jahrzehnt zuvor entstanden, was allein schon der kaum noch aufgegriffene Mix aus Öko-Krimi und Horrorfilm verdeutlicht, der eher in die Zeit von „Barracuda“ gepasst hätte. Wenn man bedenkt wie italienische Filme Ende der 80er Jahre aussahen, nachdem man sich nur noch an amerikanischen Produktionen orientierte, muss dieser weite Schritt zurück jedoch nicht gleich negativ betrachtet werden. Und wer auch einem naiv gestrickten Filmchen, welches fast blutleer und damit harmloser erzählt ist als Italienwerke aus den harten Zeiten, eine Chance geben kann, der sollte ruhig mal einen Blick riskieren.
Zwar erwartet uns auch dann unter diesen Voraussetzungen keine unterschätzte Perle des Schundfilms, aber eine unterhaltsame definitiv, weiß „Alien from the Deep“ (Alternativtitel) seine simpel gestrickte Geschichte doch recht aufregend ohne größere Längen zu erzählen, und dies obwohl die titelgebende Kreatur erst sehr spät ins Geschehen eingreift. Das Abenteuer-Flair kombiniert mit dem Öko-Krimi bereitet bereits ohne Science Fiction-Element genügend Freude, eben weil gar nicht erst versucht wird Klischees und Stereotype aufzubrechen, zu umschiffen oder ironisch zu verarbeiten. Margheriti meint die olle Geschichte, die er da erzählt, todernst, und dies ist es was das Schundfilmchen in Zeiten der so gar nicht ernst gemeinten Horror-Komödien mit seinem Schritt zurück so konsequent anders gucken lässt.
Für manch einen wird „Alien degli abissi“ (Originaltitel) damit zu einer unfreiwillig komischen Lachnummer, für mich zu einem kurzweiligen, sympathischen Schundfilm, den man sicherlich nicht all zu ernst nehmen sollte, aber auch nicht einfach belächeln, ist es doch mutig zu nennen solch ein rückschrittiges Werk in besagten Zeiten auf den Filmmarkt zu schmeißen. Was mancher als fehlerhaftes Steinzeitverhalten zu kritisieren vermag, zeigt mir nur, dass der Begriff Rückschritt keineswegs grundsätzlich für eine negative Eigenschaft steht, sondern auch sehr gut tun kann, gerade in Zeiten (und das war 1989 längst der Fall) in denen das Genre-Kino sich immer mehr auf seine Schaueffekte anstatt auf seine Geschichte konzentrierte.
Mit tollen Effekten um sich zu werfen könnte man Marggheriti, der sich im Vorspann Anthony M. Dawson nennt, im Abspann jedoch unter seinem italienischen Namen bei weiteren Funktionen genannt wird, nun wirklich nicht vorwerfen. Seine Miniaturmodelle sind als solche stets zu erkennen, und das Alien ist ein umfunktionierter Bagger, zumindest Teile eines solchen, bei dem man nicht einmal versucht hat die Hydraulikkabel zu kaschieren. Oft blickt man in Großaufnahmen genau auf sie. Der Atmosphäre gibt dies keinen Abbruch. Die Kralle weiß zu gefallen, ihre Wirkung auf den menschlichen Körper ist schmerzhafter Natur, und das komplette Chaos an Explosionen und Bränden gibt dem Alien gar nicht erst die Chance langweilig zu wirken.
Wie naiv „Das Alien aus der Tiefe“ ausgefallen ist zeigt allein die Begründung das Alien wäre durch die hohe Radioaktivität angelockt worden. Geistreich, innovativ oder pfiffig ist das hier besprochene Trivialfilmchen überhaupt nicht ausgefallen. Margheriti macht sich aber auch nicht vor irgendetwas davon zu wollen, konzentriert sich einzig auf den reißerischen, abenteuerlustigen Unterhaltungswert des Streifens und liefert damit einen Genre-Beitrag ab, der zwar nicht lange im Gedächtnis bleiben wird, aber sympathisch genug ausgefallen ist um sich mal wieder unter Niveau unterhalten zu lassen. Der Freund der 70er Jahre-Italo-Filme dankt es dem Regisseur definitiv. OFDb
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