17.01.2017

DIE BESTIE MIT DEM FEURIGEN ATEM (1971)

Wer sich in das Sub-Genre des Giallo neu einfinden möchte sollte einen anderen Film als den merkwürdig betitelten „Die Bestie mit dem feurigen Atem“ sichten, könnte man doch sonst den Eindruck gewinnen diese Filmgattung stünde für Krimi-Routine angereichert mit harten Effekten. Viel mehr bietet Riccardo Freda dem Publikum nicht, was nicht weiter wild ist, da es reicht um den Stammzuschauer zu unterhalten, hervor im Meer der anderen Giallos tritt sein Werk jedoch nicht, was mitunter daran liegt, dass sein Held der Geschichte wenig charismatisch besetzt ist, ein Element das häufig beim italienischen Thriller dieser Zeit von tragender Wirksamkeit ist.

Obwohl Freda sein Werk mit harten Momenten ausstattet finden viele der Morde nicht vor laufender Kamera statt. Nicht nur dass wir ihnen als Zuschauer nicht beiwohnen dürfen, sie finden meist nicht einmal im Off statt oder werden durch das Auftauchen des Unbekannten angekündigt und abgebrochen. Oftmals bekommen wir lediglich plötzlich die Leiche des nächsten Verstorbenen präsentiert, was manch einem nicht schmecken dürfte, gehört es doch zur Rezeptur eines guten Giallos dazu, dass die Morde geradezu zelebriert werden.

Der ungewöhnliche Drehort Irlands und die zärtlich angenehm routinierte Hintergrundmusik federn einiges wieder von dem ab was „The Iguana with the Tongue of Fire“ (Alternativtitel) an anderer Stelle vermissen lässt. Der Film bietet weder einen raffinierten Kriminalfall, noch eine akzeptable Lösung. Die Hauptfigur ist wie erwähnt blass besetzt, und folgen kann man den Ermittlungen des Mannes nicht wirklich, so dass der Film lediglich ein verpuzzeltes, da fast schon sinnlos aneinandergereihtes, Szenario präsentiert, das irgendwann mit der Aufdeckung irgendeines Mörders zu einem Schluss geführt wird.

Freda hält sich nicht einmal daran die häufigste Mordmethode des Killers, das Gesicht der Opfer mit einer Säure zu verätzen, zur Standardmethode zu machen. Warum der Killer mal so und mal ganz anders vorgeht, bleibt ein Geheimnis wie so vieles im Film. Lediglich am Schluss erfahren wir eine zusätzliche Erkenntnis des Ermittlers, die zu einer gerechten Schluss-Pointe führt und uns deutlich macht, dass unser Killer nicht für alle Morde zuständig war.

Trotz manch wunderschöner Landschaftsaufnahmen und manch morbiden optischen Leckerbissen, wie die tote Katze im Kühlschrank, ist „L‘iguana dalla lingua di fuoco“ (Originaltitel) fotografisch längst nicht so schön eingefangen, wie man es von den meisten Giallos gewohnt ist. Im charakterlichen Bereich sticht die Schrulligkeit der Mutter des Ermittlers als angenehme Ausnahme hervor, was die ansonsten zu verkrampft eingefangene Ernsthaftigkeit ein wenig auflockert. Auch manch eher unmotivierte Nacktszene sorgt für einen weiteren quantitativen Sehwert. Das Alter des Films erkennt man diesbezüglich an der Freizügigkeit einer sehr jungen weiblichen Darstellerin gegen Ende, die längst noch nicht das Erwachsenenalter erreicht zu haben scheint.

„Die Bestie mit dem feurigen Atem“ ist schnell vergessene Routinekost, nicht mehr und nicht weniger und deswegen nur den Stammzuschauern des Giallo-Genres zu empfehlen. Andere werden zwischen gelangweiltem Schulterzucken und Ekelgefühlen hin und her pendeln, nicht wissend dass es den Fan dieser Art Film bereits entzückt, wenn ein mit Handschuhen bekleideter Unbekannter ein Rasiermesser zuckt.  OFDb

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