06.11.2016

V - DIE AUSSERIRDISCHEN BESUCHER KOMMEN (1983)

„V - Die außerirdischen Besucher kommen“ war in seiner Erscheinungszeit ein besonderes TV-Phänomen, wurde der Sternenkrieg, der erfolgreich seit Jahren im Kino tobte, doch gekonnt in die Fernsehlandschaft transferiert, mit Spezialeffekten, die für seine Zeit für eine olle TV-Produktion bahnbrechend waren. Mag es auch nicht in jedem Moment krachen und rumsen, die Verfolgungsjagden mit den Fluggleitern, das Auftauchen der großen Raumschiffe über den Städten und die Schießereien zwischen Mensch und Alien sind ein Freudenfest für Science Fiction-Fans des Popkornbereichs, und die rar gesäten Kreatureneffekte wissen ebenfalls zu überzeugen.

„V“ funktioniert auch heute noch, vorausgesetzt man erwartet nicht zu viel und akzeptiert, dass es sich bei der plakativ erzählten Geschichte um Trivialunterhaltung handelt, die ihre Botschaft mit dem Holzhammer serviert, uns Stereotype anstatt greifbarer Charaktere vor die Nase setzt und ein versimpeltes Gut- und Bösebild präsentiert, wie es geradezu typisch für eine amerikanische Produktion ist. Subtile Töne darf suchen wer will. Die auf fünf Spielfilme gestreckte TV-Mini-Serie „V“ ist ein reißerisches Stück Science-Fiction-Unterhaltung in lauten Tönen, mit wuchtigen Cliffhangern, hohlen Helden und kitschiger Dramatik.

Es gleicht einem Wunder, dass „V - Die außerirdischen Besucher kommen“ so wunderbar funktioniert, verkörpern doch eigentlich nur recht schwache Darsteller das Figurenmeer und badet die Science Fiction doch oftmals im Seifenoper-Bereich, so als gucke man gerade eine „Dallas“-Episode in der zufälliger Weise Außerirdische auftauchen. Neben der geglückten Spezialeffekte, liegt das Funktionieren der Serie hauptsächlich an dem gekonnten Wecken des Kindes im Manne, das von den Drehbuchautoren mit allerhand Spielereien befriedigt wird. Karrieregeile Streitigkeiten in der Chefetage der Aliens, das monströse Reptilienbaby, Verschwörungen mittels Gehirnwäsche, der Mensch als Nahrungsquelle, in „V“ wird mit keiner Zutat gespart, die zu einem abenteuerlichen Märchen dazu gehört. Und da uns gerade der erste Spielfilm einen detailierten Blick auf die große Menge an für die Handlung wichtigen Figuren gewährt und in seiner langsamen Erzählart zudem Schritt für Schritt aufweist, wie die Aliens an die Macht kommen konnten, macht dieses unreife Stück Faschismus-Kritik einfach Spaß.

Während Marc Singer völlig verkrampft und frei jeder erkennbaren Ironie den knallharten Actionhelden mimt, der die nicht minder schlecht verkörperte Anführerin der Rebellen stets von oben herab Kindchen nennt, weiß „Freddy Krueger“ Robert Englund als zahmer Vertreter der Aliengattung zu überraschen, was seine Wirkung in den „Nightmare on Elm Street“-Filmen zusätzlich zu bereichern weiß. Wahres Schauspieltalent beweist aber eigentlich nur der charismatische Michael Ironside, auf den man jedoch bis zum 4. Spielfilm warten muss, bis er ins Geschehen tritt. Ebenfalls positiv fällt der jüdische alte Mann auf, der die überforderten Jungdarsteller an seiner Seite stets locker an die Wand spielt. Ihm haben wir die wenigen emotionalen Momente der Serie zu verdanken, die trotz dick aufgetragenem Kitsch dennoch zu berühren wissen.

Wer sich geistfrei auf einen abenteuerlichen Mix aus Seifenoper, Science Fiction, Action und Drama mit eindimensionalen Charakteren in schlichter Gut-Böse-Aufteilung einlassen kann, dem wird hinter all den schlechten Eigenschaften eine überraschend gelungene Serie offenbart, die einen zum Mitfiebern verleitet, das Kind im Manne sättigt und mit einfallsreichen Plotwendungen die Neugierde stets oben hält. „V“ will unterhalten, nichts mehr als das, eben so wie sich das Fernsehen einst vom Kino unterschied. Heute fällt er dem modernen Publikum sicherlich nur noch wegen der überholten Spezialeffekte negativ auf, ist das Kino doch längst ähnlich plump ausgefallen, wie die Trivialrezeptur dieser sympathischen TV-Produktion.

Uns soll es egal sein. „V“ füttert die niedrigsten Instinkte im Menschen. Er weckt Rachsucht und Genugtuung ebenso wie Ehrgefühl und Mitleid. Er lässt uns manches Mal in seiner Idiotie ebenso die Augen verdrehen, wie er auf der anderen Seite auch mit raffinierten Twists überrascht. Und wenn dann noch der ein oder andere trockene Witz das bierernste Treiben aufbricht, meist in Form treffsicherer Sprüche, dann kann man eigentlich nicht mehr über „V“ meckern. Dann muss man schon ein arg verbohrter Dickkopf sein, der einfach nicht wahrhaben will dass stupide leichte Kost eben manchmal doch genau das Richtige für einen wunderschönen Videoabend ist.

Einzig das Ende ist ein Aspekt, an dem es nichts schön zu reden gibt, nicht nur weil es an Einfallslosigkeit kaum zu unterbieten ist, sondern auch weil „V“ in dieser Phase das Genre von Science Fiction auf Fantasy wechselt. Das sorgt zwar für eine Ernüchterung am Schluss, sofern man mit den Figuren mitempfinden kann löst sich die Enttäuschung jedoch schnell wieder in Wohlgefallen auf, wenn man sich zusammen mit den liebgewonnenen Protagonisten über das obligatorische Happy End freuen darf. Wer „V“ in guter Erinnerung halten will, sollte dann auch mit dem Ende des 5. Spielfilms die Spielwiese verlassen, ist der ein Jahr später folgende Nachzügler „V - Die Außerirdischen Besucher kommen zurück“ doch extem plump und arg überkonstruiert ausgefallen. Auch von dem Remake aus dem Jahr 2009 sollte man unbedingt die Finger lassen.  OFDb

2 Kommentare:

  1. Ich hab damals das Remake gesehen. War tatsächlich keine gute Entscheidung. Das Original kenne ich jedoch gar nicht. Scheint aber zumindest oberflächlichen Spaß zu liefern. Also doch mal irgendwann reinschauen, hab ich das Gefühl.

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    1. Es badet mitten in den 80ern und krankt an jeglichen Klisches und Stereotypen. Wenn Dich das nicht abschreckt unterhälts.

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