„Tagebuch eines Mörders“, den man aufgrund der ähnlichen Titelgebung nicht mit dem 6 Jahre später erschienenen deutschen Lustspiel „Tagebuch eines Frauenmörders“ verwechseln sollte, zeigt uns Vincent Price in einer geradezu typischen Rolle. Pendelnd zwischen Gut und Böse darf er mimisch vielfältig zeigen was er kann, und mag Letztgenanntes auch recht selten zu sehen sein, so gehören diese kurzen Momente doch zu den Höhepunkten seines hier geforderten Spiels.
Man merkt, dass sich Price kein Bein für diesen Film ausreißt. Er spielt das was man von ihm sehen will gekonnt routiniert, und das passt schon ganz gut zu einem Film, der nicht wirklich etwas Innovatives zu erzählen hat, und trotzdem gut zu funktionieren weiß. Wahre Höhepunkte gibt es nicht. „Horla - Tagebuch eines Mörders“ (Alternativtitel) plätschert angenehm vor sich hin ohne nennenswerte Höhen oder Tiefen - abgesehen vielleicht von der etwas zu geschwätzigen Art des Dämons, welche ihm einer Mystik beraubt, die er allein aufgrund seiner rätselhaften Physis besitzt. Gern würde man mehr von ihm und seiner Gattung erfahren. Zu gern würde man einen Blick in seine Wahrnehmungsebene riskieren.
Stattdessen speist man uns mit einem typischen Horror-Plot der 60er Jahre ab, nicht so phantasiereich wie das was Le Borgs Film ausblendet, aber interessant genug wiedergekäuert, um dem Stammzuschauer charmante Standardware zu bescheren. Die Verwandtschaft zu „Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ oder „Jack the Ripper“ ist nicht zu übersehen, dennoch darf es verwundern, dass sich der Streifen lange Zeit nicht wirklich für seine im Hintergrund plätschernde Horrorgeschichte interessiert. Dem Autor bereitet es viel mehr Freude mit dem Charakter des Richters zu spielen, so dass wir ihn in seiner Vielfältigkeit bereits vor dem Kontrollverlust durch einen Dämon kennenlernen.
„Diary of a Madman“ (Originaltitel) lebt von der Verspieltheit, mit welcher der Alltag des Richters und sein Umfeld dargeboten wird. Dementsprechend verspielt tritt auch der Dämon ins Geschehen, der eher wie ein Mix aus Geiselnehmer und Anstifter wirkt, anstatt wie eine bedrohliche, dämonische Präsenz. Wer mit dieser verspielten Leichtigkeit des Stoffes in einem ernsten Horrorfilm nichts anfangen kann, wird sicherlich auch die lange Phase bemängeln, in der rein Genre-technisch zu wenig passiert. Wer jedoch mit der augenzwinkernden Art des Streifens etwas anfangen kann, dem ist es egal ob der Horror lange Zeit pausiert oder nicht. Und dem ist es auch egal, dass der Horrorpart nicht gruselig oder düster daher kommt.
Letztendlich ist „Tagebuch eines Mörders“ mental schlichtweg ein reiner Vincent Price-Film, ohne dabei das Talent der um ihn herum agierenden Mimen schmälern zu wollen. Price ist es, der den Film am Laufen hält. Die Geschichte ist weder einfallsreich, noch aufregender Natur. Freunde der berühmten Genre-Größe werden definitiv ihren Spaß haben, eben weil die Rolle so perfekt auf Price zugeschnitten ist. Zudem ist man von Price das augenzwinkernde, lockere Spiel im Horrorbereich gewohnt, so dass der Kenner seiner Stoffe vom Schwerpunkt des Streifens sicherlich nicht unangenehm überrascht wird. OFDb
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