Ich hatte meinen Spaß mit dem eher tolpatschig umgesetzten, aber äußerst charmanten Versuch mit „Karate Jack“ die Genres Eastern und Western zu vereinen. Dementsprechend war ich erfreut zu lesen, dass es eine Fortsetzung gibt. Leider hatten die Produzenten mit „Zwei durch dick und dünn“ andere Pläne als mit dem Original, denn der deutsche Titel sollte sich nicht nur wie ein Bud Spencer/Terence Hill-Film anhören, man versuchte mit diesem Projekt tatsächlich an den Erfolgen des schlagfreudigen Duos anzuknüpfen, welches zu Beginn seiner Erfolgswelle in Spaß-Western unterwegs war. „Karate Jack“ war mit seinem anderen Genre-Mix als Alternative zur Western-Komödie gedacht und gewann lediglich durch die deutsche Synchronisation ein wenig an Humor. Eine leichte Verwandschaft zu den Spencer/Hill-Filmen war aber tatsächlich dort bereits erkennbar.
Das Einstreuen so ziemlich jeden Eastern-Klischees ließ den Vorgänger jedoch trotzdem anders wirken. Seine unbeholfene Art, das scheinbare Fehlen einer zu erzählenden Geschichte und die Besetzung des so gar nicht wirksamen Chen Lee machten aus dem Film etwas Besonderes. Er war zu charmant um ihn wirklich als missglückt zu bezeichnen und zu wackelig angegangen um ihn wirklich ernst nehmen zu können.
Die unter Regisseur Bitto Albertini entstandene Fortsetzung ist hingegen ein Formelprodukt, eine von Produzenten durchdachte Marketing-Idee zu einer Zeit, in welcher es noch nicht bewiesen war, dass man das Konzept der Spencer/Hill-Komödien nicht einfach mit ähnlichen Hauptfiguren kopieren kann. Auch Werke wie „Vier Fäuste schlagen wieder zu“ und „Vier Fäuste und ein heißer Ofen“ versuchten sich an einer solchen Kopie, dies sogar noch direkter angeknüpft als der hier besprochene Streifen, nach diesen missglückten Gehversuchen war man jedoch schlauer und ließ es bleiben die beiden beliebten Haudegen ersetzen zu wollen.
Anbei wurde Shanghai Joe für die Fortsetzung ebenfalls ausgetauscht. Statt Chen Lee agiert nun Chen Lie, klingt gleich, liest sich anders - aber vor allen Dingen schaut er sich auch anders, denn nun ist Shanghai Joe professioneller besetzt, was den Reiz dieser Figur im Wilden Westen mindert. Mit ernsterer Mine als sein Vorgänger agierend, obwohl die Fortsetzung im Gegensatz zu Teil 1 eine Komödie sein soll, besitzt er nicht mehr den Charme des Original Shanghai Joes, auch wenn die Neubesetzung definitiv besser kämpfen kann.
Leider ertönt aber auch mit jedem Kampf des Helden ein eigens für ihn komponiertes Shanghai Joe-Lied, deutlich orientiert an den Soundtracks der Spencer/Hill-Filme, aber eben leider so gar nicht passen wollend in einen schundigen Karatefilm, der im Wilden Westen spielt. Nicht nur dass die Fortsetzung dadurch um den flotten Soundtrack des Originals beraubt wurde (welches Caiano damals einfach von einem seiner früheren Filme übernahm), die Erkenntnis, dass eine musikalische Untermalung während der Kampfszenen diesen die Atmosphäre raubt, ging ebenfalls verloren.
So schaut sich „Return of Shanghai Joe“ (Alternativtitel) arg bemüht und leider auch anstrengend für den Zuschauer, der weder einen kurzweiligen Spencer/Hill-Klon vorgesetzt bekommt, noch solch unbeholfenen Spaß wie „Karate Jack“. Es wird diesmal eine echte Geschichte erzählt, die andererseits wiederum ziemlich uninspiriert ausgefallen ist. Und als Pluspunkt hat man Klaus Kinski diesmal für eine größere Rolle gewinnen können. Aber was nutzt dies, wenn das Endprodukt in seiner zu konstruierten Art lediglich langweilt, eben weil sie die Leichtfertigkeit eines funktionierenden Trivialproduktes vermissen lässt? Wer auch immer auf die Idee kam der Reihe ein neues Etikett aufkleben zu müssen, er wurde mit dieser Schnapsidee zumindest nicht belohnt, denn eine weitere Geschichte um Shanghai Joe ist nicht mehr entstanden. Zu wissen, dass dieses Produzentendenken nicht gefruchtet hat, beschert mir zumindest eine innere Zufriedenheit und somit eine Art Trostpreis nach dem Sichten eines missglückten Filmes. OFDb
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